Was ist Glück? Es gibt sicher keine allgemein gültige Antwort auf diese Frage. Lange Zeit wurde jedoch den Religionen, den Philosoph*innen oder sogar der Politik eine Definition dazu überlassen. Heute liegt die Antwort auf das universelle Streben danach mehr und mehr in den Händen der Pharmaindustrie. Sie setzt alle Instrumente des modernen Zeitalters – Wissenschaft, Marketing und Kommunikation – ein, um jeder und jedem von uns eine standardisierte und automatische Lösung für unser Wohlbefinden, unsere Gesundheit und unsere Leistungsfähigkeit anzubieten. Es scheint zur Pflicht geworden zu sein, immerfort Glück zu empfinden und es auch auszustrahlen.
Eine Ausstellung zu diesem Thema ist durch die fünf Jahre andauernde globale Recherche des Fotografen Paolo Woods und des Journalisten Arnaud Robert zum Konsum der »Happy Pills« enstanden. Medikamente, die eine unsichtbare Wunde heilen können, Substanzen, die die Menschen dazu bringen, aktiv zu werden, die ihnen helfen zu arbeiten und sich aufzurappeln, jenen Präparaten, die es Menschen mit psychischen Problemen ermöglichen, einen totalen Zusammenbruch zu vermeiden.
Die globalen Verflechtungen der Pharmaindustrie mit den durch die Social Media geprägten Vorstellungen von modernem Life-Style sind allgegenwärtig: Vom Niger bis zu den Vereinigten Staaten, von der Schweiz bis nach Indien, von Israel bis zum peruanischen Amazonasgebiet bieten Pillen kurzfristige Lösungen für die scheinbar ewig andauernden Probleme des Alltags.
HAPPY PILLS – Das Glück in Pillen
Ausstellung: 13. Mai – 25. Juni 2023 im f³ – freiraum für fotografie Berlin
Waldemarstraße 17 | 10179 Berlin
Öffnungszeiten: Mi – So, 13 – 19 Uhr | Eintritt: 5 €, erm. 3 €
www.fhochdrei.org
Titelbild: Die 15-jährige Addy nimmt seit zwei Jahren täglich AdderallPillen, ein Amphetamin, das zur Behandlung von Aufmerksamkeitsstörungen mit oder ohne Hyperaktivität (ADHS) eingesetzt wird. In dem Bundesstaat Massachusetts, in dem Addys Familie lebt, erhalten Kinder, bei denen ADHS diagnostiziert wurde, eine besondere schulische Unterstützung, eine Anpassung des Unterrichts und eine Überwachung der Medikation. In den USA wird bei 10% der Kinder (im Alter von 2 bis 17 Jahren) ADHS diagnostiziert und drei Viertel von ihnen erhalten eine medikamentöse Behandlung. Massachussetts, USA, 2019.
© Paolo Woods