FilmTipp – LA COCINA – Der Geschmack des Lebens

Kochen bedeutet Arbeit und wenn in den zahllosen Schnellrestaurants oder wie im Film LA COCINA – Der Geschmack des Lebens gekocht wird, sind es vor allem Einwanderer, die dort ohne Papiere arbeiten und vom hohen Trinkgeld dort angelockt werden.

Wie der US-Schriftsteller, Philosoph und Vordenker der ökologischen Bewegung Henry David Thoreau schrieb: „Ich denke, / dass es nichts, nicht einmal das Verbrechen, gibt, das der Poesie, der Philosophie, / ja, dem Leben selbst, mehr entgegengesetzt ist als die unaufhörliche Arbeit.“ Oder wie Pedro, der Protagonist des Films, es ausdrückt, als er gebeten wird, von seinem Traum zu erzählen: „In einer Küche kann man nicht träumen.“

Der Film des Regisseurs Alonso Ruizpalacios LA COCINA öffnet den Vorhang zu dieser Küche und lässt uns unmittelbar daran teilnehmen, was im Restaurant „The Grill“ in Manhattan geschieht. Insbesondere wenn gerade Hochbetrieb herrscht. Nicht nur, dass es hektisch zugeht, zudem sind aus der Kasse 800 Dollar verschwunden. Eben noch hat Luis eine neue Mitarbeiterin eingestellt, die Pedro, den Chefkoch kennt. Nun wird ausgerechnet er verdächtigt, das Geld gestohlen zu haben. Allerdings wird gegen alle Köche ohne Papiere intern ohne Polizei ermittelt. Denn die könnte wohlmöglich die vielen illegalen Arbeitskräfte entdecken.

Neuling Estela (Anna Diaz) muss ihren Platz in der chaotischen Küche erst noch finden.
© SquareOne Entertainment

Pedro (Raúl Briones) ist ein chaotischer, charismatischer Träumer und Unruhestifter. Zudem ist er verliebt in Julia (Rooney Mara), die blonde amerikanische Kellnerin, die besonders begehrt ist. Für Liebesgeständnisse und Flirt bleibt ihm allerdings wenig Zeit, und deshalb nutzt Pedro jede sich bietende Gelegenheit, sie im Kühlhaus zu sehen, wo sie Sex haben.

Haben Pedro (Raúl Briones) und Julia (Rooney Mara) eine gemeinsame Zukunft?
© SquareOne Entertainment

Rashid, der arabische Besitzer des „The Grill“, hat mit seinem Versprechen, Pedro bei seinen Papieren zu helfen, für ein wenig Euphorie gesorgt. Doch Pedro weiß nicht, dass Rashid allen verspricht, bald „legal“ werden zu können. Julia entdeckt in all dem Trubel und unerwartet, dass ihr Beisammensein mit Pedro Folgen hat. Und sie enttäuscht Pedro, so dass seine Träume auf eine gemeinsame Zukunft dahinfliegen – genauso wie die der anderen Mitarbeiter*Innen, die sich in der kurzen Pause in der kleinen Gasse, wo der Müll entsorgt wird, treffen. Doch Pedro wehrt sich mit seinen Mitteln und bringt in einer furiosen Wutaktion die Küche zum Stillstand.

Kurze Atempause für Pedro (Raúl Briones) und seine Kollegen in der Gasse hinter dem Restaurant.
© SquareOne Entertainment

Ein packendes Filmkunstwerk, das die Menschen und ihre Umgebung fast gänzlich in Schwarz Weiß abbildet und zeigt, wie schlimm es in den Küchen dieser Art Restaurants zugeht. Für Qualität ist hier nie genug Zeit und die Mitarbeiter*Innen überbieten sich mit gegenseitigen Schimpftiraden und verbalen Attacken, um den übergroßen Druck loszuwerden, den alle spüren.

LA COCINA – Der Geschmack des Lebens ist eine tragische und komische, auch sozialkritische Hommage an die unsichtbaren Menschen, die unseren Hunger stillen und nur selten Dank und ausreichenden Lohn dafür erhalten. Der Film besitzt einen eigenen, unermüdlichen Rhythmus, ausgelöst von den Dramen und soziale Spannungen unter den Köchen, Kellnern und anderen Angestellten.

Dem gefeierten mexikanische Regisseur Alonso Ruizpalacios gelingt es auch zu zeigen, dass es zwischen dem Küchenpersonal des LA COCINA Solidarität gibt und die Kraft erst einmal weiter zu machen, bis ein Ausweg gefunden ist.

Er ließ sich übrigens vom Theaterstück „The Kitchen“ von Arnold Wesker, einem britischen Dramatiker der 1960er Jahre, inspirieren. Ruizpalacios las das Stück, als er selbst in einer Großküche arbeitete und die Arbeitstage für ihn so erträglicher machte. Kein Wunder also, dass der Film eine so große Authentizität ausstrahlt. In den Hauptrollen glänzen die zweifach Oscar® Nominierte Rooney Mara („The Girl with the Dragon Tattoo“, „Carol“) und der charismatische Raúl Briones („Asfixia“, „A Cop Movie“)

Ab heute ist der Film in den Kinos zu sehen.

Titelbild: Pedro (Raúl Briones) liebt Julia (Rooney Mara)
© SquareOne Entertainment

Ingrid
Ingrid

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