Haute Couture – steht für atemberaubende Kollektionen, die zweimal jährlich in Paris präsentiert werden – im Januar und Juli. Übersetzt aus dem Französischen bedeutet Haute Couture „hohe Näherei oder Schneiderei“ und bis heute kann dies wörtlich genommen werden. Denn die Herstellung der Kleidung geschieht von Beginn an als Handarbeit. Aus hochwertigen, teuren und oft ungewöhnlichen Stoffen wird sie von erfahrenen Näherinnen und Nähern hergestellt. Ein Haute-Couture-Kleidungsstück bedeutet zudem, dass es individuell auf die Maße und die Körperhaltung der Käufer*innen maßgeschneidert wird. Um ein einziges Kleidungsstücks herzustellen, sind manchmal 700 Stunden Näharbeit notwendig. Es gibt nur einen kleinen exklusiven Kundenkreis von etwa 2.000 Käufern weltweit. Im heutigen Frankreich ist die Haute Couture eine geschützte Bezeichnung, die nur von Unternehmen verwendet werden darf, die bestimmte, genau definierte Standards erfüllen müssen.
Hinter den Kulissen der Haute Couture
Der heute ins Kino kommende Film „HAUTE COUTURE“ führt hinter die Kulissen, dorthin, wo diese hochwertige Mode entsteht. In das Atelier des großen Modelabels Dior. Abteilungsleiterin dort ist Esther, die wie jeden Morgen die Metro nimmt, um ihre exklusive Arbeitsstelle zu erreichen. Auf dem Weg dahin wird ihr die Handtasche geklaut. Die Diebin verschwindet so schnell wie sie die Tasche entwenden konnte. Esther hat sich beinahe damit abgefunden, sie nicht wiederzubekommen, als sich die Diebin meldet. Jade, heißt die junge Frau, die mit ihrer depressiven Mutter in den Banlieue lebt und genau wie ihre Freundin sehr orientierungslos ist, wenn es um ihre Zukunft geht. Esther mag Jade auf Anhieb und versucht, sie für ein Praktikum bei ihr im Haute Couture-Atelier zu gewinnen. Jade ist zunächst skeptisch, willigt jedoch ein.
Dort wird sie von den meisten Mitarbeiterinnen schnell akzeptiert, doch es gibt auch skeptische Blicke und Vorurteile. Die bestätigt Jade auch bald, als sie impulsiv, wie sie ist, eine Flasche Parfüm stibitzt, die Esther im Atelier versprüht, wenn es hektisch zugeht. Als eine Angestellte Jade direkt bezichtigt, das Parfum mitgenommen zu haben, verlässt Jade das Atelier und es scheint so, als ob sie ihr Praktikum nicht fortsetzen möchte. Esther jedoch, die davon überzeugt ist, die Welt besser zu machen, indem man etwas Schönes erschafft, hält an Jade fest. Vielleicht auch, weil sie kurz vor dem Ruhestand steht. Für Dior betreut Esther ihre letzte Haute Couture Kollektion. Sie möchte ihr Handwerk an Jade weitergeben und sie überzeugen, dass sie talentiert genug ist, diesen Weg zu gehen.
Mit „HAUTE COUTURE – Die Schönheit der Geste“ rücken Frauen in den Vordergrund, die ansonsten nicht im Rampenlicht stehen, sondern deren aufwendigen, mit viel Liebe zum Detail gefertigten Handarbeiten hinter den Kulissen geschehen. Der Regisseurin Sylvie Ohayon gelingt es, zwei unterschiedliche Frauen zusammenbringen, die weder vom Alter noch von ihrer sozialen Herkunft her etwas gemeinsam haben. Großartig gespielt von Nathalie Baye als Esther und Lyna Khoudri (The French Dispatch) in der Rolle der Jade. Zugleich zeigt „HAUTE COUTURE“ die Chancenlosigkeit der Menschen, die in den Banlieue leben auf. Ein sehr sehenswerter Film!
Ab heute in den Kinos