ICH BIN, ICH BIN, ICH BIN von Maggie O‘ Farrell

Maggie erkrankte mit acht Jahren an einer Infektionskrankheit, die ihr Kleinhirn beeinflusste, sodass sie eine Zeit lang nicht selbstständig laufen konnte. Ihre Wahrnehmung war ebenfalls betroffen. Wenn sie nicht so viel Zuspruch und Ermunterung erfahren hätte, säße sie heute vielleicht immer noch im Rollstuhl. Diese Ereignisse sind lebensverändernd. Doch Maggie ist ein Mensch, der voller Lebensenergie steckt. Bewegung und Neugier, das Hinauswollen und der Wunsch nach neuen Erfahrungen waren bei ihr derart ausgeprägt, dass ihre Eltern oftmals verzweifelt waren. Das Krankheitsgeschehen gab ihr eine Verschnaufpause, aber ihr Charakter, ihre Wesenzüge änderten sich nicht. Diese Sucht nach Leben verstärkte sich noch und bescherten ihr weitere Berührungen mit dem Tod.

Die autobiografischen Geschichten versprühen diesen Lebensdrang, offenbaren aber auch die fantastische Erzählkunst der Autorin, die so viel erlebt hat und so intensiv fühlt. Bis ins kleinste Detail erzählt sie, wie sie von einer riesigen Meereswelle überrascht wurde, oder ein andermal, wie sie erahnte, dass ein Mann ihr Böses antun wollte, sie aber intuitiv die richtigen Worte fand. Wieder war sie mit dem Leben davon gekommen.

Auch als Mutter hat sie viele Herausforderungen bewältigen müssen; Eltern kommen häufig in schwierige Situationen, es macht ihr Elternsein aus. Doch das Leben war auch hier großzügig und hat Maggie einige Prozentpunkte mehr an Gefahren und Leiden beschert. Die Leserin/der Leser wird atemlos und immer tief berührt die Seiten des Buches umblättern und am Ende tief durchatmen, voller Bewunderung für diese sensible Frau und erstaunt darüber sein, wie viel Leben in einem Leben stecken kann.
Unbedingt empfehlenswert!

ICH BIN, ICH BIN, ICH BIN
Siebzehn Berührungen mit dem Tod
Maggie O‘ Farrell

01.06.2018
Übersetzer: Sabine Roth
256 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag
ISBN 978-3-492-05889-6
Verlag: Piper

Maggie O’Farrell wurde 1972 in Nordirland geboren und wuchs in Wales und Schottland auf. Ihr achtes Lebensjahr verbrachte sie nach einer lebensbedrohlichen Virusinfektion im Krankenhaus. Für ihre bislang sieben Romane wurde sie u.a. mit dem Somerset Maugham Award und dem Costa Novel Award

Ingrid
Ingrid

Kunst und Kultur, Musik und Bücher, ohne sie ist ein Leben denkbar, aber für mich sinnlos. Darum habe ich diesen Blog ins Leben gerufen. Es macht viel Spaß, ihn zu gestalten - ich hoffe, den Usern, ihn zu lesen.
Nicht alles, was gedruckt wird, muss gelesen, nicht jedes Album gehört werden. Was die User hier finden, gefällt mir und den Gastautoren, die ab und zu Lust haben, etwas zu schreiben.

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