Interview mit Sven Regener zum Jazz-Album „Ask Me Now?“

Musiker sind immer für Überraschungen gut. Oder wusstet ihr, dass Sven Regener von „Element of Crime“ seit Kindesbeinen Trompete spielt? Jetzt hat er mit zwei Musikerkollegen ein Jazz-Album aufgenommen, das am 5. März herauskommt. Wie es dazu kam, hat er uns in einem Interview erzählt.

Interview mit Sven Regener

DKB: Ja, Sven Regener, die meisten kennen Sie ja als Songtexter und Sänger von Element of Crime und natürlich auch als Buchautor. Jetzt haben Sie die kleineste Brassband Deutschlands gegründet, ein Trio, und ich habe auch gelesen, Sie lieben Trios. Können Sie uns Näheres verraten?

SR:   Ja, ich glaube, derjenige, der das Info geschrieben hat, hat das so genannt. Das finde ich eigentlich ganz charmant. Aber ich glaube, hier geht es wohl eher um meine Art, Trompete zu spielen, die ja laut und bratzig ist. Und das erinnert halt an Brassbands, wo man volle Pulle bläst und auch einen sehr satten Sound hat. Meine Art, Trompete zu spielen, hat das halt. Zumindest dann, wenn es ohne Dämpfer ist. Aber ich würde das jetzt nicht überbewerten. Das ist auch nur der Versuch einer Beschreibung. Es ist eben ein Trio, was wir da gebildet haben, um Jazzmusik zusammen zu machen, Ekki Busch, Richard Pappik und ich. Die Idee dazu war von mir. Und der Grund war ganz einfach, weil ich ja schon als Kind angefangen habe, Trompete zu lernen und immer auch Jazz gespielt habe, und ich einfach wieder reinkommen wollte in diese Welt. Denn mir war aufgefallen, dass ich aus dem Jazz ein bisschen rausgekommen war.    

DKB: So lange spielen Sie also schon Trompete….

SR: Seit ich fünfzehn Jahre bin, ja, ja. Ich habe ja auch bei Element of Crime immer Trompete gespielt und spiele sie noch. Aber in der Rockmusik, zu der Element of Crime auf ihre Weise ja auch gehören, ist ja die Trompete immer so ein bisschen ein Außenseiter. Für die Jazzmusik ist die Trompete dagegen eines der wichtigsten Instrumente. Und wenn man mehr mit der Trompete machen will und Jazzmusik liebt, landet man genau dort.

DKB: Wie sind Sie denn zur Auswahl der Stücke auf dem Album gekommen? War das schwierig? Es gibt ja Tausende von tollen Jazz-Titeln.

SR: Na ja, als Trompeter muss man ja sowieso immer üben, um den Ansatz zu halten. Ich habe mich dabei in den letzten zehn Jahren verstärkt mit Jazz-Stücken beschäftigt, mich viel mit der entsprechenden Literatur beschäftigt, mit Jazz-Standards und so weiter. Und da gab es dann Stücke, die ich besonders schön fand. Und es ist ja natürlich auch eine Hommage an diese großartigen Kompositionen. Das ist ja jetzt ein Jazz-Album, in dem der improvisierte Teil der Musik jedenfalls nicht mehr gewichtet ist als der, in dem man tatsächlich die Komposition vorstellt. Da war es auch ganz wichtig, glaube ich, dass wir es mit Stücken zu tun haben, die wir besonders gerne spielen und die besonders schön sind. Und die wir auf diese Weise auch ein bisschen ehren. Wo wir unsere Improvisationen dem auch sehr angepasst haben, sowohl bei dem, was Ekki Busch macht wie auch bei dem, was ich mache.

DKB: Mir scheint, bisweilen sind ja auch unbekannte Interpreten bzw. Komponisten dabei, wie zum Beispiel im Fall des Stücks „Nature Boy“. Oder täusche ich mich da?

SR:  Eden Ahbez ist vielleicht nicht jedem ein Begriff, aber  das „Nature Boy“ selber ist schon ein sehr berühmtes Stück und war ein Riesenhit zu seiner Zeit. Eden Ahbez war sein ganzes Leben ja mehr so ein Beatnik, ein Freak irgendwie, der meist auf der Straße oder jedenfalls ohne festen Wohnsitz lebte. Also eigentlich so ein früher Aussteiger. Und dieser eine Hit hat ihn sein ganzes Leben lang finanziert. Es ist schon ein sehr großer Hit gewesen, auch ein richtiger Song. Das kam uns natürlich entgegen, weil wir auch aus der songorientierten Musik kommen. Dass wir es also oft mit Stücken zu tun haben, die etwas sehr Gesangliches haben oder auch generell direkt Songs sind wie beispielsweise „Round Midnight“, „Don’t Explain“ und andere.    

