Filmtipp: Ernest & Célestine

A man in love with a mouse and a bear

The man that’s me :

Bald ist Oscar-Nacht. Und alle Augen sind auf all die tollen Schauspieler und Regisseure gerichtet, welche für «12 years a slave » oder « Gravity » verdiente Oscars abholen werden… aber eigentlich ist das langweilig und vorhersehbar. Doch worauf ich mich freue, ist ein Nebenschauplatz, wo sich die Jury selbst deklassieren oder zeigen kann, dass sie ein Herz hat und nicht bloss Kalkül. Und wenn sie es zeigt, gibt es einen sehr unüblichen Gewinner. Ein Kinderfilm, handgezeichnet wie ein Buch, ein bezauberndes, unscheinbares Wesen mit einer unheimlich guten Seele. Ein Hobbit unter Menschen und Elben und Orks. 

Taufrisch ist der französisch/belgische Film nicht mehr, Ende 2012 ist er erschienen, doch er bahnte sich langsam und stetig seinen Weg an die Erdoberfläche, beziehungsweise ins Rampenlicht.

Es ist ein Kinderfilm und wird so manchen abschrecken, weil er es so offen zugibt. Aber einer, welcher auch für uns Erwachsene ein Wunder ist, sofern das Kind in einem noch atmet. Er trifft jeden richtigen Ton und vermeidet alle falschen.

Nichts überfordert das Auge, denn die Bilder sind tatsächlich wie ein Buch gemalt und es bewegen sich jeweils nur gewisse Figuren. Somit ist man fixiert auf das, was wirklich zählt. Auf die schöne, sehr wahre Geschichte, als Metapher darüber, dass man sich versteht, weil man das gleiche denkt, das gleiche fühlt, sich nach dem gleichen sehnt und nicht, weil man der gleichen Spezies oder Rasse angehört oder im gleichen Land wohnt. Das ist so simpel, wie wahr. Ernest und Célestine sind vereinigt durch Zufall und bleiben zusammen weil sie als Künstler und Individualisten in einer Kunstfeindlichen, dogmatischen Welt leben. Eigentlich in einer faschistischen Welt, wenn auch kindgerecht.

Es dauert keine Minute, bis man sich Hals über Kopf in die kleine Maus verliebt, in ihr bockiges Wesen und ihre Neugierde. Und es vergeht keine Sekunde, während der viel zu kurzen 77 Minuten, wo man dies nicht spürt. Es benötigt etwas länger, bis man sich mit dem leicht einfältigen, hungrigen Bären anfreundet und beinahe möchte man nicht glauben, dass er Musiker und Clown ist. Aber sie zeigt diesem grummeligen, einsamen Wesen, was Gemeinschaft, Hilfe und Freundschaft bedeutet. Und somit zeigt sie uns das Wiedererwachen eines lieben Wesens.

Natürlich ist es nicht der erste Film, der uns aufzeigt, dass es oftmals das System ist, welches unser Glück zerstört, indem es Vorurteile in unseren Köpfen manifestiert und mehr darauf bedacht ist, die Unterschiede als die Gemeinsamkeiten hervorzuheben, aber wann hat man es auf solch humorvolle, sorgfältige und herzerwärmende Art gezeigt.

Es ist einzig und allein der Film von Grossmeister Hayao Miyazaki, der mit Kaze tachinu (The wind rises) auch nominiert ist, welcher ernsthaft von den anderen 4 Trickfilmen als Oscar-Gewinner in Betracht gezogen werden könnte, doch ich denke, Hayao würde sich auch über einen Sieg des kleinen Ernest & Célestine freuen. Weil er Kindergeschichten liebt. Weil er seine Kunst liebt.

Ich bin glücklich, dass ich Ernest & Célestine, diesen wunderbaren Film endlich geschaut habe. Vergesst die Vorschau! Sie kann nicht vermitteln, was der Film mit dem Zuschauer macht. Kauft ihn. Wenn ihr nur einen Funken Kind und Neugierde und Naivität in euch habt, werdet ihr ihn vielleicht auch so sehr ins Herz schliessen wie ich. So gut wie „Mary & Max“.

Photo: http://ernestetcelestine-lefilm.com/

Standardbild
UrsHoesli
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