Längst haben sich die von Alice Cooper gegründeten „Hollywood Vampires“ von einem trinkfesten, gelegentlich musizierenden Stammtisch zu einer populären skurrilen Coverband entwickelt, die inzwischen riesige Arenen füllt. In den 1970-er Jahren gehörten ihr bekannte Musiker wie Harry Nilson, Mickey Dolenz, Keith Moon und eine Zeit lang John Lennon an. Heute umfasst die Stammbesetzung neben Sänger und Impressario Cooper die Gitarristen Johnny Depp, Joey Perry (Aerosmith), Tommy Henriksen, Bruce Witkin, Duff McKagan (b, ehemals Guns ‚N‘ Roses) und Matt Sorum (dr, ehemals Metallica, Aerosmith und Guns ‚N‘ Roses). Rechtzeitig zum Beginn ihrer Europatournee haben die Hollywood Vampires ihr neues Album LIVE IN RIO herausgebracht, das seit dem 2.6.23 erhältlich ist.
Die CD enthält vierzehn Titel, bei denen es sich überwiegend um Cover bekannter Rocksongs handelt, mit denen die Band die Musik von in den 1970er-Jahren an Exzessen gestorbenen Rockstars ehren will. Den Anfang macht das Stück „Raise the Dead“, eine von drei Eigenkompositionen in einem sehr soliden Set. Einen Favoriten unter den Songs auszumachen, fällt schwer. Höhepunkte sind das punkige „My Generation“ (The Who), das exzellente, in einem aberwitzigen Tempo gespielte „7 and 7 is“ (Deep Purple) und „Whole Lotta Love“ (Led Zeppelin). Natürlich fehlt auch Coopers Allzeit-Rockhymne „Schools Out“ nicht, die hier auch ohne Kinderchor glänzend funktioniert und nichts von ihrer anarchischen Aufsässigkeit verloren hat.
Bei einigen Songs hat man freilich den Eindruck, dass manche Feinheiten der großartigen Originale in der brachialen Gewalt der Power Chords, brutal geknüppelter drums und laut krachender Crash Becken untergehen. Jimi Hendrix‘ „Manic Depression“ ist ein toller, in einem rasanten Tempo dahin schwingender 9/8 Jazz-Shuffle (ungewöhnlich für einen Rocksong der damaligen Zeit) und eine verzweifelte Ode an schwierige Beziehungen. Die Kränkungen, die hieraus erwachsen und Hendrix musikalisch exzellent umsetzt, werden im Cover der Hollywood Vampires erstickt.
Ebenso wie der ironische Subtext zur sozialen und fragwürdigen Konstruktion von Geschlecht und Gender im legendären Klassiker „I’m a Boy“ der britischen Rockband The Who. Und bei John Lennons „Cold Turkey“, eine verzweifelte Klage über die infernalischen Qualen des Heroinentzugs, saugen die Hollywood Vampires viel Blut aus den Adern des Originals, das hier eher zu einem wütend-trotzigen Aufschrei gerät.
Die beiliegende DVD beinhaltet einen Video-Mitschnitt des Konzertes, das 100.000 begeisterte Fans in Partylaune und die Band in bester Verfassung zeigt. Und einen Alice Cooper, der trotz seiner damals 67 Jahre in erstaunlich guter Form ist. Zwar sind die Tage längst vorbei, an denen sich der wegen seiner gewalttätigen Darbietungen berühmte Künstler auf der Bühne guillotinieren ließ oder er mit einer lebenden Riesenschlange spielte, doch seine Bühnenfigur mit wallendem Mantel, grell geschminkt und am Krückstock gehend hat nichts von ihrer ominösen Präsenz verloren. Auch stimmlich kann der Pate des Shockrocks noch gut mithalten.
Wer Hard Rock mag, wird das Album lieben. Fans der Hollywood Vampires sowieso.
HOLLYWOOD VAMPIRES „Live in Rio“
Album-VÖ: 02.06.2023
Label: earMUSIC
Vertrieb: Kontor New Media / Edel Music & Entertaiment
June 08 – Bucharest, Rumania
June 10 – Istanbul, Turkey
June 12 – Sofia, Bulgaria
June 15 – Clisson, France
June 17 – Pink Pop, Netherlands
June 18 – Gras Pop, Belgium
June 20 – Oberhausen, Germany
June 21 – Luxembourg, Luxembourg
June 23 – Grenchen, Swizerland
June 24 – Munich, Germany
June 25 – Paris, France
June 27 – Hamburg, Germany
June 28 – Berlin, Germany
June 30 – Mainz, Germany
July 01 – Sperksen, Austria
July 02 – Marostica, Italy
July 05 – Scarborough, UK
July 07 – Swansea, UK
July 08 – Manchester, UK
July 09 – London, UK
July 11 – Birmingham, UK
July 12 – Glasgow, UK
July 15 – Stuttgart, Germany
July 16 – Slavkov, Czech Republic
July 18 – Budapest, Hungary
July 20 – Zvolenska Slatina, Slovakia
July 22 – Slupsk, Poland
July 23 – Wolfsburg, Germany