DKB: Wie war denn das plötzlich für Sie als Meister der poetischen Texte einmal nichts zu schreiben und nur die Trompete vor dem Mund zu haben? War das ein Verlust oder eher ein tolles Zwischenspiel?

SR: Na ja, ich glaube, wir machen vor allem in Deutschland oft den Fehler, dass wir bei Songtexten, ich sage das jetzt einmal in Anführungsstrichen, immer „nur“ an den Inhalt denken. Was in den Worten gesagt wird. Während es doch im Grunde vor allem auch eine musikalische Handlung ist, einen Songtext zu schreiben. Deshalb ist der Songtexter eben auch nicht in der VG Wort, sondern in der GEMA. Weil es beim Songtext vor allem darauf ankommt, musikalisch gut zu klingen. Mit einer Melodie zusammen eine Einheit zu bilden. Insofern ist das nicht so anders für mich, weil die Trompete immer die schönere Stimme ist, die ich habe, die schönere, mächtigere, lautere Stimme. Und im Grunde genommen ist es auch bei einer Melodie so. Selbst wenn man keine Worte hat, so hat man doch das Gefühl, dass sie einem etwas sagt. Insofern fand ich das jetzt einfach angenehm, einerseits, dass man einmal „nur“ Musik macht, dass man vor allem viel Trompete spielt in meinem Fall. Aber dann auch lauschen kann, wie Ekki Busch zum Beispiel dann diese Sachen spielt oder Richard Pappiks Schlagzeugspiel, was so eine faszinierende rhythmische Verbindung ist zwischen einer Krautrock und Jazz. Das ist ganz hochspannend. Und für uns alle drei zunächst auch einmal eine Abwechslung und als solche natürlich hochwillkommen. Aber es stimmt schon, dass sich in Deutschland auf denjenigen, der Songtexte schreibt, immer sehr viel Aufmerksamkeit richtet. Wovon singt der da usw. Aber dabei ist das doch für einen selber, wenn man es tut, eigentlich vor allem eine musikalische Geschichte.

DKB: Musik ohne Wort erzählt also immer auch eine Geschichte. Aber andererseits sind Ihre Texte ja immer besonders gewesen und ….

SR: Aber man darf nicht vergessen, diese Texte entstehen ja immer erst, nachdem die Musik schon da ist. Die Musik, der Gesang, das ist ja alles schon da. Und danach erst kommt der Text. Und das heißt, dass bei den Songtexten, jedenfalls bei denen, die ich bis jetzt geschrieben habe, immer vor allerm darum ging herauszufinden, was für eine Geschichte in dieser Musik, steckt . Die irgendwie zu finden. Es passiert bei einer Band in der Rockmusik eher selten, dass man zuerst einen Text macht und den dann zusammen vertont. Das geht eigentlich nicht. Aber man kann gut als Band zusammen Musik machen und dann muss später einer den Text schreiben. Bei den meisten in der Rockmusik ist das so. Weil man doch tatsächlich vor allem erst immer von der Musik ausgeht und dann die Geschichte, die darin liegt, in Worten auszudrücken.

DKB: Und als Trompeter, konnten Sie sich da mit einem bestimmten Musiker identifizieren? Hatten Sie da ein bestimmtes Vorbild?

SR: Ja, wenn man mit der Trompete anfängt, weil man Jazzmusik mag als Kind, dann liebt man natürlich Louis Armstrong, Miles Davis, Chet Baker und die anderen üblichen Verdächtigen. Später wurde dann Lester Bowie ganz wichtig für mich, beim Art Ensemble of Chicago, solo und mit seiner Brass Fantasy, aber natürlich auch andere, auch Saxofonisten wie Archie Shep, Ornette Coleman und sowieso Monk und Coltrane und alle anderen. Großen Einfluss hatte auf mich sicherlich auch mein Trompetenlehrer in Bremen, der auch ein sehr guter Jazzmusiker und ganz toller Typ war. Der hatte auch einen großen Einfluss auf meine Sicht auf die Jazzmusik, weil er so undogmatisch war.  Es gibt da ja im Jazz verschiedene Strömungen und auch das ganz zu Recht. Und es ist auch gut, dass es das alles gibt. Es gibt eine eher, wie soll ich sagen, vom Akademischen und vom Theoretischen her geprägte Annäherung. Und dann gibt es eine sehr spontane, individuelle Annäherung an die Musik im Jazz wie wahrscheinlich in allen Musikrichtungen. Und er war eher einer von denen, die sagten, bei den Trompetern kommt es vor allem darauf an, seinen eigenen Sound zu haben. Wie es beim Singen darauf ankommt, eine eigene Stimme zu haben und nicht andere nachzuahmen. Also er hat mich sozusagen ermutigt, der zu sein in der Musik, der man nun mal ist. Und das ist eine tolle Sache, und das hat mich, glaube ich, sehr beeinflusst. 

