„Chapter 3 – Parabellum“ lautet der Titel des dritten Teils der Filmreihe rund um den Auftragskiller John Wick, der wie gewohnt von Hollywood-Superstar Keanu Reeves verkörpert wird. Dabei setzt sich der Begriff Parabellum aus den letzten beiden Worten des lateinischen Sprichwortes „Si vis pacem para bellum“ zusammen. Und dieses heißt so viel wie: Wenn du Frieden willst, bereite den Krieg vor.
Und – so viel sei vorab verraten – der Titel passt bestens zum dritten Film von Regisseur Chad Stahelski. Und zwar nicht nur mit Blick auf die Handlung und die gewohnt zahlreichen Scharmützel innerhalb der 132 Minuten Spieldauer, sondern auch auf das Finale des Action-Streifens. Mehr soll zu diesem an dieser Stelle selbstverständlich nicht verraten werden. Nur kurz: Es wird nicht nur Krieg vorbereitet, sondern auch schon ordentlich geführt.
Durchaus verraten werden darf dagegen, dass die Kombination Reeves-Stahelski – das Duo kennt sich übrigens bereits seit der „Matrix“-Trilogie, in der Stahelski noch das Stuntdouble von Reeves war – bestens funktioniert. Nach den gelungenen ersten beiden Wick-Teilen darf man durchaus sagen: Wieder einmal! Und zwar nicht nur von der Action-Qualität oder vom Unterhaltungsgrad her, sondern auch mit Blick auf die (verdientermaßen) durchweg positiven Einspielergebnisse. Denn während der „nur“ 20 Millionen teure Auftakt der Reihe im Jahr 2014 mit weltweit 88 Millionen Dollar ein kleiner Überraschungshit wurde, sackte „John Wick: Kapitel 2“ bei einem doppelt so hohen Budget drei Jahre später satte 171 Millionen Dollar ein. Fast überflüssig, zu erwähnen, dass nun für das dritte Kapitel noch mehr Geld in die Hand genommen wurde und die Einspielergebnisse entsprechend noch höher ausfallen dürften.
Inhaltlich knüpft „John Wick: Chapter 3 – Parabellum“ unmittelbar an den zweiten Teil an. An dessen Ende wurde der weltweit gefürchtete (ehemalige) Auftragskiller vom Jäger zum Gejagten, nachdem er mit dem Mord des Mafiosis Satino D’Antonio innerhalb des heiligen Continental-Hotels gegen die Regeln und den Ehrenkodex verstoßen hat, die die düstere und brutale Unterwelt anscheinend als einzige Instanzen zusammenhalten. Damit hat Wick nicht nur sämtliche Privilegien und Zugänge zu den Unterwelt-Ressourcen verloren, sondern er muss sich auch der Attacken zahlreicher „Arbeitskollegen“ erwehren, die ihn als Ziel auserkoren haben. Denn auf seinen Kopf sind 14 Millionen Dollar ausgesetzt. Und mit diesem Problem ist Wick erstmals vollends auf sich allein gestellt. Denn nicht einmal sein bester Freund und Continental-Chef Winston (Ian McShane) darf ihm nach den Regeln des „Hohen Rates“ helfen…
Am Ende von „John Wick – Chapter 2“ verabschiedet sich John von Winston mit der Botschaft, dass er jeden töten werde, der ihn zu töten versuche. Und dieser Ankündigung kommt er während der gut zwei Stunden des dritten Teils dann auch eindrucksvoll nach. Wie gewohnt – und bei einer Produktion mit FSK 18 zu erwarten – steht der Kampf auf Leben und Tod in der düsteren wie stylischen Parallelwelt praktisch die ganze Zeit über ganz oben auf der Tagesordnung. Im Minutentakt werden Knochen gebrochen, Klingen in Körpern versenkt und ordentlich Kopfschüsse verteilt. Und all das in gewohnt hochwertiger, da eindrucksvoll durchchoreographierter Manier.
