Frankreich 2012 – Holland ist zum Ministerpräsidenten Frankreichs gewählt worden. Zu dieser Zeit spielt der Film „Die Gewerkschafterin“ und die erste Szene ist bereits sehr dramatisch. Rettungswagen sind im Einsatz, ebenso wie Polizeiwagen, deren Blaulicht die Morgendämmerung gespenstig durchschneidet.
Maureen Kearney ist traumatisiert in ihrer eigenen Wohnung aufgefunden worden. Ihre Haushälterin hat sie mit einem Sack über dem Kopf und an Händen und Füßen gefesselt vorgefunden. Maureens Bauch wurde mit einem Messer geritzt und in ihrer Vagina steckte der Messergriff. Vom Täter fehlt jede Spur und sie kann sich nur bruchstückhaft erinnern. Zuvor wurde sie bereits durch Telefonanrufe belästigt.
Maureen ist einem brisanten, höchst dubiosen Geschäft in der Atomindustrie auf die Spur gekommen. Ein Deal mit China, um billige Atomkraftwerke zu bauen. Als Gewerkschafterin vertritt sie die Interessen der dort arbeitenden Menschen und muss erleben, dass einflussreiche Entscheidungsträger sich darum in keiner Weise zu kümmern scheinen. Ihr Wissen über die Geschäfte belastet jedoch auch diese Kreise.
Nach dem Überfall und der Vergewaltigung muss sich Maureen zahlreichen gynäkologischen Untersuchungen und Befragungen unterziehen lassen. Und plötzlich stellen die polizeilichen Ermittler ihre Version der Tat infrage. Sie glauben vielmehr, Überlastung und Stress haben dazu geführt, dass sie den Überfall und die Vergewaltigung bloß erfunden hat. Ein Hilferuf, um auf ihre Situation hinzuweisen. Die Gewerkschafterin streitet dieses Szenario ab. Doch als ihr Mann zu zweifeln beginnt, gesteht sie die Tat. Auch ihr Rechtsanwalt rät ihr dazu, die Indizien sprächen dafür.
Doch eine junge Polizistin hat weiter nach ähnlichen Fällen recherchiert und wird fündig. Ihr Vorgesetzter will nichts davon wissen und so übergibt sie Maureen die Unterlagen. Ein Vergewaltigungsfall, der genau dasselbe Muster aufweist. Maureen nimmt sich einen neuen Anwalt und geht in die Revision …
Der Film des Regisseurs JEAN-PAUL SALOMÉ „Die Gewerkschafterin“ basiert auf einer wahren Geschichte und dem Roman „La Syndicaliste“ von Caroline Michel-Aguirre. Es ist ein höchst politischer Film, aber auch ein packender Verschwörungsthriller. Er zeigt, wie sehr Frauen in Machtpositionen bei ihrer Arbeit blockiert werden und kämpfen müssen. Zudem wird ihnen weniger Glauben geschenkt und sie verfügen über weniger Macht und Einfluss, um ihr Wissen durchzusetzen. Dem entgegen steht die hohe Risikobereitschaft von Frauen, die Wahrheit aufzudecken und Machtmissbrauch einzudämmen.
Die Rolle der Maureen wird überragend von der grandiosen Isabelle Huppert gespielt. Sie verkörpert keine Femme fatale, sondern eine berufstätige Mutter und Ehefrau, wie wir sie jeden Tag treffen können. Huppert verleiht dieser Rolle große Authenzität und Würde, Aufrichtigkeit und Kampfbereitschaft. Eine Frau, die ihre Integrität nicht verliert. Und ein Film, der wichtig, höchst spannend und sehr unterhaltsam ist.
Ein Film von JEAN-PAUL SALOMÉ
Frankreich, Deutschland 2022
122 Minuten Laufzeit
FSK: ab 16 Jahren
Kinostart: 27. April 2023