DKB: Nun haben Sie das Album ja auch produziert und damit einen besonderen Einfluss darauf gehabt, wie die Musik klingt. Mir ist in diesem Zusammenhang aufgefallen, dass die Trompete an manchen Stellen immer so ein bisschen weiter weg klingt. War das Absicht? Hat das etwas mit der Konstellation im Trio zu tun?

SR: Na, weiter weg, weiß ich nicht. Ich glaube, dass ich nur versucht habe, sie nicht speziell in den Vordergrund zu stellen. Weil ich glaube, dass beim Trio wichtig ist und das lässt sich auch gar nicht vermeiden, dass man alles, was man da hat, auch wirklich hört. Das heißt, dass in dem Moment, wo die Trompete nicht spielt, man nicht das Klavier lauter machen muss, damit die Musik nicht insgesamt abstinkt. Dass da der Kompressor oder Limiter zuschlagen muss. Sondern, dass das Ganze organisch ist. Und das bedeutet, dass man das so zusammenmischt, dass diese drei Instrumente gleichberechtigt werden. Das soll ja kein reines Trompeten-Feature sein. Deshalb heißt das Projekt eben auch REGENER PAPPIK BUSCH. Weil es mir wichtig war, dass in diesem Trio wirklich jeder gut zu hören ist und das ergibt dann diesen speziellen Triosound. Das hätte man sicherlich auch anders machen können. Ansonsten war mein Ansatz, das Album möglichst live, ungeschönt und sehr direkt einzuspielen, ohne große Nachbearbeitung usw. Einfach nur zu versuchen, die richtige Version zu finden, also das Ganze sehr traditionell aufzunehmen.   

DKB: Einer häufigen Ansicht zufolge ist der Jazz per se eine politische Sache, schon weil er ja die Musik der unterdrückten Schwarzen ist. Aktuell findet die Black Lives Matter-Bewegung ja auch die Unterstützung von Jazz-Musikern. Sie selbst sind ein politischer Mensch. Haben Sie mit Ihrem Jazz-Album da vielleicht eine Art politisches Statement oder Bekenntnis verbunden oder haben Sie es aus reinem Vergnügen aufgenommen?

SR: Na, Musik ist immer ein reines Vergnügen, glaube ich. Das ist auch eine andere Welt. Ich bin kein großer Freund davon, Politik und Kunst direkt zu vermischen, also im engeren Sinne. Weil man dann weder der Politik und ihren Anliegen gerecht wird noch der Musik. Ich glaube, dass es besser ist, in der Politik aufklärerisch heranzugehen, also mit Diskussionen usw. zu arbeiten und dann nicht zu singen und umgekehrt. Weil Musik ja so eine abstrakte Kunst ist und in jede Richtung auszudeuten. Und weil in der Kunst generell das Vieldeutige und das Nichteindeutige eine viel größere Rolle spielen und natürlich das Gefühl vor allem auch. Und das sind in der Politik eigentlich oft Dinge, die eher nicht so gut sind. Insofern nein, es war kein politisches Anliegen der Art: „Wir müssen jetzt, um die Black Lives Matter-Bewegung zu unterstützen, ein Jazz-Album aufnehmen.“ Das wäre, glaube ich, auch komisch.. Nein, es war die große Bewunderung für die Künstler, die diese Kompositionen geschaffen haben, die große Freude daran, das zu spielen und natürlich auch der Versuch, sich das zueigen zu machen. Wie das in der Musik eben so ist, wenn man die Stücke anderer Leute spielt. Gerade in der Jazzmusik ist das ja so, dass man da alles daransetzt, einen eigenen, individuellen Zugang zu finden. Und als wir gemerkt haben, dass das geht, dass wir zu dritt in dieser Form ein eigenes Soundbild kreieren, eine eigene Art der Interpretation dieser Stücke, da war es dann eben auch in Ordnung, eine Platte herauszubringen.  

DKB: Denken Sie, dass das Album eher ein schönes Intermezzo ist oder vielleicht der Anfang von etwas Neuem, das Sie in der Zukunft womöglich weiterverfolgen werden?

