Der Comer See in der Lombardei ist ein Touristenmagnet. Eingebettet in eine imposante Gebirgslandschaft und umgeben von Palmen und Olivenbäumen erfüllt das malerische Küstenstädtchen Lecco alle Wünsche der Tourist*innen, die in Scharen aus aller Welt anreisen. Insbesondere für Bergsteigerinnen ist der Monte Croce di Moggio, östlich des Comer Sees gelegen, ebenfalls ein solcher Anziehungspunkt. Bergretter haben es jedoch immer häufiger mit Menschen zu tun, die sich über- und die Bergwanderungen unterschätzen.
Doch der Mann, der am Steilhang des Bergs von Aurelio – den man hier auch den Tibeter nennt – angetroffen wird, ist kein Tourist. Er stößt Krähenlaute aus und wirkt benommen. Aurelio verständigt die Bergrettung und wenig später, nachdem der Mann wohlbehalten aus der Gefahrenzone geborgen ist, stürzt der Hang in die Tiefe und hinterlässt eine tiefe Narbe im Berg, Steine, Schlamm und Geröll auf den darunterliegenden Straßen und legt den Verkehr lahm.
Der gerettete Mann ist der Veterinär Georgio Colombo aus Dervio. Er beobachtet sein Jahren insbesondere Rabenvögel. Ist es ihm gelungen, mit den Krähen zu kommunizieren, die er am nun abgestürzten Berghang in großer Schar aufgeregt vorgefunden hat? Wollten die Vögel ihn vor der Katastrophe warnen? Da sein Zustand noch ungeklärt ist, wird Colombo in ein nahegelegenes Heim für psychische Kranke gebracht. Er zeigt zunächst weiter seine Fähigkeiten, indem er nun mit Krähen, die eine Platane im Garten des Heims bevölkern, kommuniziert. Damit zieht er die Aufmerksamkeit einer Krähenforscherin auf sich und wird in der Presse als Vogelmann bezeichnet.
Weitere Hangabgänge an anderen Bergen alarmieren schließlich auch die kommunale Politik, die Klimaaktivist*innen sehen sich bestätigt in ihren Prophezeiungen und greifen zu radikalen Aktionen. Selbst eine Unternehmensberaterin wendet sich nachhaltigen Projekten zu, um ein Zeichen zu setzen. Stets bedroht jedoch von der Ignoranz und Gier der Investoren, die ganz andere Pläne für diese Gegend haben. Bis die Natur noch deutlicher zeigt, wie machtlos die Menschen eigentlich sind….
Der Klimawandel und seine dramatischen Folgen in der Bergwelt sind Themen des Romans „Erdrutsch“ und zugleich Auftakt einer neuen Buchreihe. Den beiden Autoren Burkhard Spinnen & Charles Wolkenstein ist eine packende Erzählung gelungen, in der sie mögliche Folgen des Klimawandel entwerfen, die gar nicht so weit hergeholt scheinen. Zudem überzeugt das literarische Duo damit, welche Rolle sie den Krähen als intelligente Wesen als Vorhersager von Naturkatastrophen geben. Ein sehr interessanter und kraftvoll erzählter Roman.
Burkhard Spinnen & Charles Wolkenstein
Erdrutsch
ISBN 978-3-98568-161-7
Verlag: Kanon