Im Film der Regisseurin Élise Girard „Madame Sidonie in Japan“ unternimmt die weltweit gefeierte französische Schriftstellerin Sidonie Perceval (Isabelle Huppert) erstmals seit dem Tod ihres Mannes eine weite Reise nach Japan. Ihr Erstlingswerk ist erneut veröffentlicht und darum wurde sie dorthin zu einer Lesereise eingeladen.
Etwas unsicher begegnet sie ihrem dortigen Verleger, denn bereits bei ihm erkennt sie die kulturellen Unterschiede zwischen Europa und Japan. Und so verbeugt sich Sidonie ein wenig zu oft und will zunächst auch ihre Handtasche bei sich tragen. Mit Geduld, aber etwas wortkarg begleitet Kenzo (Tsuyoshi Ihara) Sidonie und so fahren sie gemeinsam durch die japanische Frühlingsblüte. Wenn da nicht plötzlich ihr verstorbener Mann Antoine in ihrem Hotelzimmer auftauchen würde, was Sidonie aus der Fassung bringt, tiefe Sehnsucht auslöst und die Angst, sie habe ihren Verstand verloren.
Zögernd erzählt sie Kenzo davon, der das wenig überraschend findet. In Japan ist der Glaube daran, dass die Geister der Verstorbenen überall um die Lebenden herum existieren, normal und gehört zur Trauerarbeit. Für Sidonie eröffnet diese Idee eine ganz neue Perspektive. Nach und nach kann sie sich auf die Erscheinung „ihres Geistes“ einlassen. Sie findet einen Weg, ihre Trauer zu bewältigen und Antoine endlich gehen zu lassen. Damit einher geht der Wunsch, sich Kenzo zu nähern.
Tiefgründig, mit viel Feingefühl und Humor gelingt es der Regisseurin Élise Girard die kulturellen Unterschiede anhand dieses poetischen, leisen und minimalistischen Liebesfilms sichtbar zu machen, und auch das, was unsichtbar ist, zu zeigen. Isabelle Huppert zeigt wie immer ihre brillante Präsenz, die ergänzt wird von der großartigen Darstellung des japanischen Schauspielers Tsuyoshi Ihara. Auch der deutsche Schauspieler August Diehl überzeugt in seiner Rolle als „Geist“. Wer in das heutige Japan unterlegt mit französischem Flair eintauchen möchte, sollte sich den Film unbedingt ansehen. Ab heute in den Kinos.
Titelbild: Sidonie (Isabelle Huppert) und ihr japanischer Verleger Kenzo (Tsuyoshi Ihara) kommen sich auf ihrer gemeinsamen Reise nah und beginnen beide langsam Vergangenes loszulassen
©Majestic/Celine Bozon