Falco zum 65. Geburtstag

Sein bürgerlicher Name war Johann Hölzel. Bis heute ist er immer noch bekannt als FALCO.

Für ein relativ kleines Land hat Österreich eine unglaubliche Anzahl von klassischen Komponisten hervorgebracht. Mozart, Beethoven, Schubert, Liszt und Strauss haben in den Pop-Charts natürlich nie einen großen Einfluss gehabt. Erst Falco schlug die Brücke zwischen den beiden Musikgenres und hatte in den Achtzigern zwei Welthits mit „Der Kommissar“ und, am bekanntesten, „Rock Me Amadeus“. Heute wäre er 65 Jahre geworden.

Sein bürgerlicher Name war Johann Hölzel. Am 19. Februar 1957 wurde er in Wien geboren und wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf. Schon früh fiel er durch sein musikalisches Talent auf, dem Fünfjährigen wurde ein absolutes Gehör bescheinigt. Nach einer erfolgreichen Musikerkarriere sah es zunächst dennoch nicht aus. Der Heranwachsende führte ein unstetes Leben. Nichts wollte ihm richtig gelingen. Das Gymnasium musste er vorzeitig verlassen. Eine Lehre als Versicherungskaufmann brach er ebenso ab wie ein Studium am Wiener Jazzkonservatorium.

In den späten Siebzigern spielte Hölzel Bassgitarre in verschiedenen Wiener Bands wie Spinning Wheel und Drahdiwaberl,  einem zappaesken Rocktheater, das im verkommenden Varieté Metropol im 16. Bezirk auftrat. Bereits hier hatte Falco die Zutaten für sein späteres Image gefunden: zurückgegeltes Haar, verächtlicher Gesichtsausdruck und eine nasale Stimme, mit der er seine Solonummer „Ganz Wien“ vortrug. Eigentlich ein Anti-Drogenlied. Doch die meisten Leute interpretierten den Song anders. Auch die österreichischen Behörden, die den Song, den Falco später als Solist aufnahm, wegen der Zeile „Ganz Wien ist auf Heroin“ verboten.

Falcos Durchbruch – Der Kommissar

Da war aus dem jungen Gelegenheitsmusiker Johann Hölzel bereits Falco geworden, ein globaler Rockstar im Wartestand. Den Namen hatte er von Falko Weisspflog, einem ostdeutschen Skispringer, übernommen, vielleicht weil er den Namen einfach mochte, vielleicht aber auch, weil Weisspflog seinen Erfolg mit großen Sprüngen ins Unbekannte verdiente.

Sein Debütalbum, bei dem Falco mit dem Produzenten Robert Ponger zusammenarbeitete, enthielt das Lied, das ihn international bekannt machte: „Der Kommissar“, eine durchgeknallte, paranoide Geschichte über jugendliche Rebellion, die für Nicht-Deutschsprachige fast völlig undurchschaubar war. „Alles klar, Herr Kommissar?“ ging dennoch in den Wortschatz von Millionen von New-Wave-Fans auf der ganzen Welt ein und schickte den Song 1982 an die Spitze vieler europäischer Pop-Charts. Falco schrieb damit Geschichte.

In den Vereinigten Staaten, wo die Originalversion von „Der Kommissar“ kaum die Hot 100 erreichte, gelang Falco vier Jahre später das gleiche Kunststück, als „Rock Me Amadeus“, eine deutschsprachige Hommage an seinen berühmten Landsmann im Frühjahr 1986 auf Platz 1 der Billboard-Popcharts schoss.

Doch die steile musikalische Karriere machte dem österreichischen Musiker, der seine Unsicherheit und Selbstzweifel hinter der Maske des coolen, exaltierten Playboys verbarg, auch Angst und trieb ihn immer tiefer in seine Drogen- und Alkoholsucht. „Heute Platin, morgen Blech, heute küssen sie dir die Füße und morgen schaut dich nicht einmal der Hund noch an“ schrieb er deprimiert nach seinem ersten Welthit an seinen Manager.

Tatsächlich hatte Falco in den folgenden Jahren noch weitere Hits wie „Vienna Calling“ und „Jeanny“, die aber nicht an den internationalen Erfolg von „Der Kommissar“ und „Rock Me Amadeus“ heranreichten. In den späten 80-er und 90-er Jahren tauchte er zwar immer wieder in den oberen Rängen der deutschen und österreichischen Charts auf, aber Alben wie „Wiener Blut“ (1988), „Data de Groove“ (1990) und eine Remix-Sammlung aus dem Jahr 1991 waren nicht annähernd so erfolgreich. Immerhin reichten die Tantiemen für „Amadeus“ wohl noch aus, um Falcos gewohnten exzessiven Lebensstil zu erhalten. Er arbeitete an Pilotfilmen für eine Fernsehserie und ließ sich aus steuerlichen Gründen in der Dominikanischen Republik nieder. Dort war er gerade dabei, sein eigenes Aufnahmestudio zu bauen, als er den Tod eines Rockstars erlitt: Er verunglückte bei einem Autounfall, als sein Jeep wenige Tage vor seinem 41. Geburtstag mit einem Bus zusammen stieß.

Im Kassettenrekorder befand sich eine Kopie seines posthum veröffentlichten Albums „Out of the Dark (Into the Light)“, auf dem ein Song mit der Zeile „Must I die then, in order to live?“ zu hören war, „Muss ich denn erst sterben, um zu leben?“, was zu Gerüchten und Verschwörungstheorien führte, dass sein Tod möglicherweise beabsichtigt war.
Standardbild
Hans Kaltwasser
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