Flüsse haben für Menschen, Natur und Städte seit je her essenzielle Bedeutung. Und was wäre die Hauptstadt Berlin ohne die Spree? Götz Lemberg setzt dem Fluss anlässlich des 100. Jahrestags von Groß-Berlin an drei markanten Orten der Stadt ein Denkmal und betritt mit seinen Fotoinstallationen Neuland. Er zeigt die Spree in gesamter Länge auf ihrem Weg durch die Hauptstadt und lädt zu einer Entdeckungsreise ein.
Auf Höhe der Wasseroberfläche und von der Flussmitte aus nimmt Lemberg mit seiner Kamera die Perspektive der Spree ein. Vom Müggelsee bis zur Havelmündung in Spandau markiert er alle 333 Meter einen vertikalen dreiteiligen „Cut“, einen „Fotoschnitt“ jeweils beider Ufer. So verdichten sich die 43 Kilometer des Spreelaufs von ihrem Eintritt ins Berliner Terrain im Dämeritzsee bis zu ihrer Mündung in die Havel zur Illusion eines Panoramas, das den Fluss als Verbindung von Natur, Industrie und urbanem Raum porträtiert.
Das Projekt macht deutlich, welchen Wert die Spree auch heute noch für Berlin als Lebensquelle besitzt. Mit dem Spiel von ungewohnten Perspektiven, Brüchen der Wahrnehmung und assoziativen Neuverknüpfungen erkundet Lemberg den Verlauf des Flusses und zugleich die visuellen Dimensionen der Fotografie. So wird die komprimierte Reise zu einer Fahrt vorbei an Fabriken und Villen, Häfen und Monumenten, Brachen und Idyllen, durch Landschaft und Geschichte, durch Zeit und Raum.
Friedrichshain: Alte Feuerwache | Projektraum
„Spree-Entrée in die Stadt“
Friedrichshain: Hier tritt die Spree in die Stadt und wird zur Lebensader, die durch die Stadtlandschaft ihren Lauf nimmt. In der ehemaligen „Alten Feuerwache“, wo das Wasser vor 100 Jahren eine lebensrettende Funktion hatte und deren Architektur mit ihren geklinkerten Rundbögen im Innenraum an Wasserspeicher erinnert, transformiert Lemberg den heutigen Projektraum in eine facettenreiche Installation, die die Spree als einen fiktiven Fluss vorstellt.
28.08.-18.10.2020, Alte Feuerwache | Projektraum Friedrichshain-Kreuzberg
Eröffnung: 27.08.2020, ab 18 Uhr
Moabit: Galerie Nord | Kunstverein Tiergarten
„Spreeverlauf – Spreebogen“
Lembergs fotografisches Portrait der Spree wird auf die gesamte Länge der ebenerdigen Fassade der Galerie appliziert und lässt auf 60 Metern Länge und 3 Metern Höhe das Erdgeschoss des Gebrüder-Grimm-Hauses in der Turmstraße verschwinden. Fenster, Türen und Eingänge der Galerie werden Träger eines Illusionsraumes und die Turmstraße taucht ab auf die Höhe der Wasseroberfläche der Spree.
12.09.-17.10.2020, Galerie Nord | Kunstverein Tiergarten
Eröffnung: 11.09.2020, ab 19 Uhr
Spandau: ZAK – Zentrum für aktuelle Kunst – Zitadelle
„Spreemündung“
Auf der Zitadelle verbindet Götz Lemberg mit SPREE-CUTS eine große Open-Air-Ausstellung auf dem Zitadellen-Platz mit den Räumen des Zentrums für aktuelle Kunst. Im Außenbereich führt eine lange doppelseitige Präsentation von Spreeansichten über den Hof in die alte Kaserne. Bereits beim Betreten der Zitadelle erfahren die Besucher*innen die Spree und ihre beiden Uferseiten analog einer fiktiven Bootsfahrt. In den Ausstellungsräumen des ZAK stellt eine Einzelausstellung von Götz Lemberg nicht nur die Arbeit am Projekt und signifikante Stationen vor, sondern vertieft Aspekte der innovativen Arbeitsweise des Künstlers.
11.09.-27.12.2020, ZAK – Zentrum für aktuelle Kunst – Zitadelle Spandau
Eröffnung: 10.09.2020, ab 16 Uhr
Alle Fotos: Götz Lemberg
SPREE-CUTS, 2020
© VG Bild-Kunst, Bonn, 2020