Jools Holland: Sirens of Songs

In der britischen Musikwelt ist Jools Holland eine populäre Institution. Mit seiner Fernsehshow „Later“ präsentiert der Pianist, TV-Moderator und Bandleader seinem Publikum allwöchentlich auf BBC 2 eine breite stilistische Mischung etablierter Musiker und neuer Talente. Aber auch als Komponist und Musiker hat der umtriebige Brite seine Meriten längst erworben. 2012 war er mit seinem Album „The Golden Age of Stars“ außerordentlich erfolgreich. Jetzt legt Holland mit seinem neuen Opus „Sirens of Songs“ nach, das er mit einer handverlesenen Auswahl namhafter Künstlerinnen und seinem exzellenten Rhythm and Blues Orchestra eingespielt hat. Herausgekommen ist ein Set feiner Coverversionen mehr oder minder bekannter Klassiker, die durch Eigenkomponiertes ergänzt werden. Die Mehrzahl der Tracks besteht aus dem, was Holland am besten kann: Boogie-Woogie-Blues unterstützt von seinem gekonnt gespielten Barrelhouse-Piano.
Bei der Auswahl der Songs und mitwirkenden Sängerinnen hat Holland eine glückliche Hand gezeigt. Rumer croont und schnurrt sich herrlich sanft wie ein Kätzchen durch Percy Mayfields „Lost Mind“, einem frühen R&B-Juwel. Hollands Tochter Mabel Ray haucht dem Van McCoys-Klassiker „Sweet Bitter Love“ frisches Leben ein, den bereits Aretha Franklin coverte, wobei der stolze Papa souverän mit einem großartigen minimalistischen Klavierspiel glänzt, dem fast jede Note schon zu viel erscheint. KT Tunstall beeindruckt mit einer exzellenten Interpretation des Jazz-Standards „Night and Day“, und Melanie C lässt mit einer erstaunlich kraftvollen Version des funkigen „I Wish“ von Stevie Wonder ihre Vergangenheit bei den Spice Girls  endgültig weit hinter sich.

Die wahren Juwelen des schönen Albums findet man freilich an Orten, an denen man sie gar nicht vermutet hätte. Kylie Minogue lässt mit ihrem frechen Cover des Clash-Klassikers „Should I Stay Or Should I Go“ buchstäblich die Ohren aufrichten. Laura Mvulas temperamentvolle Calypso-Version des traditionellen US-amerikanischen Folksongs „See-Line Woman“ ist mit dem mehrspurig aufgenommenen rhythmischen Händeklatschen und einer schier außer Rand und Band geratenden, herrlich schrägen Querflöte nicht weniger ansteckend als das swingende „Love me Or Leave Me“ von Emili Sandé.Und Amy Winehouse vernuschelt-fröhliche Version des Reggae-Hits „Monkey Man“ von Toots and the Maytals macht noch einmal deutlich, welch große Lücke ihr allzu früher Tod hinterließ.
Neben den schönen Cover-Songs glänzt Holland mit einigen überzeugenden Eigenkompositionen. Das von Ruby Turners gesungene „I Still Went Wrong“ überzeugt als untadelig geratene Soulnummer mit jenen typischen Harmoniefolgen, die Holland mit traumwandlerischer Souveränität mit seiner rechten Hand auf den Tasten hervorzaubert. Gemeinsam mit Joss Stone entstand das eindrucksvolle Soul-Stück „Letting Me Down“, das mit feinen Piano und Bläser-Arrangements und der ausdrucksstarken Stimme von Joss Stone Leib und Seele wärmt. Und mit „Top to the Bottom Boogie“ unterstreicht die wunderbare Imelda May einmal mehr überzeugend ihren Anspruch auf den Thron der Königin des Neo-Rockabilly.

Fazit: Die Sirenen sind in der griechischen Mythologie Fabelwesen, die halb Frau, halb Vogel mit ihren verführerischen Gesängen die vorbeifahrenden Seeleute anlockten, um sie ins Verderben zu stürzen. Hiergegen war nur gefeit, wer sich die Ohren fest mit Wachsen verschloss. Zwar haben die Sirengesänge des exzellenten Jools Holland Albums „Sirens of Songs“ eine ähnlich betörende Wirkung, jedoch glücklicherweise ohne die schrecklichen Folgen im Mythos, so dass man ihnen wunderbar entspannt lauschen kann.

Das Album “Sirens Of Song” erscheint am 30.01.2015 auf East West Records bei Warner Music

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Standardbild
Hans Kaltwasser
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