Eric Legnini – SIX STRINGS UNDER

Der belgische Jazzpianist Eric Legnini gehört zu jenen Musikern, die keinerlei Berührungsängste mit anderen musikalischen Genres haben. Auf „Waxx Up“ aus dem Jahre 2017 bot er einen spannenden Mix aus Jazz, Soul, R&B, Electronica und Hip-Hop.

Auch auf seinem soeben erschienenem Album SIX STRINGS UNDER schlägt er erneut einen breiten stilistischen Bogen, doch diesmal huldigt er der Gitarre in all ihren verschiedenen Stile, die seine musikalische Karriere begleitet haben: Jazz, Gypsy, Rock und Afrobeat. Zudem verzichtet er hier auf die große orchestrale Besetzung und Gastvokalisten, die das Vorgängeralbum noch markiert hatten, und kehrt zu akustischen und instrumentalen Formaten zurück.

Hierfür standen ihm exzellente Musiker zur Seite: Der in England geborene und in Frankreich aufgewachsene Gitarrenvirtuose Hugo Lippi; der filigrane Gypsy-Gitarrist Rocky Gresset, der fast ausschließlich nach Gehör spielt, obwohl er Noten lesen kann,  und der Kontrabassist Thomas Bramerie, dessen Musikalität, Intuition und Perfektion ihn schon seit langem zu einem der gefragtesten Sidemen der europäischen Jazzszene machen.

Dass das Zusammenspiel allen vier Partner offensichtlich großes Vergnügen bereitet hat, ist an der enormen Spielfreude und großen Geschlossenheit des Quartetts zu hören, mit der die Gitarre in ihren verschiedenen stilistischen Spielformen zelebriert wird.

Afrobeat à la Fela Kuti wie im Titel „Boda Boda“, das mit einem prächtigen Gitarrensolo eröffnet, steht neben Jazz-Standards wie „Stomping at the Savoy“ und flatternden Bossa- Rythmen wie „La Mangueira“ und „Night Birds“. Pop-Gitarren im Stile von Radiohead wie beim Song „Daydreaming“ changieren mit Songs wie „The Jive“, das den Swing der 1930er Jahre wiederaufleben lässt.   

Andere Kompositionen wie „Doo We Doo“ sind dagegen eher einfühlsame Balladen mit einem eingängigen melodischen Charme.

Einzig der Track „Space Oddity“ bildet hier die Ausnahme, wo Legnini nicht hinter seine Kollegen zurücktritt, sondern die Zügel fest in die Hand nimmt und ohne Gitarre zu hören ist. Seine Hommage an David Bowie ist eine beeindruckende, fast solo am Klavier dargebotene Miniatur, die ungleich melancholischer und weltenentrückter klingt als das Original.

SIX STRINGS UNDER ist ein großartigesAlbum, dessen Stärken das traumhafte Zusammenspiel dieses Quartetts und seine eingängigen Melodien sind. Vor allem Freunden des Akustik-Jazz dürfte es gefallen. 

  1. Boda Boda
  2. Doo We Doo
  3. Breakfast At Dawn
  4. Eterna Gioventu
  5. Daydreaming
  6. Space Oddity
  7. La Mangueira
  8. Stompin’ At The Savoy
  9. The Drop
  10. Night Birds
  11. The Jive 

Eric Legnini

SIX STRINGS UNDER Label: Anteprima VÖ: 11.10.2019

Standardbild
Hans Kaltwasser
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