Jakob Bänsch – neues Album Opening

Was haben die Jazzlegende Wynton Marsalis und der junge, aufstrebende Jazztrompete Jakob Bänsch neben ihrem Hauptinstrument gemeinsam? Richtig, beide haben bereits mit 19 Jahren ihr Debütalbum vorgelegt. Marsalis selbstbetiteles Album aus dem Jahre 1982 legte den Grundstein für seine außergewöhnliche Musikerkarriere; mit seinem Erstlingswerk OPENING, das heute erschienen ist, erweist sich Bänsch als vielversprechendes Talent des deutschen Jazz.

Trotz seiner jungen Jahre kann der gebürtige Pforzheimer, der aus einer Familie von Berufsmusikern stammt, bereits auf zahlreiche erstaunliche Erfolge und Auszeichnungen zurückblicken:

Träger des „1. Bundespreis bei Jugend Musiziert“ sowie des „Young Lion Jazz Award“, Stipendiat der Elbphilharmonie Jazz-Academy, Mitglied des Bundesjazzorchester und Teil des WDR Young Composers Fellowship Programm. Außerdem stand er mit einer Reihe bekannter Jazzgrößen auf der Bühne, darunter Bob Mintzer, Melissa Aldana, Julia Hülsmann, Wolfgang Haffner, Emil Mangelsdorff und Nils Landgren. 

Unterstützt wird er und sein Quartett auf einigen Tracks des Albums von den Gastmusikern Simon Bräumer (Percussion), Pauline Buss (Viola), Sofia Maria Rodriguez (Cello) und Alma Naidu (Vocals). Das Album umfasst zehn Titel, allesamt wunderbare Eigenkompositionen von großer Tiefe, Wärme und Schönheit. Im Verlaufe des Hörens verliert das Achten auf die vielen akustischen Details an Bedeutung und man ist vor allem eines: ergriffen.

bläst seine Trompete virtuos, mit viel Gefühl und klarer technisch-instrumentaler Meisterschaft. All das zeugt von einer großen Herzensreife, die man einem 19-Jährigen kaum zutraut. Mit experimentellen Provokationen und avantgardistischen Free Jazz Ekstasen hat dieser frühe Meister allerdings ebenso wenig am Hut wie sein Vorbild Wynton Marsalis. Wie dieser knüpft er souverän an die gestalterischen Elemente des Modern Jazz an mit klar ornamentierenden Melodienfolgen und transparent gefächerten Harmonien.

Souverän und differenziert agieren auch seine musikalischen Partner. Jakob Obleser zupft oder reibt gefühlvoll die dicken Saiten seines Basses; Leo Asal überzeugt mit präzisem, synkopischen Schlagzeugspiel und Niklas Rover brilliert am Klavier.

Keines der zehn Stücke des Albums ist überflüssiges Füllmaterial, auf das man gut und gerne hätte verzichten können. Angesichts der hohen Qualität fällt es schwer, einen einzigen Favoriten auszuwählen.

Das titelgebende Stück „Opening“ beginnt mit einigen sparsamen Klaviertönen, über die sich rasch eine majestätische Trompete erhebt. Nach und nach gesellen sich die restlichen Mitstreiter des Quartetts hinzu, ein dezenter Bass, rauschende Schlagzeugbecken und wirbelnde Drums.

Die Musik schwillt an und ebbt dann langsam ab. Das temperamentvolle, latinogetränkte „Partida“ gefällt mit seiner übermütig strahlenden Trompete und perlenden Klavierlinien. Die dreiteilige Mini-Suite „Yearning“, bei der Bänschs Flügelhorn von Cello, Bratsche und wortlosem Gesang begleitet wird, illustriert wirkungsvoll, was der Titel verheißt, einen drängenden, sehnsuchtsvollen Melodiebogen. Beim Stück „Repression“ wiederum schlingt Bänsch mit seiner Trompete gekonnt nervös flatternde Beebop-Girlanden, während Asal lautstark Becken und Felle seiner Drums traktiert.

Mit OPENING ist Jakob Bänsch und seinem Quartett ein großartiges Debütalbum gelungen, das einen um die Zukunft des deutschen Jazz gewiss nicht bangen lässt. 

Opening ist heute bei Jazzline erschienen

Standardbild
Hans Kaltwasser
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