Der Film „Emilia Perez“ des Regisseurs Jacques Audiard, der heute in die Kinos kommt, zeigt zu Beginn die ehrgeizige, junge Anwältin Rita (Zoe Saldaña) während einer Gerichtsverhandlung. Ihr anwaltliches Können und ihre Intelligenz sind sehr nützlich für ihr Klientel, die aus Drogendealern, Mördern und Kartellbossen besteht. Doch zumeist ist es ihr Boss, der nach ihrem Sieg im Gerichtssaal im Rampenlicht steht.
Aber so ganz unbemerkt bleiben ihre Fähigkeiten nicht. Das wird Rita klar, als sie einen Anruf vom Kartellboss Manitas del Monte (Karla Sofía Gascón) erhält. Zunächst will sie von dessen Angebot nichts wissen, jedoch ist sie ihm machtlos ausgeliefert, als er sie durch seine Gehilfen kurzerhand kidnappen lässt.
Doch der Mafiaboss erweist sich ihr gegenüber als höflich, denn er hat ein wichtiges Anliegen. Die Anwältin soll ihm helfen, endgültig aus dem Mafia-Geschäft auszusteigen. Dafür will er seine Identität rigoros ändern. Sein größter Wunsch sich ganz in die Frau zu verwandeln, die er tief im Inneren schon immer war. Nur seine Kinder und seine Frau will er in Sicherheit wissen und auch irgendwie weiterhin um sich haben. Keine leichte Aufgabe und ein gefährliches Unterfangen, für das der Mafia-Boss im Erfolgsfall 1 Millionen Dollar in Aussicht stellen will.
Doch kann man tatsächlich ein solches Leben hinter sich lassen, das von mafiösen Strukturen und Gewalt bestimmt war und bei Regelverstößen im Milieu keine Gnade kennt? Die Anwältin findet einen Schönheitschirurgen und die körperliche Verwandlung gelingt. Aber wie wird sich das weitere Leben gestalten? Und was passiert mit den Kindern und der Ehefrau?
Die Zusammenfassung liest sich wie ein ganz normaler Genrefilm – er ist es aber nicht. Denn der Regisseur Jacques Audiard hatte zunächst etwas anderes im Sinn. Und beinahe wäre aus seinem Drehbuch eine Oper geworden. Am Ende ist Emilia Perez genreübergreifend ein schillernder Mix aus Drama, Mafia-Film, tiefgehende Charakterstudie und Musical mit komödiantischen Einlagen. Im Fokus steht ein Mensch, der sich sein Leben lang als Frau fühlte und doch das krasse Gegenteil lebte. Seine DNA bleibt unberührt, doch nach der physischen Verwandlung versucht Emilia Perez ein absolut neues Leben zu beginnen.
Ein sehr kraftvoller, lebendiger und fesselnder Film, der den Flair Brasiliens versprüht und zeigt, dass fast alles möglich ist, zumindest auf der großen Leinwand. Ab heute in den Kinos zu sehen.