Heute ist der Tag der Systemadministrator*innen

Einfach mal Neustarten! „Have you tried turning it off and on again?“. Dieser Satz aus der britischen Comedy-Serie The IT Crowd hat Kultstatus und das Bild von Systemadministrator*innen geprägt wie kaum ein anderer. Mit ihm verbinden viele das Klischee der grummeligen Technik-Nerds im Keller.

Systemadministrator*innen sind wichtig, aber unsichtbar

Die Arbeitssituation von Systemadministrator*innen ist paradox. Einerseits ist ihre Tätigkeit extrem wichtig, denn nahezu alle Organisationen bis hin zu ganzen Gesellschaften sind heutzutage auf stabile IT-Systeme angewiesen. Andererseits, gerade wenn „Sysadmins“ ihre Arbeit gut machen, wird sie unsichtbar. Denn wer denkt schon an sie, wenn alles funktioniert?

„In der Forschung gibt es dementsprechend auch mehr Arbeiten zur technischen Seite der Systemadministration, etwa zu den verwendeten Werkzeugen oder wie bestimmte Systeme implementiert werden sollten. Mir war es wichtig, den Menschen und die Umstände, unter denen er diese Systeme bedient, als sicherheitsrelevante Faktoren sichtbar zu machen“, sagt Mannat Kaur, Postdoc in der Abteilung „Internet Architecture“ von Direktorin Anja Feldmann am Saarbrücker Max-Planck-Institut für Informatik.

Kaur erforscht die Rolle von Menschen in sozio-technischen Systemen mit einem Fokus auf Koordination, sowohl zwischen Individuen, als auch zwischen Menschen und Technologie, im Kontext von IT-Arbeit. Die Herangehensweise ist dabei interdisziplinär und speist sich neben der Informatik aus den Sozialwissenschaften, der Psychologie und der Sicherheitsforschung. Dabei werden qualitative und quantitative Forschungsmethoden angewendet sowie feministische Forschungsprinzipien integriert.

Auf das Fachwissen von Sysadmins vertrauen

In Interviews und Fokusgruppen fand Mannat Kaur heraus: Soziale Verhandlungen sind zentral für die Sysadmin-Arbeit, und das sowohl innerhalb des Teams als auch mit Nutzenden. Hinzu kommt Care-Arbeit: Das umfasst die Wartung technischer Systeme ebenso wie beispielsweise die emotionale Unterstützung von Kolleginnen und Kollegen in Ausnahmesituationen, etwa bei Datenverlust.

Diese sozialen und Fürsorge-Aspekte werden oft marginalisiert, da sie als „feminin“ gelten und deshalb häufig nicht als Teil der „eigentlichen Arbeit“ gesehen werden, obwohl sie entscheidend sind. Diese fehlende Anerkennung führe zu Überarbeitung und Überforderung.

„Sysadmins müssen hochgradig koordiniert arbeiten, kommunizieren, Nutzer begleiten, mit Dienstleistern verhandeln. All das ist essenziell und kommt zu den technischen Aufgaben wie Konfigurationen, Wartung, Datensicherung, Aktualisierung und so weiter hinzu“, sagt Kaur. Gerade in der Pandemie stieg dieser kommunikative Aufwand erheblich.

„Wir hatten Teilnehmende in unseren Studien, die erzählten, dass man leicht in die Falle tappen könne, eine ganze Woche nur zu unterstützen – und dann am Ende nichts Handfestes vorzuzeigen hätte. Diese Nicht-Anerkennung zusammen mit Überarbeitung und emotionaler Erschöpfung kann zu Fehlern führen, die wiederum die Sicherheit von Systemen gefährden können“, erklärt Mannat Kaur.

Besonders betroffen: weibliche und nicht-binäre Sysadmins. Sie erleben eine doppelte Unsichtbarkeit, einerseits durch die bereits geschilderte Eigenschaft ihrer Arbeit, andererseits durch strukturelle Ungleichheiten in einer männlich dominierten Branche, in der sie sich besonders beweisen müssen, um als gleichermaßen kompetent wahrgenommen zu werden.

Als zentrale Erkenntnis gibt Mannat Kaur an: Ein gerechtes und inklusives Arbeitsumfeld, basierend auf Vertrauen, Kommunikation und Anerkennung, fördert die Sicherheit von Systemen. Daraus werden folgende Handlungsempfehlungen abgeleitet, vor allem für Führungskräfte und Organisationen:

  • Die sozialen, informellen und Care-Aspekte von Sysadmin-Arbeit anerkennen und wertschätzen
  • Spannungen zwischen Sysadmin-Tätigkeiten und starren Hierarchien sichtbar machen
  • Auf das Fachwissen von Sysadmins vertrauen – besonders in hierarchischen Organisationen
  • Eine unterstützende, fehlerfreundliche und das lernen fördernde Arbeitskultur schaffen
  • Inklusion fördern, indem bestehende Benachteiligungen (männlich dominiertes Feld) erkannt werden
Ingrid
Ingrid

Kunst und Kultur, Musik und Bücher, ohne sie ist ein Leben denkbar, aber für mich sinnlos. Darum habe ich diesen Blog ins Leben gerufen. Es macht viel Spaß, ihn zu gestalten - ich hoffe, den Usern, ihn zu lesen.
Nicht alles, was gedruckt wird, muss gelesen, nicht jedes Album gehört werden. Was die User hier finden, gefällt mir und den Gastautoren, die ab und zu Lust haben, etwas zu schreiben.

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