Nach einem katastrophal gescheiterten Einsatz wird Carl Mørck (Nikolaj Lie Kaas) in das neu gegründete Sonderdezernat Q abgeschoben. Sein Auftrag ist klar: Er darf nicht mehr selbst ermitteln, sondern soll ungelöste Fälle möglichst schnell und geräuschlos zum Abschluss bringen. Doch es dauert nur wenige Tage, bis seine Sturheit ihn und seinen Assistenten Assad (Fares Fares) auf die Spur von Merete Lynggaard (Sonja Richter) führt. Die bekannte Politikerin ist vor Jahren auf mysteriöse Weise von einer Passagierfähre verschwunden.
Und der einzige Zeuge, ihr Bruder, ist nicht vernehmungsfähig. Der Fall wurde als wahrscheinlicher Selbstmord zu den Akten gelegt, doch Carl und Assad finden Hinweise, die sie an dieser Version zweifeln lassen. Trotz anders lau tender Anweisungen nehmen sie eigene Ermittlungen auf, tauchen in die Tiefen von Merete Lynggaards Ver gangenheit ein – und beginnen langsam aber sicher zu verstehen, dass das Böse manchmal nur auf den rich tigen Zeitpunkt wartet, bis es sich voller Grausamkeit und Horror in ein Leben drängt…
ERBARMEN ist die Verfilmung des gleichnamigen ersten Romans von Jussi Adler-Olsens Bestseller-Reihe über Carl Mørck, der gemeinsam mit seinem Assistenten Assad im Sonderdezernat Q bislang ungelöste Fälle wieder aufnimmt und sich dabei mit den Grausamkeiten längst zu den Akten gelegter Gewalttaten auseinandersetzt. Der Thriller ERBARMEN setzt den Horror des Romans nun perfekt für die große Leinwand um. Genau wie man es aus Jussi Adler-Olsens Büchern kennt, fesselt auch der Film von der ersten Minute, steigert seine Spannung unaufhaltsam
und löst eine albtraumhafte Faszination aus, der man sich als Zuschauer nicht mehr entziehen kann. Dabei begeistert in der Rolle des eigenwilligen Ermittlers Carl Mørck Nikolaj Lie Kaas, der durch die Dan Brown – Verfilmung Illuminatiinternationale Bekanntheit erlangte und zuvor u.a. in Open Heartsund Adams Äpfelüberzeugte. Als Mørcks ebenso unerfahrener wie leicht übermütiger Assistent Assad spielt an seiner Seite Fares Fares, der zuletzt in Zero Dark Thirtyzu sehen war und durch Filme wie Kopsund Jalla Jallaauf sich aufmerksam machte. In weiteren Rollen sind u.a. Sonja Richter ( Sons of Norway) und Mikkel Boe Følsgaard ( Die Königin und der Leibarzt) zu sehen.
Regie führt Mikkel Nørgaard, das Drehbuch schrieb Nikolaj Arcel, von dem auch das Drehbuch zur ersten Stieg Larsson-Verfilmung Verblendungstammte, und der bei Die Königin und der LeibarztRegie und Drehbuch verantwortete. Die Romane: Seit ihrem Erscheinen in Deutschland haben sich „Erbarmen“ und die bislang vier weiteren Romane der Reihe – „Schändung“, „Erlösung“, „Verachtung“ sowie der neueste Band „Erwartung“, der im September 2013 erschienen und direkt auf Platz 1 der „Spiegel-Bestsellerliste“ eingestiegen ist – ca. 5 Millionen Mal verkauft. International sind die Thriller in 40 Ländern erschienen und haben 8 Millionen Leser begeistert.
INTERVIEW MIT NIKOLAJ LIE KAAS
Waren Sie mit der Romanfigur Carl Mørck vertraut, als Ihnen die Rolle angeboten wurde?
Bevor ich zu dem Projekt kam, kannte ich Jussi Adler-Olsen nicht, ich hatte nicht mehr als die eine oder andere Buchrezension gelesen. Aber nachdem mich Mikkel Nørgaard gefragt hatte, ob ich mir vorstellen könne, Mørck zu spielen, war mir völlig klar, dass die Bücher der Ausgangspunkt für meine Vorbereitung auf die Rolle sein müssten. Ich vergewissere mich in den Büchern auch jetzt noch immer wieder, ob wir nicht vielleicht das eine oder andere übersehen haben oder noch besser machen könnten.
Im ersten Film lernen wir Carl Mørck auch erst einmal richtig kennen. Können Sie ihn ein wenig beschreiben?
