Beim Namen Charles Aznavour denken viele sogleich an französische Chansons. Kein Künstler prägte diese Liedform stärker als er, der 1924 in prekären Verhältnissen im Pariser Studentenviertel Quartier Latin zur Welt kam. Das Biopic „Monsieur Aznavour“ über den großen Chansonnier der beiden Regisseure Grand Corps Malade und Mehdi Idir setzt genau da an. Der Vater, ein armenischer Einwanderer, stürmt in die Küche, die Mutter bemerkt, dass nichts zu essen da ist, dafür sind Freunde und Verwandte zum Singen und Tanzen gekommen. Der kleine Charles nimmt begeistert daran teil. Er freut sich und lebt in einem Milieu, das vielleicht ärmlich, dafür aber deutlich von der Liebe zur Musik, Tanz und viel Optimismus geprägt ist.
Charles merkt schnell, dass die Bühne und das Singen sein Metier ist. Er lernt Pierre Roche kennen, der Piano spielt und komponiert, während Charles noch alles auf der Bühne mitmacht, was irgendwie Geld einbringt. Ein erster Glücksfall also, dass die beiden sich verstehen und im Duo kleine Auftritte haben. Charles ist sehr charmant und geschickt, wenn es um das Aushandeln von Honoraren geht, und besitzt großes Talent beim Texten der Lieder, die die beiden komponieren.
Als die Chanson-Ikone Edith Piaf auf das Duo aufmerksam wird, lädt sie die beiden ein, in ihrem Vorprogramm zu singen.
© Caroline Bazin
Inzwischen ist Aznavour mit der Sängerin Micheline Rugel verheiratet. Aus der Ehe geht eine Tochter hervor. Doch Charles ist unglücklich, sobald er nicht auf Tournee ist und singen kann. Er wirkt immer irgendwie abwesend. Seine Künstlerseele scheint nicht für eine Ehe geeignet zu sein.
Schließlich startet er mit seinem musikalischen Partner eine erfolgreiche Tour durch Kanada. Als er zurück nach Paris kommt, ist seine Ehe zu Ende. Charles Schwester, die selbst Künstlerin ist, rät ihm zu einer Solo-Karriere. Schweren Herzens lässt er Pierre Roche in Kanada zurück und startet neu. Charles Aznavour wird in seinem musikalischen Leben mehr als 1000 Lieder interpretieren, die in unzähligen Sprachen übersetzt werden.
Tahar Rahim verkörpert intensiv und sehr authentisch den legendären Chansonnier in diesem beeindruckenden Biopic, das in fünf Kapitel unterteilt den Werdegang des charismatischen Künstlers aufzeigt. Der Film „Monsieur Aznavour“ lässt erahnen, welche Bewunderung die Regisseure für Aznavour empfinden. Das kommt auch im Originaltitel „Monsieur“ zum Ausdruck, insbesondere jedoch in der tiefgehenden, sehr dichten Filmsprache, die es vermag, den heiteren, neugierigen und liebenswerten Menschen hinter dem Künstler spürbar zu machen.
Als Zugabe noch ein Beispiel seiner Kunst.