Jack Savoretti: Singing to Strangers

Jack Savorettis Musik lässt sich manchmal schwer einordnen, mal ein bisschen Blues, dann wieder eher Folk, manchmal auch rockig. Auf dem Album Written in Scars aus dem Jahre 2015, das ihm zum Durchbruch verhalf, klang er ein wenig wie Paolo Nutini, der wie er selbst italienischer Herkunft ist und eine kehlige Stimme hat.

Auf SINGING TO STRANGERS, seinem sechsten Album, zeigt Savoretti seine italienischen Wurzeln. „Ich wollte meine Tournee-Band mit nach Rom nehmen,“ sagt er bei einem Interview in London, „und ein Album machen, das wie die Musik aus einem Fellini-Film klingt“.

Das ist ihm gelungen, so cineastisch klang seine Musik noch nie. Der Opener „Candlelight“ macht mit Grandezza, dramatischen Streichern und einer Opulenz auf, die man von der Filmmusik kennt. Zwar singt Savoretti auf diesem Album immer noch in Englisch, aber die Musik mit ihren üppigen Streichern, kokettierenden Basslinien und ihrer eleganten Melodramatik spricht jetzt Italienisch. Und auch seine Band hat sich musikalisch akklimatisiert, liefert bisweilen flotten mediterranen Jazz-Pop, wie er von Männern mit schrägen Hüten auf dem Kopf gespielt wird.

Die Melodien auf SINGING TO STRANGERS sind durchgängig groß und schwungvoll, scheinen geradezu geschaffen für Konzerte in riesigen Arenen wie der Wembley Arena, wo Savoretti im Mai auftritt.  Die Texte des Albums sind introspektiv, gewähren einen Blick auf das Innenleben und die Befindlichkeit des Künstlers. Der Song „Dying for Your Love“ ist eine düstere, morbide Ballade, die an das musikalische Thema von „Twin Peak“ erinnert.

Damit es jedoch nicht gar allzu italienisch wird, gibt es einen Song, dessen Text Bob Dylan geschrieben hat („Touchy Situation“), nicht gerade sein bester), und ein schönes Duett mit Kylie Minogue („Music So Sad Without You“), das besser funktioniert.

Ob einem das Album gefällt, dürfte letztlich davon abhängen, ob man Italien und vor allem Savorettis Raspelstimme mag. Manchmal ist sein Gesang so heiser, dass man ihm unwillkürlich ein paar Eukalyptus anbieten möchte. In den höheren Stimmlagen wiederum ist seine Stimme zärtlich und weich.

Mit SINGING TO STRANGERS zeigt sich Jack Savoretti risikofreudiger und schlägt neue musikalische Wege ein, seinen vielen Fans wirds gefallen. 

Foto: Chis Floyd

Standardbild
Hans Kaltwasser
Artikel: 430

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.