Fences – Filmtipp

August Wilsons „Fences“ zählt zu den großen amerikanischen Theaterstücken des 20. Jahrhunderts. 1987 gewann die Produktion am Broadway mehrere Tony Awards.  Auch die Wiederaufnahme des Stücks im Jahre 2010 mit Denzel Washington und Viola Davis in den Hauptrollen wurde mit einigen Tonys bedacht, für die beste Wiederaufführung des Jahres, Washington wurde zudem als bester Schauspieler, Davis als beste Schauspielerin ausgezeichnet. Jetzt kommt die Verfilmung in die Kinos mit Washington und Davis in ihren Bühnenrollen; außerdem ist der Film Washingtons dritte Regiearbeit.

„Fences“ spielt Mitte der 1950ziger Jahre in Pittsburgh und gilt vielfach als afroamerikanisches Gegenstück zu Arthur Millers „Tod eines Handlungsreisenden“, weil es auch hier um eine tragisch gestörte Familie mit einem verbitterten Patriarchen, dessen liebevolle und unterstützende Frau und deren gemeinsamen Kinder geht, die ihren eigenen Weg noch nicht gefunden haben.

Fences Filmfoto
Troy Maxson mit seinem besten Freund Bono

Denzel Washington spielt Troy Maxson, einen Müllarbeiter, der seit vielen Jahren gemeinsam mit seinem besten Freund Bono hinten auf dem Trittbrett des Müllwagen stehend seinen Dienst verrichtet und um seine Beförderung zum Fahrer des Wagens kämpft, einen vergleichsweise angenehmen Job, weil man da den ganzen Tag hinter dem Steuer sitzt und nicht den stinkenden Müll in den Müllwagen werfen muss. Jeden Freitag, wenn die letzte Schicht der Woche geschafft ist, begeben sich beide in den Hinterhof von Troys Haus, wo sie genüsslich eine Flasche Gin leeren, während Troys Frau Rose das Abendessen zubereitet und sich im Glanze  der charismatischen Reden ihres Mannes und seinen wortreichen Erklärungen über die unsterbliche Liebe, die er für sie seit so vielen Jahren empfindet, sonnt.

Fences
Denzel Washington als Troy und Viola Davis in der Rolle der Ehefrau Rose

Troy und Rose sind ein glückliches Paar, so scheint es. Doch es dauert nicht lange, bis die glückliche Fassade Risse zeigt. Da ist Troys Bruder Gabe (Mykelti Williamson), der vor Jahren mit einer schweren Gehirnverletzung aus dem 2. Weltkrieg nach Hause gekommen ist. Er hält sich für den Erzengel Gabriel und zieht mit seiner Trompete in der Nachbarschaft herum und ermahnt die Menschen, dass der Jüngste Tag bald bevorsteht.  Troys ältester Sohn Lyons (Russell Hornsby) ist ein glückloser, um seine Existenz kämpfender Jazzmusiker, der den Hang hat, sich jeden Freitag, wenn Zahltag ist, bei seinem Vater blicken zu lassen, um ihn anzupumpen. Troy wiederum scheint eine tiefe sadistische Befriedigung darin zu finden, seinen Sohn um ein paar Dollar betteln zu lassen. Troys jüngster Sohn Cory (Jovan Adepo) ist ein hoffnungsvolles Talent im Football, der wegen seiner sportlichen Ausnahmeleistungen die Aussicht hat, ein Stipendium für die Universität zu bekommen. Doch Troy, ein ehemaliger Baseballstar in der Negro League, der seine besten Tage hatte, bevor Jackie Robinson als erster afroamerikanischer Sportler in einem Team der Major League aufspielen und die Rassenschranken im Sport einreißen konnte, hadert mit seinen eigenen unerfüllten sportlichen Träumen so sehr, dass er sich weigert, den Stipendium-Antrag für Cory zu unterschreiben und zwingt seinen Sohn, die High School zu verlassen und sich eine Arbeit zu suchen.

Troy mit seinem jüngsten Sohn Cory (Jovan Adepo)

Mehr verraten wir nicht. Soviel sei jedoch gesagt.  Während wir zunächst Mitleid mit Troy und allem was er in seinem mühseligen Leben ertragen musste, empfinden, gelangen wir schließlich zu der Einsicht, dass fast alles, was in dieser Familie schiefgeht, Troys Schuld ist. Als Rose am Ende gezwungen ist, den vollen Umfang der Selbst- und Prahlsucht ihres Mannes ins Auge zu sehen, hat der Film mit ihrem eindringlichen Monolog, der ihren Mann zum ersten Mal verstummen lässt, einen seiner schönsten bewegenden Momente.

Washingtons Regiearbeit ist solide, doch nicht herausragend. Gelegentlich versucht er, mit einer kreisenden und herunter ins dramatische Geschehen fahrenden Kamera die engen Beschränkungen eines Bühnenstücks zu durchbrechen, doch die stärksten Szenen sind dialoggebunden und finden im Haus und Hinterhof statt.

Fazit: „Fences“ überzeugt vor allem durch seine brillanten Dialoge und packende Intensität der Darstellung seiner Akteure. Vor allem ist es ein Privileg und großes Vergnügen, Denzel Washington und Viola Davis zu sehen.

 

Fotocredit:© MMXVI Paramount Pictures Corporation. All Rights Reserved.

Standardbild
Hans Kaltwasser
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