Wie Kunstfotografie aussehen und wie Kunst gesellschaftliche Verantwortung tragen kann, das wird in der umfassenden Ausstellung „Katharina Sieverding“ im K21 in Düsseldorf sichtbar. In ihrer seltenen Radikalität verleiht die Düsseldorfer Künstlerin Katharina Sieverding in einer beeindruckenden Übersichtsschau diesem Anspruch Ausdruck. Denn Kunst, so die Künstlerin, kann Veränderungsprozesse anstoßen.
Sie ist Künstlerin ihrer Zeit und doch sind ihre Werke zeitlos
Irgendwie auch ein beunruhigender Gedanke, dass künstlerische Arbeiten aus den 1969-er Jahren noch heute so bedeutende Relevanz besitzen. Sieverdings Arbeiten waren immer auch eine Auseinandersetzung mit so wichtigen Fragen wie der einer ethischen und politischen Verantwortung angesichts der zahlreichen globalen Krisen. Und im Jahre 2024 sind einige dieser Krisen noch ungelöst, während neue wie Krieg, Flucht, Terror, Antisemitismus aufgetaucht sind.
Mit ihrer Methode, die Fotografie als Basis zu nehmen und sie vielfachen Transformationsprozessen zu unterziehen, um Bezüge aus Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft herzustellen und so Stillstand oder Erneuerung zu zeigen, setzt Sieverding höchste ästhetische und zudem auch ethische Maßstäbe. Die Experimentierfreudigkeit, mit der sie gemeinsam mit Klaus Mettig an ihre Kunst heranging, war damals einzigartig und ist es auch heute noch.
Das künstlerische Profil einer Künstlerin
Die Polaroids ihres Gesichts aus den 1969-er Jahren sind die „Urbilder“, die den meisten ihrer großformatigen Selbstporträts zugrunde liegen. In dieser Ausstellung in Düsseldorf werden sie erstmals gezeigt. Auch die großformatigen Fotografien hat sie Mitte der 1970er Jahre in die Kunst eingeführt. Mit ihren monumentalen Arbeiten, die sich der Performance, der Body Art und dem Experimentalfilm zuordnen lassen, fügte sie der Fotografie eine neue Dimension hinzu.
Die spannende Ausstellung Katharina Sieverding zeigt das beeindruckende Gesamtwerk der Künstlerin. Neben zentralen Arbeiten aus ihrem 60-jährigen Schaffensprozess steht erstmals auch ein Einblick in ihr umfassendes Archiv als offener Denk- und Diskursraum im Zentrum einer Ausstellung. So ist eine sechswöchig wechselnde Präsentation geplant, die jeweils einen anderen thematischen Fokus beleuchtet.
Die Ausstellung wird heute, am 31. Oktober 2024, 19 Uhr im K21 eröffnet. Eintritt frei
Katharina Sieverding
1.11.2024 — 23.3.2025
Das Begleitprogramm ist beachtenswert und auf der Website zu erfahren.
Titelbild: Katharina Sieverding, Installationsansicht, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, 2024, Foto: Achim Kukulies