Die Analyse des deutschen Gesundheitssystems zeigt, der Patient ist zum Kunden geworden. Auf den ersten Blick klingt das nicht bedrohlich. Wie heißt es doch so schön, der Kunde ist König. Doch leider zeigt die Praxis, im Krankenhaus wird aus dem Kunden oder Patienten oftmals ein vernachlässigter armer Tropf, der nur mit viel Glück gesund werden kann. Vom Glück darf indessen die Heilung und Genesung eines Kranken nicht abhängen. Die renommierte Journalistin Sonia Mikich musste am eigenen Körper erfahren, wie schnell ein Patient in eine lebensgefährliche Situation geraten kann, in der er sich allein gelassen und schlecht aufgeklärt fühlt.
Weil es zu wenig Personal und Zeit gibt und weil die Ärzte aufgrund von Zielvereinbarungen nicht mehr den ganzen Patienten, sondern nur ein Organ, Kniegelenk oder eine Wirbelsäule vor sich sehen.
Liegt es an der deutschen Gründlichkeit, die aus dem eigentlich verwaltungstechnisch und organisatorisch nützlichen Fallpauschalensystem, auch DRG „diagnosis related disease“ genannt, ein betriebswirtschaftliches Modell gemacht hat, das unnötige Operationen und Eingriffe erzeugt und den Patienten oftmals als Leidtragenden aus dem Krankenhaus entlässt? Eine dramatische Fehlentwicklung hat sich da angebahnt, die unbedingt rückgängig gemacht werden muß. Da sind sich viele Experten mittlerweile einig. Denn ein Krankenhaus darf nicht allein nach betriebwirtschaftlichen Kriterien geführt werden. Dann wird häufig falsch gespart, Outsourcing betrieben und wichtige Stellen gekürzt.
Wer heilt, hat Recht, sagen viele Mediziner, wenn wissenschaftlich nicht genau überprüfbar ist, warum jemand wieder gesundet ist. Medizin ist eine Erfahrungswissenschaft, sie kann keine exakten Vorhersagen machen. Doch wenn genügend Raum für Kommunikation und Betrachtung des ganzen Menschen bleibt, werden Fehler minimiert und das so wichtige Arzt-Patient-Verhältnis verbessert.
Viele Politiker räumen ein, dass es Missstände in den deutschen Krankenhäuser gibt. Doch wenn es um Taten geht, ziehen sie sich mit dem Hinweis zurück, dass manches politisch nicht machbar ist. Was soviel bedeutet wie, da machen die Lobbyverbände nicht mit.
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Die vielen Berichte von Betroffenen, die klare Analyse des Ist-Zustandes unseres Gesundheitssystems, aber auch die Aussagen vieler Ärzte, die ihren Beruf an anderen Werten als an Zielvorgaben orientiert ausüben wollen, machen das Buch zu einem einzigartigen und wertvollen Zeitdokument. – Ingrid Mosblech-Kaltwasser-
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Sonia Mikich
In Zusammenarbeit mit Jan Schmitt und Ursel Sieber
Enteignet
Warum uns der Medizinbetrieb krank macht
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 352 Seiten
ISBN: 978-3-570-10159-9
Verlag: C. Bertelsmann