Green Border – Film von Regisseurin Agnieszka Holland

Erschöpfte, aber hoffnungsvolle Menschen, alt und jung, sitzen im Flieger nach Belarus. Auch Bashir und Amina mit ihrer syrischen Familie sind wie viele andere darunter. Sie alle lockten die Versprechungen des belarussischen Diktators Lukaschenko, Flüchtende könnten mit einem Flug nach Minsk und von dort über die grüne Grenze nach Polen gelangen. Bashir und Amina wollen so zu ihren Verwandten nach Schweden kommen. Kaum ist der Flug beendet werden sie weiter transportiert. Doch es kommt nicht so, wie sie es sich erträumt haben. Die Verheißung wird zur Falle. Zusammen mit Tausenden anderen steckt die Familie im sumpfigen Niemandsland zwischen Polen und Belarus fest. Wie falsch angelieferte „Ware“ werden sie von Grenzschützern beider Länder behandelt und im streng abgeschirmten Sperrgebiet hin und her getrieben, abgeschnitten von jeder Hilfe. Im Spielfilm „Green Border“, am Rand der unermesslichen Białowieża-Wälder, kreuzen sich die Lebenswege vieler, ganz unterschiedlicher Menschen.

Gestrandet im Sperrgebiet als Spielbälle der Politik
© Agata Kubis / Piffl Medien

Auch Jan, Beamter des polnischen Grenzschutzes, verrichtet dort seine Arbeit. Seine Frau ist schwanger, sie bauen ein Haus genau in dieser Gegend. Vor seiner Frau vermeidet er, über seine Arbeit und den Umgang mit den Menschen zu berichten. Doch die Eskalation an der Grenze stellt auch die Gewissheiten seines Lebens mehr und mehr infrage. Die Psychotherapeutin Julia ist nach einem privaten Schicksalsschlag nach Ostpolen gezogen, um in der Abgeschiedenheit des Grenzlands ihrem Leben eine neue Richtung zu geben. Durch Zufall wird sie Teil einer Gruppe von Aktivist*innen, die trotz des staatlichen Verbots versuchen, die in den Wäldern festsitzenden Geflüchteten mit dem Nötigsten zu versorgen. Sie begeben sich in Gefahr, doch sie wollen Hoffnung und Menschlichkeit gegen Zynismus und Ignoranz setzen.

Psychotherapeutin Julia kann nicht länger wegsehen
© Agata Kubis / Piffl Medien

Der bewegende und herzzerreißende Film „Green Border“ der Oscar®-nominierten Regisseurin Agnieszka Holland zeigt das Elend Flüchtender und das Versagen der europäischen Politik. Die Regisseurin hat es sich nicht leicht gemacht. Intensive Recherchen gingen ihrem Film voraus. Sie suchte das Gespräch mit Beteiligten aus allen Bereichen: Grenzschützern, Geflüchteten, Menschenrechtsaktivist*Innen, Ärzten. Für jede im Drehbuch beschriebene Situation gibt es ein Vorbild in der Realität. Auf dieser Grundlage entstand der bewegende und packend inszenierte Spielfilm „Green Border“. Er rüttelt auf und zeigt, dass Menschlichkeit überall am richtigen Platz ist. Europa muss noch viel mehr für den Erhalt von Rechtsstaat, Demokratie, Menschenrechte, Gleichheit und Brüderlichkeit tun.

Der Film läuft ab heute in den Kinos. Unbedingt empfehlenswert!

Ingrid
Ingrid

Kunst und Kultur, Musik und Bücher, ohne sie ist ein Leben denkbar, aber für mich sinnlos. Darum habe ich diesen Blog ins Leben gerufen. Es macht viel Spaß, ihn zu gestalten - ich hoffe, den Usern, ihn zu lesen.
Nicht alles, was gedruckt wird, muss gelesen, nicht jedes Album gehört werden. Was die User hier finden, gefällt mir und den Gastautoren, die ab und zu Lust haben, etwas zu schreiben.

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