Dabei sind dem Film die höheren Produktionskosten durchaus anzusehen. Denn Stahelski lässt sich in Sachen Action so einiges einfallen und präsentiert dabei weit mehr als „nur“ sehenswerte „handgemachte“ Messerkämpfe und Schießereien. Denn besonders Spaß machen die Momente, in denen John Wick unerwartete Gegenstände wie Bücher oder antike Schießeisen als Waffen und sogar Pferde und Hunde als Mitstreiter einsetzt. Dabei ist in nahezu jeder Szene zu spüren, wie viel Schweiß und Herzblut der immerhin mittlerweile schon 54 Jahre alte Reeves in die kompromisslosen und teils knüppelharten Aktionen gesteckt hat. Man sieht nur selten, das Reeves altersbedingt nicht in jeder Situation das ganz hohe Tempo der Aktionen mitgehen kann.
Reeves füllt Rolle des Jon Wick glänzend aus
Überhaupt füllt der Superstar, dessen Karriere nach einigen Flops vor Beginn der Wick-Reihe noch mehr oder weniger am Scheideweg gestanden hatte, die Figur des gebrochenen wie gefürchteten John Wick erneut gekonnt aus. Reeves, wie immer stilvoll im schwarzen Anzug gekleidet, beweist nicht nur eindrucksvoll seine Kampfskills, sondern strahlt Kompromisslosigkeit, aber auch die nötige Coolness aus. Dabei nimmt er sich – und das gilt auch für den Film als Ganzes – nie zu ernst. Das einzige Problem ist die teils etwas überraschende Charakterzeichnung. Denn während Wick in den ersten beiden Teilen keine Gefangenen sowie seine eigenen Gesetze macht und keine Furcht kennt, bittet er in Teil drei nun gefühlt (zu) oft um Hilfe oder Gnade. Dieser Umstand passt nicht so ganz zur bisherigen Figurenentwicklung.
Ob McShane als Winston, Lance Reddick als Hotel-Concierge Charon oder Laurence Fishburne als Bowery Kind – auch der übrige Cast liefert zu großen Teilen in gewohnter Manier ab. Zugegeben: Sie alle haben dieses Mal allerdings weniger tragende Rollen als zuvor. Neu mit an Bord sind Asia Kate Dillon, die als Richterin des „Hohen Rates“ Wicks Regelverstoß untersucht, sowie Halle Berry als Wicks alte Bekannte Sofia und Mark Dacascos als Sushi kochender und leicht bekloppter Profikiller Zero. Sie alle machen ihre Sache ebenfalls ordentlich bis gut.
Zu Berrys Problem wird allerdings, dass nicht nur ihre Figur, sondern fast der komplette Handlungsstrang, in dem sie auftaucht, überflüssig ist. Zwar trägt ihr Charakter in diesem Abschnitt der Geschichte gemeinsam mit Wick eine der vielen starken Action-Sequenzen und am Ende steht eine wichtige Entscheidung des Protagonisten. Doch den Weg dorthin hätte Drehbuchautor Derek Kolstad nachvollziehbarer und vor allem knapper erfassen können. Denn genau hier hätte dem mit knapp 130 Minuten doch recht langen Film eine Kürzung durchaus guttun können. So ist besagter Abschnitt nicht nur von der Erzähldauer der einzelnen Abschnitte recht unausgegoren. Vielmehr ist auch das Verhalten der einzelnen Charaktere in diesen Minuten schwierig nachvollziehbar.
In der Summe ist es auch die Story des dritten Wick-Teils, bei der noch am meisten Luft nach oben ist. Denn: Während die beiden Vorgänger noch recht minimierte, lineare Handlungsverläufe boten und genau auf diese Weise der geballten Action den nötigen Platz einräumten, versucht der dritte Teil nun, auch in diesem Bereich etwas ambitionierter zu sein. Das ist allerdings weder notwendig noch funktioniert es.
Fazit: Der dritte Teil des „John Wick“-Cocktails bietet eine weitgehend gelungene Mischung aus bekannten Zutaten, die (immer noch) bestens funktionieren, und neuen Ingredienzien. Dabei sind ebenjene aus dem Bereich Action teils erfrischend und machen großen Spaß. Die neuen Zutaten des Story-Teils bremsen den Film allerdings zeitweise etwas aus. Gleichwohl gehört „John Wick: Chapter 3 – Parabellum“ ebenso wie seine beiden Vorgänger zu den stärksten Actionfilmen der vergangenen Jahre.
Wertung: 4 von 5 Punkten
Titelbild: Copyright Metropolitan FilmExport