SR: Ja, das Interessante ist, für mich ist das so neu nicht. Es ist ein bisschen auch wie eine Hommage an meine eigene Vergangenheit. Also an die Zeit vor Element of Crime vor über 35 Jahren. Insofern ist das nicht von der Hand zu weisen. Warum sollte man sich jetzt da festlegen müssen und sagen „Also, das mache ich jetzt nie wieder“ oder „Das muss jetzt jedes Jahr gemacht werden“? So geht das nicht. Das wäre nicht mein Ding. Aber ich glaube, wir müssen mal gucken, wie das funktioniert, wenn wir das live spielen. Wir werden erstmal ein paar Konzerte spielen müssen. Und dann schaut man weiter. Wir haben da etwas Schönes in die Welt gebracht und das reicht mir erst einmal. Es ist also nicht so, als müsste ich mir jetzt unbedingt eine zweite Karrieresäule aufbauen.      

DKB: Apropos Konzertveranstaltungen. Sie hatten ja eigentlich geplant, 2020 mit Element of Crime wieder auf Tournee zu gehen. Wegen der Pandemie hat das ja jetzt nicht geklappt. Wie sind Sie denn mit der Situation umgegangen?

SR: Na ja, so wie alle anderen auch. Mehr recht als schlecht. Aber es geht ja schon. Ich meine, Element of Crime, das darf man nicht vergessen, ist eine sehr erfolgreiche Band, die hat auch immer viel Geld verdient. Insofern war das sozial für uns als Musiker nicht so ein großes Problem. Aber für die Leute drumherum, die Crew usw., da ist das natürlich sehr schwierig. Und es fehlen einem natürlich die Auftritte. Wir haben uns darauf gefreut und dann waren die weg. Die sind zwar alle in dieses Jahr verschoben worden, wir wissen aber noch nicht genau, ob die dieses Jahr stattfinden.

DKB: … das ist natürlich traurig.

SR: Ja, das ist natürlich irgendwie bedrückend und doof. Aber warum soll es uns da besser gehen als allen anderen Leuten? Insofern würde ich da jetzt keine spezielle Passionsgeschichte daraus machen, aber es ist tatsächlich natürlich so, dass die gesamte Musik- und Veranstaltungswirtschaft dadurch unglaublich gebeutelt ist und die Kunst darunter sehr, sehr leidet. Alles leidet. Ob das jetzt Theater ist, die Künstler, die leiden natürlich auch, denn es geht ja nicht nur um Geld. Das kann man ja einigermaßen regeln und ist auch gar nicht so schlecht geregelt worden. Es geht vor allem darum, dass das einem ganz einfach fehlt. Und das kann man nicht kompensieren, schon gar nicht durch irgendwelche Online-Geschichten. Das ist zum Beispiel auch der Punkt, und ich finde das auch ganz interessant, dass man jetzt mal merkt, dass das etwas ganz Archaisches ist, live Musik zu machen. Oder live Theater zu spielen. Und dass, wenn das wegbricht, das nicht kompensiert werden kann durch andere, in Anführungsstrichen, „modernere“ Mittel der Unterhaltung. Natürlich, man kann viel Fernsehen gucken und so, man kann viel ins Internet gehen, aber man kann den Verlust nicht wirklich kompensieren. Das hat doch etwas ganz Spezielles, und das ist vielleicht auch einmal ganz gut zu sehen, wie sehr einem das doch fehlt.

DKB: Ja, das geht uns als Rezipienten genau so, dass wir darauf verzichten müssen und uns das schwerfällt.

SR: Mir auch, mir auch. Denn ich bin ja auch jemand, der schon gerne einmal auf Konzerte geht oder ins Theater. Und das geht eben auch nicht. Theater, Kino usw. Man merkt einfach, die Laune wird dadurch nicht besser.

DKB: Wie zufrieden sind sie denn mit den Streamingdiensten und dem Internet und den Möglichkeiten, damit Geld zu verdienen?

