„Dieser Film ist von einer Familie für Familien“, sagt Regisseur Jason Reitman in einem kurzen, durchweg sympathischen Einspieler, der der Pressevorführung von „Ghostbusters: Legacy“ vorausgeht. In diesem rund dreiminütigen Clip spürt man förmlich die Leidenschaft, die Nostalgie und die Liebe, die der Sohn von Ivan Reitman, dem Regisseur der beiden ersten Ghostbusters-Teile von 1984 und 1989, über 30 Jahre nach Teil zwei in die Fortsetzung gesteckt hat. Kein Wunder, war Jason doch in den 80er Jahren schon als kleiner Junge häufig am Set, als sein Vater die Geisterjäger-Streifen drehte. Und auch Vater Ivan ließ es sich nun nicht nehmen, dem Junior bei Teil drei über die Schulter zu schauen. Ob dieser Umstand für das Ergebnis auf der Leinwand verantwortlich ist? Sicherlich zumindest zum Teil. Fest steht: „Ghostbusters: Legacy“ ist vieles, wenn nicht sogar alles, was sich Fans und Freunde von einer Fortsetzung der ersten beiden Teile erhoffen dürften.
Worum geht es? Die alleinerziehende Callie (Carrie Coon) zieht aufgrund finanzieller Probleme gezwungenermaßen mit ihren Kindern Phoebe (Mckenna Grace) und Trevor (Fynn Wolfhard) in das marode Landhaus ihres verstorbenen Vaters in einem abgelegenen Örtchen in Oklahoma. Während Trevor versucht, bei den Jugendlichen vor Ort Anschluss zu finden, macht seine nerdige und hochintelligente Schwester derweil Bekanntschaft mit einigen merkwürdigen Gerätschaften ihres mysteriösen Großvaters. Zudem rätselt sie gemeinsam mit ihrem tollpatschigen Lehrer Mr. Grooberson (Paul Rudd) über immer wieder auftretende Erdbeben und seltsame Ereignisse, die alles andere als eine natürliche Ursache haben…
Nach dem katastrophalen Neuaufguss „Ghostbusters“ von Paul Feige aus dem Jahr 2016 gelingt Jason Reitman über die 124 Minuten Lauflänge das Kunststück, nicht nur das 2016er-Desaster vergessen zu machen, sondern auch einen herzlichen, stimmungsvollen und sehenswerten Anschluss an die ersten beiden Teile zu schaffen. Das liegt nicht nur an der tollen Stimmung, die eingefangen wird, sondern vor allem an nahezu allen Darstellern, die ihren Figuren Herz verleihen und sichtlich mit Spaß und Leidenschaft bei der Sache sind. Hier seien stellvertretend vor allem die beiden Youngster McKenna Grace und Logan Kim als der perfekt passende Sidekick „Podcast“ genannt. Weiteres gelungenes Kunststück: Die Chemie zwischen nahezu allen Figuren stimmt. Gleiches gilt auch für die Effekte. Diese sind nämlich nicht nur modern und sehenswert, dabei aber nicht „too much“. So lassen sie die Special Effects der älteren beiden Teile nicht antiquiert und eingestaubt dastehen, sondern fügen sich passend in das Ghostbusters-Universum ein.
Natürlich hat „Ghostbusters: Legacy“ auch zahlreiche (dabei aber nicht aufdringlich nervende) Easter Eggs parat und schafft neben zahlreichen Überraschungsauftritten auch die Verneigung vor den beiden Ursprungsfilmen sowie einem leider schon viel zu lange verstorbenen Gründungsmitglied der so beliebten Geisterjäger. All die genannten gelungenen Elemente sorgen dafür, dass immer wieder „echtes Ghostbusters-Feeling“ durch den Kinosaal weht.
Fazit: Wer die ersten beiden Ghostbusters-Teile mochte, der sollte den dritten Teil keinesfalls verpassen. Denn Jason Reitman gelingt es in seinem Werk beinahe durchweg, den nostalgischen Zauber der Ursprungsteile wieder zu beleben. Und gerade in den letzten 20 Minuten des Films dürften nicht nur für Fans Gänsehaut und feuchte Augen garantiert sein. Fernab von aller Nostalgie und Verbundenheit zum Ghostbusters-Universum ist „Ghostbusters: Legacy“ aber auch schlichtweg ein wundervoller Familienfilm mit viel Herz, tollen Darstellern und minimalem Grusel.
4 von 5 Punkte
Alle Fotos ©Sony Pictures