Filmtipp: WAS IST SCHON NORMAL?

Dumm gelaufen für den Ganoven Paolo (Artus) und seinen Vater La Fraise (Clovis Cornillac) im Film „Was IST SCHON NORMA?“. Nach einem missglückten gemeinsamen Überfall auf ein Juweliergeschäft sind sie auf der Flucht vor der Polizei. Zu ihrem Entsetzen stellen sie fest, dass ihr Fluchtauto abgeschleppt wird, weil Paolo es auf einem Behindertenparkplatz abgestellt hatte.

Wenige Meter entfernt wartet eine Reisegruppe behinderter Menschen auf einen weiteren Teilnehmer namens Sylvain. La Fraise erkennt intuitiv die Chance, der Fahndung zu entkommen und gibt kurzerhand Paolo als Sylvain aus und sich selbst als dessen Betreuer Orpi. Und ab geht es in die Berge ins Ferienheim, wo ein turbulentes Abenteuer auf sie wartet.

Paulo (Artus) und sein Vater (Clovis Cornillac) flüchten nach dem Einbruch beim Juwelier vor der Polizei
© SquareOne Entertainment

Im Ferienheim angekommen, durchschauen die behinderten Menschen Ludo und Arnaud schnell Paolos dürftige Maskerade als Mensch mit Down-Syndrom, lassen ihn und seinen Vater jedoch nicht auffliegen. Natürlich erwarten sie als Gegenleistung die eine oder andere Gefälligkeit. Die Dinge spitzen sich zu, als auf Vorschlag von Orpi die Gruppe eine  Bootsfahrt machen will und Orpi bei einem Streit mit dem Verleiher sein Temperament nicht zügeln kann…

Marc (Marc Riso), Céline (Céline Groussard) und ihre Reisegruppe sind startklar
© SquareOne Entertainment

Gut gelaufen ist das Debütregie des französischen Komikers Artus WAS IST SCHON NORMAL?, das bereits wenige Wochen nach seinem Start in den französischen Kinos über 10 Millionen Zuschauer verzeichnete. Das ist eigentlich erstaunlich, denn abgesehen von der recht originellen Ausgangsidee, hält der Film, so wohlwollend seine Intention auch sein mag, nicht das, was er anfangs verspricht.

Die Handlungsstränge sind wie aus einem Guss und lassen wenig Raum für Überraschungen. So ist zum Beispiel unschwer vorauszusehen, dass Sylvains Schwärmerei für die schöne Erzieherin (Alice Belaïdi) allen Wahrscheinlichkeiten zum Trotz ein gutes Ende nehmen wird. Und dass sich die Feriengäste nicht lange mit dem miesen Essen zufriedengeben werden, das ihnen tagtäglich vom unfreundlichen Personal auf die Teller geklatscht wird. Entgegen allen Erwartungen entwickeln Sylvain und sein Vater zudem eine Bindung zu ihren neuen Freunden. Entsprechend ist das völlig überzogene melodramatische Ende, das vor guten Gefühlen nur so trieft und darauf angelegt ist, den Zuschauern Tränen zu entlocken.

Die eigentliche Überraschung des Films WAS IST SCHON NORMAL? sind freilich die behinderten Menschen, die in diesem Film die heimlichen Stars sind. Ludo (Ludovic Boule) mit seiner blumigen Sprache, die immer wieder Anlass zu heiklen und komischen Situationen gibt. Der als Supergirl verkleidete Boris (Boris Pitoëff) und der absolute Dalida-Fan Arnaud (Arnaud Toupense). Nicht zu vergessen der Fußballfan Baptiste (Théophile Leroy), der Ronaldo verehrt, und Alexandre (Stanislas Carmot), ein unermüdlicher Redner und talentierter Sarkozy-Imitator. Sie alle sind wunderbar und machen diesen Film recht sehenswert.   

Was ist schon normal? Ab 5.9. in den Kinos

Hans Kaltwasser
Hans Kaltwasser
Artikel: 463

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.