Ein kleines Dorf im Oderbruch nahe der polnischen Grenze, kurz nach der Wende. Patricia und Nadine, zwei 17 und 16 Jahre alte Schwestern, sind seit zwei Tagen verschwunden. Zeugen wollen sie zuletzt gesehen haben, wie sie nachts nach dem Besuch der Dorfkirmes in ein Auto gestiegen und weggefahren sind.
Mit den Ermittlungen sind die beiden Kommissare Patrick Stein (Trystan Pütter) und Markus Bach (Felix Kramer) betraut, ein Duo, wie es verschiedener nicht sein kann. Stein ist ein zurückhaltender, diskreter, höflicher Mann, der aus Hamburg stammt. Für ihn ist der Fall eine Strafversetzung. Nachdem er den Bruder seines Chefs verhaftet hatte, weil der ein paar Gramm Kokain besaß, wurde Stein in den Osten versetzt, wo er weit weg von seiner hochschwangeren Frau helfen soll, den Fall aufzuklären.
Sein Kollege Bach ist ein ehemaliger DDR-Polizist mit fragwürdiger Vergangenheit, ein großer, kräftiger, polternder Mann, der gerne trinkt, aus seiner Abneigung gegen die Folgen der Wiedervereinigung keinen Hehl macht und Verdächtige schon mal einschüchtert oder ohne richterliche Genehmigung abhört.
Trotz ihrer Gegensätzlichkeit müssen sich die beiden zusammenraufen, wenn sie Fall erfolgreich lösen wollen. Und der erweist sich als äußerst schwierig. Denn die beiden Ermittler stoßen im Dorf auf eine Mauer des Schweigens. Niemand scheint sich um die verschwundenen Schwestern wirklich Sorgen zu machen. Für die Bewohner ist klar: Die beiden Mädchen sind in den Westen gegangen, weil das Heimatdorf ihnen keine Zukunft bietet. Doch dann stellt sich heraus, dass die Schwestern einem Sexualverbrechen zum Opfer gefallen sind.
Als neue Leichenteile auftauchen, wird Stein und Bach langsam klar, dass ein Serienmörder seit dem Fall der Berliner Mauer, vielleicht sogar schon vorher, sein Unwesen treibt. Die beiden Polizisten müssen sich durch einen wahren Sumpf von Lügen, falschen Fährten und Intrigen kämpfen, um die Wahrheit an den Tag zu bringen.
„Freies Land“ von Christian Alvert ist ein gelungenes Remake des spanischen Politithrillers „Mörderland“, der die tiefe moralische Korruption im postfaschistischen Spanien behandelt. Alvert verlegt die Handlung in die Zeit nach der Wende, in der die alten Strukturen teilweise fortbestehen und sich die Hoffnung auf die versprochenen blühenden Landschaften noch nicht erfüllt haben. Stattdessen herrschen allenthalben Resignation und Zukunftsängste. Eine düstere, verstörende Zwischenwelt, die von merkwürdigen Gestalten bevölkert wird und in der die beiden Polizisten sich durch wahren Sumpf von Lügen, falschen Fährten und Intrigen kämpfen müssen, um die schlimme Wahrheit an den Tag zu bringen.
Der Film „Freies Land“ ist mit erstklassigen Schauspielern hervorragend besetzt. Vor allem Trystan Pütter und Felix Kramer glänzen als als „Wessi“ Patrick Stein und sein ostdeutscher Kollege Markus Bach. Neben der Regie führte Alvert auch die Kamera, die eine eisige weite Landschaft gekonnt in Szene setzt, in der alles sichtbar scheint, vieles aber verborgen bleibt.