Sehr frei nach der Vorlage des Buchs „Jugend ohne Gott“ von Ödön von Horváth kommt heute der gleichnamige Film in die Kinos, der anders als der Roman in der Zukunft spielt. Gott spielt tatsächlich während des ganzen Films keine Rolle, dafür umsomehr die Spaltung der Gesellschaft in Gewinner und Verlierer, in Menschen, die etwas leisten oder eben nicht. Und das beginnt insbesondere bei den Auswahlverfahren zu Schulen und Hochschulen. Nichts kann mehr verheimlicht werden, die Digitalisierung ist so weit fortgeschritten, dass es Anonymität nicht mehr gibt. Auch die Gruppe Studenten und deren Leistungen, IQ und Herkunft sind digital erfasst. Sie gehören zur Elite und befinden sich auf dem Weg zu einem Hochleistungscamp.
Darunter auch Zach (Jannis Niewöhner), der gerade seinen Vater verloren hat und sehr darunter leidet. Nicht nur deswegen ist er wenig motiviert, sich dem Wettbewerb zu stellen und einen Platz an der renommierten Rowald Universität zu bekommen. Er hat ganz andere Vorstellung vom Leben. Im Camp werden die Studenten nach ihnen nicht bekannten Verfahren untergebracht und müssen ihre physischen und mentalen Fähigkeiten unter Beweis stellen.
Nadesh (Alicia von Rittberg) teilt mit Zach die gemeinsame Unterkunft und versucht, ihm näherzukommen. Zach jedoch zieht sich lieber zurück und notiert seine Erfahrungen und Gedanken in seinem Tagebuch, das ihm nur bedingt zugestanden wird, da analoge Notizen im Camp verboten sind. Als Zachs Tagebuch verschwindet und ein Mord geschieht, gerät Zach unter Verdacht, sein Lehrer (Fahri Yardim) versucht zu helfen, verfolgt aber in Wahrheit auch eigene Interessen. Seine Tätigkeit als Lehrer steht vielleicht auf der Kippe.
Während die Buchvorlage einen konkreten Zeitrahmen, Deutschland zur Nazizeit hat, richtet der Film seinen Blick in die Zukunft, in gesellschaftliche Entwicklungen, die sich schon heute abzeichnen. Bekanntlich wird die Kluft zwischen reich und arm immer größer, im Film gibt es nur noch Verlierer oder Gewinner. Der Mittelstand existiert quasi nicht mehr und entweder man schafft es oder man schafft es nicht.
Wer durch Reichtum der Eltern begünstigt ist, nimmt die Hürden leichter. Doch es droht stets die Gefahr herunterzufallen – dann wieder auf aufzusteigen, ist sehr schwierig.
Drei Ich-Erzähler sehen aus ihrer Sicht die Ereignisse im Camp, alle haben eine ganz eigene Interpretation und verhalten sich entsprechend. Dadurch gewinnt der Film, der von einer düsteren Spannung durchzogen ist, an Dynamik. Beklemmende Bilder und großartige Aufnahmen, überzeugende Schauspieler bis in die kleinsten Rollen, und eine Filmmusik, die die Atmosphäre der unterschwelligen Bedrohung noch unterstreicht – der Film bietet spannende Unterhaltung und regt darüber hinaus zum Nachdenken an.
Filmstart: 31.8.
Fotos: Constantin Film