In Köln sind jetzt zwei ganz besondere Fotografie-Ausstellungen zu sehen: das Museum Ludwig untersucht, wie sich unsere „Fotografiergesichter“ im Laufe der Zeit verändert haben und im Rautenstrauch-Joest-Museum sind Fotografien des kürzlich verstorbenen brasilianischen Starfotografen Sebastião Salgado zu sehen.
„AMAZÔNIA – PHOTOGRAPHS BY SEBASTIÃO SALGADO“
Die etwa 200 Schwarzweißfotografien des renommierten Fotografen Sebastião Salgado zeigen sowohl die Vielfalt der amazonischen Landschaften als auch die Gesichter und Lebensrealitäten der indigenen Bewohner, die dieses Ökosystem seit Jahrhunderten schützen. Die Ausstellung beinhaltet aber auch Interviews mit indigenen Anführer*innen, in denen sie selbst zu Wort kommen und über ihre Beziehungen zur Welt, ihr Wissen und ihre Erfahrungen angesichts der fortschreitenden Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen erzählen.
Die immersive Rauminstallation wird vom Soundtrack des französischen Musikers Jean-Michel Jarre begleitet, den dieser eigens für die Ausstellung komponiert hat. Die Fotografien und Interviews entstanden in einem Zeitraum von sieben Jahren, in denen der international renommierte Fotograf das Amazonasgebiet bereiste.
Sebastião Salgado hat mit seinem Projekt die Fragilität dieses einzigartigen Ökosystems ins Licht gerückt und auf seine Bedrohung durch Abholzung, Ausbeutung und Klimawandel bewusst gemacht und auf die Dringlichkeit von dessen Schutz hingewiesen.

do Rio Amônea, estado do Acre, Brasil, 2016
© Sebastião Salgado
Salgado ehrt die Rolle der indigenen Gemeinschaften als Hüter*innen von Biodiversität, Wissen und kultureller Vielfalt – und warnt zugleich vor der fortschreitenden Verwundbarkeit eines Raums, der für das planetare Gleichgewicht entscheidend ist.
Die Ausstellung wurde kuratiert von Lélia Wanick Salgado, Ehefrau und langjährige Wegbegleiterin Sebastião Salgados. Gemeinsam mit ihm gründete sie 1998 das Instituto Terra, eine Organisation zur Wiederaufforstung im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais, in dem seither mehr als drei Millionen Bäume gepflanzt wurden.
Mit einem vielschichtigen Begleitprogramm lädt das RJM während der Ausstellungszeit zum differenzierten Dialog ein. Im Zentrum steht der Open Space – ein Raum in der Dauerausstellung des Museums, der internationale, diasporische und lokale Stimmen sichtbar macht und vernetzt.
Konzert-Highlight in der Kölner Philharmonie
Am 4. November 2025 findet im Rahmen der „AMAZÔNIA“-Ausstellung in der Kölner Philharmonie ein besonderes Konzert des Gürzenich-Orchesters statt, das Musik mit den Fotografien von Sebastião Salgado verbindet. Die italienisch-brasilianische Dirigentin Simone Menezes leitet ein Programm mit Werken von Heitor Villa-Lobos und Philip Glass. Die Musik trifft dabei auf die visuelle Kraft der Fotografien, die während des Konzerts großflächig projiziert werden.
„AMAZÔNIA“-Ausstellung
Brasilianischer Starfotograf Sebastião Salgado im Rautenstrauch-Joest-Museum
Rautenstrauch-Joest-Museum – Kulturen der Welt – bis zum 15. März 2026 zu sehen.
Smile! Wie das Lächeln in die Fotografie kam
Smizing, Squinching, Duckface, Fish Gape, Cheese oder Prunes: Schönheitsideale und Soziale Medien lösen immer schnelllebigere Trends für Porträtfotos aus. Bis zum späten 19. Jahrhundert war das Fotografiertwerden eine Prozedur, die größte Bewegungslosigkeit erforderte, um ein scharfes Bild zu erzeugen, was zu starren und leblosen Gesichtsausdrücken führte.
Die Präsentation in den Fotoräumen des Museum Ludwig untersucht, wie sich unsere „Fotografiergesichter“ im Laufe der Zeit verändert haben. Sie bringt anonyme Porträtfotografien und künstlerisch gestaltete Porträts aus dem 19. bis 21. Jahrhundert zusammen zu einer Geschichte des Lächelns.

Museum Ludwig, Köln, Ankauf mit Unterstützung der Peter und Irene Ludwig Stiftung, 2012
Repro: Historisches Archiv mit Rheinischem Bildarchiv
© Thomas Struth
Ob wir lächeln, wenn wir wissen, dass wir fotografiert werden, oder nicht, ob wir dabei Zähne zeigen oder nicht, das hängt von gesellschaftlichen Konventionen und der Entwicklung der Fototechnik ab.
Im 19. Jahrhundert gingen Menschen ins Fotoatelier, um sich fotografieren zu lassen und lächelten selten. Das entsprach auch den Wünschen und Konventionen, wie man sich auf einem Porträt zeigen wollte; diese waren abhängig von Klasse, Gender und Kontext. Gefühle gehörten besser ins Private und nicht auf ein Bild.
Für den Einzug des Lächelns in die Porträts des 20. Jahrhunderts spielte die Entwicklung des Stummfilms eine bedeutende Rolle. Die Mimik war es, über die Regungen erzählt wurden. Dafür zoomte die Kamera immer näher an das Gesicht heran. Zudem wurde das Ganzkörperporträt abgelöst vom Fokus auf das Gesicht. Schon 1927 schrieb der Soziologe Siegfried Kracauer davon, dass sich die Welt – und damit auch der Mensch darin – ein „Photographiergesicht“ zugelegt habe.
Die Präsentation im Museum Ludwig will zeigen, dass sich daran bis heute nichts verändert hat. Das Lächeln hat eine Geschichte.
Präsentation in den Fotoräumen
Museum Ludwig | 1. November 2025 – 22. März 2026
Titelbild: River archipelago of Mariuá. Rio Negro. State of Amazonas,
Brazil, 2019 © Sebastião Salgado