Er ist vor allem mit sich selbst beschäftigt, er ist arrogant, er gibt manchmal auch eine ziemlich lächerliche Figur ab – vor allem aber es ihm egal, ob er gemocht wird oder nicht. Er ist verbittert, nicht zuletzt, weil die Welt ihn nicht als das ansieht, was er seiner Ansicht nach ist: der Beste seines Fachs. Sein Beruf nimmt sein ganzes Leben ein, er hat keine andere Identität als seinen Job. Wenn man so jemandem den wegnimmt, dann bleibt nichts übrig. Er ist nicht jemand, den man unbedingt spontan sympathisch findet, und daher ist es auch so wichtig, dass er mit Assad einen Partner hat, der sozusagen das Publikum an die Hand nimmt und ihm zu verstehen gibt, dass Carl eigentlich doch ganz OK ist. Und man ein wenig Zeit mit ihm verbringen kann.
Wie empfanden Sie die Zusammenarbeit mit Fares Fares, der Mørcks Partner Assad spielt?
Es war hochinteressant mit ihm zu arbeiten. Wir haben uns auf Anhieb verstanden, auch wenn wir völlig unterschiedliche Schauspieler sind. Wir sind beide professionell, aber wir gehen unterschiedlich an die Rollen heran. Er ist sehr gewissenhaft, ich bin dagegen nur bis zu einem gewissen Punkt diszipliniert; so, dass es reicht, um gut vorbereitet zu sein. Aber beim Drehen selbst bin ich für alles offen. Es reizt mich einfach, so viele verschiedene Möglichkeiten auszuloten und in die eine oder andere Richtung gehen zu können – und auch wenn die
Kamera schon läuft, sehe ich überall noch Möglichkeiten.
Ging es Ihnen bei der Vorbereitung auf die Rolle vor allem um die Psychologie der Figur, oder worauf haben Sie sonst noch Wert gelegt?
Ich hatte mehrfach Gelegenheit, bei Besprechungen und bei Einsätzen von Kollegen von Mørck dabei zu sein, um zu sehen wie sie arbeiten. Ich war auch einmal mit einem Spezialkommando unterwegs – mit denjenigen, die die Türen eintreten. Vor allem aber fand ich es interessant, wie wichtig Teamwork ist – jeder bringt seine Stärken ein. Was mich aber am stärksten beeindruckt hat: Eine morgendliche Einsatzbesprechung, bei dem alle Vorkommnisse der letzten 24 Stunden durchgegangen wurden. Man fühlte das ehrliche Entsetzen, als der Report verlesen wurde, die ganze Liste von Messerstechereien, Vergewaltigungen, Körperverletzung, Mord… Die Anwesenden waren geschockt und auf gewisse Weise auch enttäuscht von der Gesellschaft. Als es um den Fall ging, bei dem eine Babysitterin erstochen worden war, ging ein tiefes Stöhnen durch den ganzen Raum.
Ich war geradezu erschüttert, mit welchem Ehrgeiz diese Menschen versuchen, ihr Land zu einem besseren Ort für alle zu machen. Sonderlich gut bezahlt werden sie dafür nicht – es sind echte Idealisten. Auch wenn es sich pathetisch anhört: Für mich war das eine echte Offenbarung.
Was konnten Sie davon für Ihre Rolle übernehmen?
Es steckt auch in Carl, dass er unbedingt die Wahrheit herausfinden will – das ist sein Antrieb. Er kann es nicht ertragen, dass seine Fälle nicht gelöst werden, und dass das erlittene Unrecht nicht gesühnt wird. Das quetscht ihn aus. Er hat definitiv einen moralischen Kompass bei allen seinen Handlungen.
ERBARMEN ist der Beginn einer Filmreihe, die eines Tages zehn Filme umfassen könnte – ist das eine faszinierende Aussicht für einen Schauspieler?
Auf jeden Fall auch eine beängstigende! (lacht) Ich habe mich bis jetzt noch nie auf Dauerrollen eingelassen, davor bin ich immer zurückgeschreckt, weil es immer gefährlich ist, wenn man sich an einem Ort zu wohl fühlt. Das ging mir am Königlichen Theater in Kopenhagen so. Als ich eines Tages dort in der Kantine saß, merkte ich plötzlich, dass ich es dort so gemütlich fand, dass ich am liebsten nie wieder weggegangen wäre – und das war für mich der Zeitpunkt, etwas Neues zu suchen. Aber in diesem speziellen Fall sehe ich ein so großes Potential in dieser Rolle. Wir haben jetzt gerade ganz sachte angefangen und erst die Oberfläche seines Charakters angekratzt. Außerdem habe ich trotzdem genug Luft für andere Dinge; mehr als drei, vier Monate pro Jahr nehmen die Filme mich nicht in Anspruch.
