Was kann es Schlimmeres geben, als hautnah mitzuerleben, wie Freunde im Krieg sterben. Frank muß von nun an damit leben; als wenn sein Leben nicht schon schwer genug wäre. Rassismus in dem kleinen Ort Lotus, Georgia, hatte die drei Freunde dazu gebracht, dieser schlimmen Realität zu entfliehen und sich freiwillig zum Militärdienst nach Korea zu melden. Traumatisiert vagabundiert Smart Money – wie Frank auch genannt wird – nun alleine durch den rassistischen Süden der USA der fünfziger Jahre. Dann erhält er den Hilferuf seiner Schwester Cee, die er seit Kindheitstagen unter seinen besonderen Schutz genommen hat. Ansonsten gab es auch niemanden, denn die Eltern arbeiteten hart 16 Stunden täglich und konnten sich um die beiden Kinder nie kümmern. Voller Angst um seine Schwester, macht sich Frank auf den Weg zurück nach Lotus zu seinem Elternhaus – immer verfolgt von den Erlebnissen des Koreakriegs, die manchmal blitzartig als Erinnerungsfetzen auftauchen, ihn oft genug aber lähmen oder zu unerklärlichen Verhaltensweisen verleiten. Noch ahnt er nicht, dass seine Heimkehr mehr als das Wiedersehen mit seiner geliebten Schwester für ihn bereithält.
Toni Morrison hat mit ihrem Roman «Heimkehr» den mit «Jazz» begonnenen Zyklus fortgesetzt, der aufzeigt, wie schwer und lange die Schwarzen in den USA gegen Rassismus und Unterdrückung kämpfen mußten. Dabei schildert sie diese schmerzvolle und verlustreiche Reise mit ihrer je eigenen großen poetischen Erzählweise, die auch diesen Roman zu einer einzigartigen „oral history“ macht. Großartige Literatur. Ingrid Mosblech-Kaltwasser
Heimkehr
Roman
Autorin: Toni Morrison
07.03.2014
160 Seiten
ISBN 978-3-498-04525-8
Verlag: Rowohlt
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Toni Morrison wurde am 18.2.1931 in Lorain, Ohio, USA, als zweites von vier Kindern eines schwarzen Arbeiterehepaares geboren. Nach dem Besuch örtlicher Schulen 1949 Beginn des Studiums an der Howard University in Washington, DC. Erste Erfahrungen mit dem Südstaaten-Rassismus während einer Tournee als Mitglied der Universitätstheatergruppe. Ab 1953 Anglistikstudium an der renommierten Cornell University bis zum Magisterabschluss 1955. Lehrtätigkeit, zunächst an der Texas Southern University (1955-1957), danach an der Howard University (1957-1964). Ehe mit dem jamaikanischen Architekten Harold Morrison, aus der zwei Söhne hervorgehen. Nach der Scheidung 1964 Rückkehr nach Lorain. 1965 Umzug nach New York und Lektorentätigkeit beim Verlag. Random House. Schrieb Geschichten, aus denen sie schließlich ihren ersten Roman entwickelte. 1970 Debüt als Romanautorin.Zu ihren bedeutendsten Werken zählen u. a „Sehr blaue Augen“, „Solomons Lied“ „Menschenkind“, „Jazz“, „Paradies“ und die Essaysammlung „Im Dunkeln spielen“ über die Antinomien von weißer und schwarzer Kultur. Sie zählt seit langem zur Garde der bedeutendsten Autoren Amerikas. 1980 Mitglied des National Council on the Arts. 1981 in die American Academy of Arts and Letters aufgenommen. Seit 1989 Professorin für afroamerikanische Literatur an der Princeton University, NJ. Auszeichnungen: National Book Critics‘ Circle Award (1978); American-Academy-and-Institute-of-Arts-and-Letters Award für Erzählliteratur (1980); Cleveland Arts Award für Literatur (1980); Robert F. Kennedy Book Award (1988); Melcher Book Award (1988); Unitarian Universalist Award (1988); Nobelpreis für Literatur (1993); Commandeur des Arts et des Lettres, Frankreich (1993). Quelle: Rowohlt