Photographie ist eine seltsame Sache – trotz der Benutzung eines Apparats, also eines technischen Hilfsmittels, photographieren zwei Photographen, selbst wenn sie zur gleichen Zeit am selben Ort sind, nie dasselbe. Die persönliche Sicht ist eigentlich immer von Anfang an da: Resultat irgendeiner Alchemie von Herkunft, Gefühl, Tradition und ihrer Ablehnung, Sensibilität und Voyeurismus. Man traut seinem Auge und entblößt seine Seele. Der Photograph findet unweigerlich die seiner Sicht angemessene Form. – Inge Morath
Hommage an die erste Magnum-Fotografin
Heute kurz vor Weihnachten, am 21. Dezember, eröffnet im Kunstfoyer der Versicherungskammer Kulturstiftung in München eine umfangreiche Gedächtnisausstellung der großen, in Graz geborenen Photographin Inge Morath. Im kommenden Jahr würde sie ihren 100. Geburtstag feiern. Morath war die erste Frau, die in die berühmte Agentur Magnum Photos aufgenommen wurde. Zudem ist sie eine der bedeutendsten Bildjournalistinnen, die nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem deutschen Sprachraum hervorgegangen ist.
Die Retrospektive Inge Morath. Homage beleuchtet alle Aspekte ihres Schaffens: Reisereportagen aus aller Welt, Street Photography, Künstlerportraits und Set-Photographie. Durch ihre Ehe mit Arthur Miller war sie eng mit der Literatur-, Film- und Kunstszene verbunden.
Zudem gibt es ein Buch zur Ausstellung. Herausgegeben von Isabel Siben und Anna-Patricia Kahn, erscheint es in zweisprachiger, englisch/deutscher Ausgabe im Schirmer/Mosel Verlag ISBN 978-3-8296-0972-2
Die Regisseurin Rebecca Miller, Tochter von Inge Morath und Arthur Miller, hat für die Ausstellung und für das Buch ein kleines Vorwort geschrieben. Von Inge Morath enthält das Buch einen autobiographischen Vortrag, der in der Ausstellung als Filmdokument ihrer 1994 in Berlin gehaltenen Lesung zu erleben ist.
Zu Ehren ihrer Kollegin gründeten die Mitglieder von Magnum Photo nachdem die Fotografin im Jahre 2002 verstarb, den Inge Morath Award. Er wird von der Inge Morath Foundation in Kooperation mit der Magnum Foundation, New York, verwaltet. Das Inge Morath-Archiv wurde im Jahr 2014 von der Beinecke Library at Yale University erworben und ist für Forschungszwecke zugänglich.
Fotos: © Inge Morath / Magnum Photos / courtesy CLAIRbyKahn