Was aus Ihrer Erfahrung als Theaterschauspieler haben Sie für Mørck nutzen können?
Wir haben in Europa diese starke Theatertradition, und sie ist so unglaublich wichtig für die Schauspieltechnik, dafür, dass einem immer mehrere Optionen zur Verfügung stehen. Was Mørck betrifft, war für mich das Entscheidende – und so haben Mikkel und ich es auch besprochen – dass es so viele Facetten dieser Figur gibt, wir aber ganz bewusst nur wenige davon zeigen. Bis jetzt habe ich die ganze Ideen aufgenommen, aber zunächst einmal in mir verborgen. Ich denke, die Rolle verlangt das.
Ist Ihnen Carl Mørck sympathisch?
Es ist lustig: Man will seine Figur irgendwie auch verteidigen. Aber man ja hat das Drehbuch gelesen, und dann weiß man schon, dass er in einer bestimmten Szene alles falsch macht, ohne es auch nur zu merken. Es ist natürlich auch ein Teil des Spaßes, dass der Zuschauer mehr weiß als die Figuren. Mørck ist so was wie ein uncooler Columbo, dem es nicht darum geht, andere zu beeindrucken. Wir wollen Mørck nicht erklären, sondern ihn einfach zeigen, wie er ist, und uns auch nicht dafür entschuldigen, dass er nicht sonderlich liebenswert ist. Er hat nun einmal nichts für Bullshit übrig. Er ist überzeugt, dass er weiß, wie man eine Sache angeht, und hat er keine Zeit für großes Gerede oder Höflichkeitsfloskeln.
Wie wird sich die Beziehung zwischen Mørck und Assad weiterentwickeln?
Für beide ist Arbeit ihre Religion. Da sind sie sich sehr ähnlich. Sicher, das Publikum weiß, wie ein Buddy-Movie funktioniert, und kann diese Zweierbeziehung gut interpretieren. Aber gerade weil die Beziehung so gefestigt erscheint, wird es im irgendwann auch darum gehen, diese Beziehung auf die Probe zu stellen, fast schon zu sprengen. Sonst verkommt das zum Klischee und wäre auch nicht mehr spannend. Ich will Konflikte! (lacht)
Die offizielle Website zum Film: www.erbarmen-derfilm.de
Unsere Buchbesprechung „Erbarmen“
02.03.2002 – Nein, Erbarmen hat der Täter mit seinem Opfer nicht. Er hatte es betäubt, entführt und in ein Verließ gesperrt. In völliger Dunkelheit wußte es nicht, wo es ist und nicht, warum und wie es in diesen Albtraum hinein geraten war. Was es spürt, ist einzig grenzenlose Angst ……
2007 – Ein neues Sonderdezernat wird bei der Kopenhagener Polizei eingerichtet. Leitender und zugleich einziger Ermittler ist Carl MØrck. Er soll sich Fälle aus der Vergangenheit vornehmen, die bisher ungeklärt und überregional sind. Mit wenig Elan, zermürbt und traumatisiert, da er gerade bei einer Ermittlung einen Kollegen verloren hat und einen anderen schwer verletzt in einer Klinik liegen weiß, willigt er in diese Beförderung ein.
Doch mit einer ungewöhnlichen Hilfskraft an der Seite gerät er an einen Fall, der ihn nicht mehr loslässt:
Der Fall Merete Lynggaards. Die junge Frau verschwand am 2. März 2002.
2007 – Die Verschwundene lebt immer noch, doch nun endlich weiß Merete, warum sie hier und wer ihr Peiniger ist. Und vor allem, jetzt kennt sie den Tag, an dem sie sterben soll. Sie ist nicht wahnsinnig geworden und ihr Körper funktioniert noch. Gibt es für sie noch eine Überlebenschance?
Ein wirklich spannender Thriller, der aber nicht überzeichnet, sondern den Leser mit auf die Ermittlungsreise nimmt, nüchtern und realsistisch. Gleichzeitig macht er aber nachvollziehbar, welche Torturen das Opfer erleidet und wie klug es seine psychische Kraft einsetzt, um nicht zu zerbrechen.
Jussi Adler-Olsen
Erbarmen
Thriller
dtv premium
Aus dem Dänischen von Hannes Thiess
420 Seiten
ISBN 978-3-423-24751-1
Euro 14,90 [D] 15,40 [A]
sFr 25,80
Alle Fotos: © NFP Christian Geisnaes