SR: Na ja, das ist letztendlich schon ok so, wie es ist. Als Rockmusiker oder als Jazzmusiker in diesem Fall, was wir so nebenbei sind, waren wir ja sowieso immer darauf angewiesen, damit klarzukommen, was kulturtechnisch geradeso lief. Also, als es Vinyl-Platten gab, haben wir Vinyl-Platten herausgebracht. Dann kam die CD auf, da haben wir CDs herausgebracht; dann wurde Vinyl praktisch abgeschafft. Dann kam diese Download-Geschichte, dann kam das Vinyl wieder und immer so weiter. Jetzt haben wir die Streaming-Sachen. So ist es halt. Damit muss man klarkommen. Natürlich hat das Folgen, gute wie auch schlechte. Das Gute für uns ist, weil wir so viel Repertoire haben, kommen an sich schon einmal ganz gute Streaming-Zahlen zusammen. Also auch unabhängig von Neuveröffentlichungen. Was ich schade finde, ist, dass die Langspielplatte als solche, das Album, dieses Format ein bisschen ausgehöhlt wird, indem doch vieles in diesen Playlists als Einzeltracks verschwindet.

DKB: Da geht der Trend wohl hin, dass durch diese Streamingdienste die anderen Formate immer mehr ins Hintertreffen geraten. Kann man da nicht irgendwie gegensteuern?   

SR: Man kann da wohl nichts machen. Man muss dahin gehen, wo die Leute sind. Was ich gut fände bei den Streamingdiensten, ist, wenn es eine nutzerbasierte Abrechnung gäbe.

DKB: Diesen Punkt hätte man doch wohl im neuen Urheberrecht besser regeln können….          

SR: Nein, das kann man auch nicht wirklich gesetzlich regeln, sondern das ist eine Sache zwischen den Plattenfirmen und den Streamingdiensten. Das könnte man ja bestimmt umstellen, aber die Plattenfirmen interessieren sich dafür auch nicht besonders, weil es für sie auf dasselbe herauskommt. Aber für die Künstler macht das einen Riesenunterschied, auch für die Diversität des Musikangebots und für die Bindung der Leute an ihren Künstler. Wenn ich meine Abogebühren bezahle und ich weiß, dass der Erlös aus diesen Abogebühren an die Künstler geht, die ich auch höre, dann hat das doch eine ganze andere Wirkung und schafft eine andere Bindung, als wenn das nur als ein anonymer Klick gezählt und mit allen anderen verrechnet wird. Und das ist halt schade, weil dadurch die Bindung zwischen dem Hörer und dem Künstler und seiner Musik zerrissen wird. Bei Element of Crime würde das wahrscheinlich keinen so großen Unterschieden machen, aber es würde auf jeden Fall die Vielfalt vergrößern und die Erträge der Künstler besser verteilen. Aber das sind Überlegungen, die sind so eher ein bisschen nerdig. Kaum vermittelbar.

DKB: Und wenn man sich mit anderen Partnern zusammentut? Gemeinsam ist man stärker….

SR. Ja, gut. Da gab es ja schon einmal den Versuch Kampagne in der Richtung, aber, wie gesagt, letztlich sitzen natürlich die großen Plattenfirmen auf den Auswertungsrechten und solange die sich nicht dafür interessieren, wird da nicht so viel passieren. Aber es gibt beim Streaming noch einen anderen Aspekt, das ist der Klang. Wir haben bei den Streamingdiensten natürlich keinen besonders hochauflösenden Klang. Das ist nicht bei jeder Musik wichtig, aber bei mancher Musik macht das schon einen Unterschied. Da fällt jetzt einem schon auf, dass, wenn man eine Vinyl-Platte oder eine CD hört, wie viel besser die Musik auch klingt, als wenn man sie im Streaming hört. Aber auch das ist irgendwie verschmerzbar. Man hatte ja noch nie so richtig großen Einfluss darauf, auf welchen Endgeräten die Leute die Musik hören. Wir waren ja auch nie so die Hi-Fi-Freaks. Insofern muss man letztendlich das, was man macht, immer so gut machen, wie man das irgendwie nur kann, in der Hoffnung, dass davon so viel wie möglich ankommt.      

DKB: Sie sind ja auch Buchautor. Haben Sie da etwas geplant?

SR: Es gibt einen neuen Roman von mir. Ich denke, der kommt Anfang September raus.

DKB: Da werden wir bestimmt dran bleiben, Herr Regener und bedanken uns einstweilen herzlich für dieses Interview.

Foto: Charlotte Galtermann

Standardbild
Ingrid
Kunst und Kultur, Musik und Bücher, ohne sie ist ein Leben denkbar, aber für mich sinnlos. Darum habe ich diesen Blog ins Leben gerufen. Es macht viel Spaß, ihn zu gestalten - ich hoffe, den Usern, ihn zu lesen. Nicht alles, was gedruckt wird, muss gelesen, nicht jedes Album gehört werden. Was die User hier finden, gefällt mir und den Gastautoren, die ab und zu Lust haben, etwas zu schreiben.
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