FilmTipp – MAIXABEL

Die Separatistengruppe ETA verübte im Namen der baskischen Unabhängigkeitsbewegung zahlreiche Anschläge und Attentate, bei denen über 800 Menschen getötet wurden. Sie hinterließen großes Leid bei den Familien der Opfer. Im Jahre 2000 wird auch Juan Mari Jáuregui, der frühere sozialistische Zivilgouverneur der baskischen Provinz Gipuzkoa, durch einen Mordanschlag der ETA getötet. Der Film „Maixabel“ zeichnet das menschliche Drama nach, das sich für die Hinterbliebenen daraus entwickelt.

Er beginnt mit einer dramatischen Szene. In einem überfüllten Restaurant wird ein Mann erschossen. Aus nächster Nähe trifft ihn die Kugel in den Rücken. Es könnte irgendjemand sein, man kann den Getöteten nicht sehen. Doch es ist Juan María Jaúregui, eine Schlüsselfigur der baskischen Bewegung, die einen Dialog zwischen der Region und der spanischen Regierung anstrebt.

Immer unterwegs mit Leibwächtern: Maixabel (Blanca Portillo)
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Jaúreguis Frau und Mitstreiterin, Maixabel Lasa (Blanca Portillo), erhält einen Anruf, der sie über den Anschlag auf ihren Mannes informiert und ihr Leben von nun an drastisch verändert. Als sie im Krankenhaus ankommt, ist ihr Mann bereits tot. Maixabel und ihre Tochter María (María Cerezuela) sind untröstlich. Die Täter – eine zur ETA gehörige Gruppe von Männern, werden gefasst und verurteilt.

Ist Versöhnung möglich?

Die Zeit hat die Wunde, die der Tod ihres Mannes bei Maixabel hinterlassen hat, nicht heilen können. Elf Jahre nach diesem Attentat auf ihn erhält sie eine ungewöhnliche Anfrage. Regierungsbeamte haben ein Programm entwickelt, das die Familien der Opfer mit ETA-Tätern zusammenbringt, die ihre Mitgliedschaft und Gewaltanwendung bereuen. Nun bitten sie zwei der Täter, die hinter dem tödlichen Anschlag auf ihren Mann standen, um ein Gespräch. Wichtig ist dabei, die inhaftierten Terroristen sollen den Opferangehörigen zuhören, sich nicht rechtfertigen, sondern stattdessen ihre Taten bereuen.
Nach einigem Zögern ist Maixabel dazu bereit und meldet sich für ein Treffen an. Wie ihr getöteter Mann Juan Mari glaubt auch sie an die Macht des Wortes, an den Dialog.

Im Gefängnis: Ibon (Luis Tosar) und Luis (Urko Olazabal)
© Piffl Medien

Die Szenen der persönlichen Begegnungen von Luis und Ibon mit Maixabel sind spannungsgeladen und bewegend. Was wird bei dem Gespräch passieren? Auf der einen Seite Maixabel, die Würde ausstrahlt, und auf der anderen die einst gewalttätigen Männer. Einer ist mittlerweile innerlich gebrochen, der andere noch explosiv und wütend. Und Maixabel erfährt bei diesen Begegnungen eine Wahrheit, die sie fassungslos macht: Die Mörder ihres Mannes hatten im Grunde keine Ahnung, wer er war. Der Film endet mit einer emotionalen Szene, die visionären Charakter hat und ein Zeichen der Versöhnung setzt.

Obwohl der Film auf einer wahren Begebenheit beruht, ist „Maixabel“ jedoch kein politischer Film, der tief auf die Geschichte des baskischen Konfliktes in Spaniens eingeht. Vielmehr begibt sich die Regisseurin, Icíar Bollaín, die gemeinsam mit ihrer Koautorin Isa Campo das Drehbuch schrieb, auf die persönliche Ebene der Geschehnisse, zeigt das Leid und den Schmerz der Familien. Und die Resignation, die die inhaftierten Täter ausstrahlen.

Versöhnung kommt nach solchen schwerwiegenden und weitreichenden Konflikten einem ethischen Drahtseilakt gleich. Letztlich lässt sie sich nur erreichen, wenn der Hass besiegt wird und in eine Form von Verstehen und Hoffnung übergeht. „Maixabal“ zeigt diesen Prozess eindrucksvoll auf der Kinoleinwand.

Ein sehr bewegender Film voller emotionaler Kraft und mit hervorragender Besetzung.

AB 26. MAI IM KINO

IM VERLEIH DER PIFFL MEDIEN

Ingrid
Ingrid

Kunst und Kultur, Musik und Bücher, ohne sie ist ein Leben denkbar, aber für mich sinnlos. Darum habe ich diesen Blog ins Leben gerufen. Es macht viel Spaß, ihn zu gestalten - ich hoffe, den Usern, ihn zu lesen.
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