Es gibt nicht sehr viele deutsche Jazzpianistinnen, die 27-jährige Julia Kadel aus Berlin ist eine, die gerade ihr Debütalbum „Im Vertrauen“ auf dem renommierten Blue-Note-Label veröffentlicht hat. Zusammen mit zwei Vollblutmusikern, dem deutsch-norwegischen Bassisten Karl-Erik „Kalle“ Enkelmann und dem Dresdener Schlagzeuger Steffen Roth, ist ihr ein phänomenales Stück Jazz gelungen, das ich, weil wenig Erfahrung, nicht ganz zuordnen kann. Was ich aber nach mehrmaligem Hören mit Bestimmtheit sagen kann, ist, dass das Album sehr gut ist.
Ohne Worte Geschichten zu erzählen, ist im Jazz ja nicht ungewöhnlich; schwieriger ist es für den Hörer herauszufinden, was da erzählt wird. Aber vielleicht ist es ja auch immer eine je individuelle Poesie, die sich jedem anders erschließt, ein Kommunikationsreigen zwischen Musikern, die sich mit ihrem Spiel frei aufeinander zu – und wieder fortbewegen. Kadels Pianospiel ist oft kraftvoll, wenngleich die Anschläge engelsgleich leicht sind.
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Es scheint kein vorgefertigtes Ganzes zu geben, das abgespielt wird, sondern ein Gespräch, wobei man nicht weiß, wer es gerade anführt. Mal dominiert das Piano und die Künstlerin experimentiert auch schon einmal mit Klängen, die daraus resultieren, dass sie einen Trommelschlegel sanft gegen die Innereien des Pianos schlägt. Darauf antwortet der Schlagzeuger, mal eindringlich, mal mit sanften Jazzbesen, wobei der Bassist mit seinem Spiel die verschiedenen Nuancen setzt.
Bei einem meiner Lieblingsstücke, „Tropfen“, gibt es übrigens keine Interpretationszweifel – man hört sie, wie sie unterschiedlich tonal irgendwo auftreffen – je nach Instrument – ganz wunderschön.
Das Album vereint viele Jazzstile, die Künstler nehmen sich die Freiheit, aus ihrem musikalischen Fundus zu schöpfen, beeindruckend perfekt und sicher auf ihren Instrumenten. Ein Jazz-Trio, das Poesie auf die Bühne und ins Wohnzimmer bringt.
Julia Kadel Trio
Im Vertrauen
Format:CD
Label: UMI Jazz Germany
VÖ: 29.08.2014