Ein ganz besonderer Dokumentarfilm kommt heute in die Kinos – I DANCE, BUT MY HEART IS CRYING. Er beginnt mit Musik – ein sanft mit der Hand geschlagener Kontrabass, darauf reagiert eine Geige und das Klagelied »Dos Kind ligt in vigele« erklingt. Musik, die einst auf 4500 Schellackplatten gepresst war und Texte, die lange als verloren gegangen galten. Nach über siebzig Jahre können sie nun wieder auferstehen und in neuem Glanz erstrahlen.
Der Film erzählt von zwei Plattenlabels, Semer und Lukraphon, die im nationalsozialistischen Berlin noch bis 1938 Musik jüdische Künstler produzieren konnten. In einer einzigen Nacht, die Nacht des 9. November 1938, wurde sie vom Naziregime vernichtet. Dass über 70 Jahre später dieser musikalische Schatz wieder gehoben werden konnte, grenzt an ein Wunder und ist der Recherche des Diskografen Rainer Lotz zu verdanken.
Der Titel des Films geht auf das Lied von Pinkas Lavender „Ich tanz und mein Herz weint – I dance, but my heart is crying“ zurück und besitzt eine erschütternder Ambivalenz. Er deckt den Zwiespalt auf, in dem sich die Interpreten bewegt haben müssen. Als deutsche Juden wollten sie teilhaben am kulturellen Leben dieses Landes, das ihnen nach 1933 aber immer deutlicher machte, dass sie im damaligen Nazi-Deutschland nicht mehr erwünscht waren.
Christoph Weinert geht auf die Suche nach den Plätzen und Gebäuden, doch hauptsächlich spürt er die Musiker und ihre Songs auf. Damit öffnet der Film erneut eine Tür zur Musik, die so lange Jahre ungehört bleiben musste. Musik, die eine magische Kraft besitzt und die Menschen verbindet. Das Semer-Ensemble spielt die Musik neu arrangiert: Lieder aus den 1920er und -30er Jahren, die von jüdischen Komponisten geschaffen und von jüdischen Sänger*innen einst performt wurde.
Der Film berichtet zudem vom Schicksal dieser Künstler*innen, von denen nur wenige den antisemitischen Vernichtungsterror überlebten. Nun können sie über den Film nochmals mit ihren Melodien, ihren intelligenten, doppelbödigen Texten, die Menschen bezaubern.
Ein Stück Musikgeschichte, die sich durch ethnische Vielfalt auszeichnet und ein Bild vermittelt, wie selbstverständlich Künstler und Künstlerinnen mit jüdischen Wurzeln für eine Zeit in die deutsche Kultur integriert waren. Die Lieder handeln von Liebe, Eifersucht, Sozialismus, Zionismus, tanzenden jungen Frauen und Affären – der Film I DANCE, BUT MY HEART IS CRYING bringt sie auf die große Leinwand zurück.
Ab 07. November 2024 im Kino
Regie: CHRISTOPH WEINERT
Mit ALAN BERN, PAUL BRODY, DANIEL KAHN,
SASHA LURJE, LORIN SKLAMBERG, MARK KOVNATSKY, MARTIN LILLICH, FABIAN SCHNEDLER, EJAL EISLER, RAINER LOTZ
Produziert von der FLEMMING POSTRODUKTION
in Koproduktion mit JMAG:productions
und dem ZDF in Zusammenarbeit mit ARTE
Gefördert von der
CLAIMS CONFERENCE
Deutschland / Schweiz, 2024
90 Minuten