Illusionen und Sehnsucht

Ein Geschenk zum Muttertag. Zwei Begriffe, Sehnsucht und Illusion, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben. Sehnsucht – ein oft als schmerzlich erlebtes Verlangens nach Personen, Sachen, Zuständen oder Zeitspannen kennt jedoch nahezu jede*r. Obwohl es schwer ist „Sehnsucht“ vollständig zu erklären, ist der Begriff – auf mittelhochdeutsch sensuht – auch in anderen Kulturen vorhanden. Ein treffendes Zitat des Philosophen Ernst Bloch : „(…) die Sehnsucht ist die einzig ehrliche Eigenschaft des Menschen.“

Das Wort Sehnsucht ist auch mit dem griechischen πόθος (Pothos) verwandt und bezieht sich auf etwas „anderswo Seiendes und Abwesendes“. Auch Bloch denkt den Begriff weiter, wenn er auf Utopie verweist und Musik als den Spiegel des Utopischen schlechthin verstand, etwas Überschreitendes, gerichtet auf Verhältnisse, die noch werden – auf den Menschen, der noch wird. Sehnsucht wird in der Musik also nicht nur oft besungen. Irgendwo anders zu sein oder mit jemandem zu sein, wird, wenn kaum erfüllbar, als utopisch oder als Illusion bezeichnet.

Anders verhält es sich bei optischen Illusionen, die die Menschen seit jeher begeistern

Ab 1657 bezeichnet man Bilder, die man nur aus einem bestimmten Blickwinkel erkennen kann und einen Spiegel, ein Prisma oder ein ähnliches verzerrendes Hilfsmittel zum Erkennen benötigen, als Anamorphose. Das Wort kommt aus dem Griechischen und bedeutet Umwandlung. Eine anamorphische Illusion ist ein Bild, das so verzerrt wurde, dass es mit bloßem Auge nicht erkennbar ist.

Dahinter stand oftmals der Versuch, Verbotenes darzustellen, wie erotische Szenen, versteckte Botschaften und Anspielungen, die so unbemerkt untergebracht werden konnten. In der Renaissance sind anamorphe Illusionen oft in Deckengemälden eingesetzt worden. So konnte fehlerhafter Untergrund kaschiert werden. Den Betrachter*innen bot sich ein ebenmäßiges Bild.

In Zeiten der Künstlichen Intelligenz sind Illusionen noch mächtiger. Eine erweiterte Realität“ (AR) – im Englischen „Augmented Reality“ – verbindet digitales und analoges Leben. Das funktioniert über Kameras des Smartphones und zumeist über eine spezielle Brille. Digitale Avatare – virtuelle Ichs handeln und sind kaum von wirklichen Menschen zu unterscheiden. Das kann gefährliche Folgen haben, wie der Dokumentarfilm „Eternal You“ VOM ENDE DER ENDLICHKEIT zeigt

„Vincent van Gogh – Sehnsucht“

Schöne Erlebnisse, die auf Illusionen beruhen, sind dagegen im Visiodrom in Wuppertal zu erleben. Ein Ort des Eintauchens. Der Besucher ist vollständig von Show und Thema umhüllt. Modernste multimediale Medientechnik macht Besucher*innen selbst zum Teil einer eigenen einzigartigen Erfahrung.

Faszinierende Welten aus Licht, Sound und Größe berühren. „Sehnsucht“ war ein Gefühl, das den Maler neben anderen Emotionen ein Leben lang begleitete, sein Malstil, seine Farbenwahl und Motive sprechen diese Sprache. Über 100 Van Gogh-Werke in Originalgröße – von seinen frühen Jahren in den Niederlanden über die prägenden Eindrücke seiner Pariser Zeit bis hin zu seiner endgültigen künstlerischen Entfaltung in Arles, St.-Rémy und Auvers-sur-Oise – die Ausstellung führt die Besucher*innen durch alle wichtigen Stationen seines Lebens.

Sehnsucht in der Musik

Sehnsucht, Longing, Desiderio, Anhelo, Saudade – in jeder Sprache klingt der Begriff anders und meint doch immer dasselbe – was wären wir ohne dieses Gefühl nach Liebe, Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit und Selbstbestimmung.
Hier eine Sammlung ausgesprochen schöner Songs, die Sehnsucht auf ihre je verschiedene Weise zum Ausdruck bringen.

Ingrid
Ingrid

Kunst und Kultur, Musik und Bücher, ohne sie ist ein Leben denkbar, aber für mich sinnlos. Darum habe ich diesen Blog ins Leben gerufen. Es macht viel Spaß, ihn zu gestalten - ich hoffe, den Usern, ihn zu lesen.
Nicht alles, was gedruckt wird, muss gelesen, nicht jedes Album gehört werden. Was die User hier finden, gefällt mir und den Gastautoren, die ab und zu Lust haben, etwas zu schreiben.

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