Familie – Romane über ein Beziehungsgeflecht besonderer Art

In eine Familie wird man ohne Vorwarnung hineingeboren, sie prägt, sollte Geborgenheit vermitteln und Liebe geben, kann aber zur Brutstätte für seltsame Verhaltensweisen werden oder einsam machen. Die beiden Romane haben von allem etwas.
Während der Debütroman von Lukas Linder die Nöte eines Nebendarstellers in der Familienchronik beschreibt, führt der Roman von Jessica Fellowes in die glamouröse Familie der 1920er Jahre.

DER LETZTE MEINER ART von Lukas Linder

Die Nummer zwei in der Geschwisterreihe zu sein, ist oftmals leichter und mit Vorteilen verbunden. Doch es kommt manchmal auch ganz anders, wie Alfred von Ärmel erfahren muss. Vielleicht liegt es ja auch daran, dass seine Familie nicht irgendeine ist, sondern eine alteingesessene, adelige Familie mit Wohnsitz in Bern, einer egozentrischen Mutter, einem genialen Sohn, einem introvertierten, etwas sonderbaren Vater und Alfred, der nichts Bedeutendes aufzuweisen hat. Einsamkeit ist darum auch das, was ihn zumeist umgibt. Wie es Helden oft berichten und ein Held möchte Alfred gerne sein. Doch welche Möglichkeiten bieten sich da an?

Seine Mutter ist keine Hilfe, denn sie konzentriert all ihre Aufmerksamkeit auf Alfreds Bruder. Und sein Vater, Besitzer einer Wimpelfabrik, ist auch keine große Stütze. Das Einzige, was Alfred von ihm bekommt, sind Wimpel als Geburtstagsgeschenke. Klar, dass Alfred sich damit keine Freunde macht.

Doch Alfred besitzt Geduld und den unbedingten Willen, dass seine Familie doch noch stolz auf ihn sein kann. Er will ein bedeutender Spross der von Ärmel werden. Doch es kommen Zweifel auf, da er es noch nicht einmal zu schaffen vermag, für den Abschlussball an seiner Schule eine Partnerin zu finden.

Skurrile Einfälle, einen sehr guten Erzählstil, viel Humor und Wortwitz sind die Eigenschaften, die dieses Debüt kennzeichnen. Und auch wenn die Geschehnisse um den Sohn Alfred aus der von Ärmel Familie erfunden sind, so besitzen sie im Kern alles das, was auch in realen Familien durchaus passieren kann.


Lukas Linder
, geboren 1984 im Kanton Zürich, studierte Germanistik und Philosophie in Basel. Er ist Dramatiker, schrieb unter anderem für das Theater Basel und wurde mit mehreren Preisen, darunter dem Kleist-Förderpreis und dem Publikumspreis des Heidelberger Stückemarkts, ausgezeichnet. »Der Letzte meiner Art« ist sein Romandebüt.

Der Letzte meiner Art

Lukas Linder – DER LETZTE MEINER ART

ISBN: 978-3-0369-5785-2
Verlag: Kein & Aber

Die Schwestern von Mitford Manor – Unter Verdacht —

London in den 1920er Jahren. Die 19-jährige Louisa lebt mit ihrer Mutter allein. Doch kurz nach dem Tod ihres Vaters hat sich ihr Onkel bei ihnen eingenistet. Vor dem ist sie bald schon auf der Flucht, weil er sie benutzen will, um seine Schulden zu begleichen. Zum Glück hatte ihre Bewerbung bei den Mitfords Erfolg. Louisa hat eine Anstellung als Kindermädchen bei der glamourösen und skandalumwitterten Familie aus Oxfordshire bekommen.

Schließlich gelingt es ihr, das Vertrauen der Ältesten der sechs Töchter, Nancy, zu gewinnen. Die ist zwar anstregend, weil abenteuerlustig, neugierig und intelligent, aber auch sehr liebenswert. Durch Zufall geraten die jungen Frauen in eine Mordermittlung. Eine weitläufige Bekannte der Familie, Florence Nightingale Shore, ist ermordet worden. Nancy ist sofort davon überzeugt, dass Louisa und sie einiges zur Aufklärung des Falls beitragen können. Doch dabei müssen sie sehr behutsam und kreativ vorgehen. Denn junge Frauen zu dieser Zeit, haben nicht überall Zutritt und es werden ihnen allerlei Steine in den Weg gelegt.

Der Roman hat so ziemlich alles, was eine unterhaltsame Lektüre ausmacht. Leser*innen, die sich für die 1920er Jahre begeistern und es lieben, in die glamourösen, aber auch sozialen Probleme dieser Zeit und in die damaligen Ermittlungsmethoden der Polizei einzutauchen, werden nichts vermissen.

Mitford Manor

Die Schwestern von Mitford Manor
Jessica Fellowes

Übersetzt von: Andrea Brandl
496 Seiten
EAN 978-3-86612-452-3
Verlag: Piper

Jessica Fellowes, bekannt durch ihre Begleitbücher zur weltberühmten Serie »Downton Abbey«, arbeitet als Journalistin und Referentin und war früher als stellvertretende Chefredakteurin von Country Life tätig. Sie ist die Nichte von Julian Fellowes, Schauspieler, Romanautor und Verfasser der »Downton Abbey«-Drehbücher. Jessica Fellowes lebt mit ihrer Familie, einem Labradoodle und zwei Hühnern in Oxfordshire.

Heute öffnet auch die Frankfurter Buchmesse ihre Tore und es gibt wieder viele literarische Highlights zu entdecken.

Ingrid
Ingrid

Kunst und Kultur, Musik und Bücher, ohne sie ist ein Leben denkbar, aber für mich sinnlos. Darum habe ich diesen Blog ins Leben gerufen. Es macht viel Spaß, ihn zu gestalten - ich hoffe, den Usern, ihn zu lesen.
Nicht alles, was gedruckt wird, muss gelesen, nicht jedes Album gehört werden. Was die User hier finden, gefällt mir und den Gastautoren, die ab und zu Lust haben, etwas zu schreiben.

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