In den Karlsruher Kulturstätten gibt es keinen Lockdown der Kreativität. Auch wenn die Häuser derzeit gezwungen sind, ihre Tore dem Publikum zu verschließen. Die Karlsruher Museen haben innovative digitale Konzepte entwickelt, die bundesweit beispielhaft für die Möglichkeiten digitaler Kultur stehen. Wobei „digital“ keineswegs statisch bedeutet.
Gedankenausstellung im ZMK
Zunächst geht es zur Gedankenausstellung im Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe. Hier können „Critical Zones“ – „kritische Zonen“ – erforscht und entdeckt werden. Mit einer Multimediaausstellung, die Peter Weibel, Leiter des ZMK, gemeinsam mit dem französischen Philosophen Bruno Latour konzipiert hat. Um sie zu erleben, brauchen die BetrachterInnen die Gedankenkraft der Fantasie und des Assoziationsvermögens. Die Inszenierung trägt den Untertitel „Horizonte einer neuen Erdpolitik“, die ja offensichtlich heute gefragt ist.
„Moodtracker“ Kunst
Der Himmel ist jetzt manchmal ganz schön grau und die Stimmung auch nicht besonders strahlend. Homeoffice und lärmende Kinder trotz Videokonferenz. Wer aber noch im Schlafanzug ist und es sich bequem machen kann, nur zu! Der „Moodtracker“ 3 findet es ohnehin heraus, in welcher Stimmung du bist. Aber er muntert auch auf, motiviert oder beruhigt. Und zwar mit einer stimmungsvollen, passenden Auswahl von Gemälden aus dem Bestand der Kunsthalle Karlsruhe. Eine tolle Idee.
https://www.moodfor.art/wasting-time/
Ebenso erfrischend und belebend ist Sekt für alle!
Das Leben muss ja weiter gehen. Hier kommt das Prickeln jedoch nicht aus der Flasche, sondern von Sigmar Polkes (1941 – 2010) gleichnamigen Kunstwerk. Sie kennen es nicht? Dann ist es höchste Zeit sich im übertragenen Wortsinn „einen zu zwitschern“. In ihrem „Kunstgezwitscher“ 1 der Städtischen Galerie Karlsruhe interpretieren die Kunsthistorikerin Martina Welte und der Karlsruher Fotokünstler Eric Schütt online im bebilderten Podcast Kunstwerke, die – gäbe es die Pandemie nicht – im Museum zu sehen wären.
Der verordnete Stillstand hat wenigstens eine positive Seite: endlich Zeit und Muße, Kunst tiefer zu verstehen und intensiver zu betrachten. Nur drei Beispiele dafür, dass Karlsruhe, wenn es um Kultur geht, eher Karls(un)ruhe heißen müsste. Auch wenn die Umstände widrig und das persönliche Erleben zurzeit leider nicht möglich ist.