EINE REDLICHE LÜGE von Husch Josten – Buchtipp

Elise hat ihr Studium beendet, und bevor sie sich dem Berufsleben zuwendet, möchte sie einen Sommer lang etwas ganz anderes machen. Sie bewirbt sich bei dem Ehepaar Margaux und Philippe Leclerc als Haushälterin in deren Ferienhaus in der Normandie. Die Domaine de Tourgéville ist ein faszinierendes Gebäude und die Besitzer strahlen eine nicht weniger große Faszination aus. Sie wirken tolerant, weltoffen und sehr gesellig. Zudem scheint die Ehe sehr liebevoll und harmonisch zu sein. Sie könnten einander genügen, sind aber geradezu besessen davon, Feste und Dinners abzuhalten.

Eine illustre Gästeschar trifft sich bei ihnen regelmäßig zum Essen und Elise hat jedes Mal alle Hände voll zu tun – sie kocht, bedient, aber sie beobachtet auch genau. Denn die vielen Gäste bringen ihre je eigenen Geschichten, Meinungen und Vorurteile mit, die zusammengenommen ein Panoptikum menschlichen Verhaltens und Handelns offenbart. Elise wird Zeuge von Diskussionen über neu erschienene Romane, Liebes-Affären, politische Entscheidungen und technische Veränderungen.

Dann entdeckt Elise in der Bibliothek der Domaine einen Roman, „Der deutsche Franzose“ und erfährt, dass er Margauxs Debütroman ist. Das sich hinter diesem Buch eine Lüge verbirgt, kommt erst sehr viel später ans Licht. Am letzten Abend wird der Roman Anlass für ein ganz besonderes Fest. Doch dann erschüttert ein bislang gut behütetes Geheimnis die Ehe der Leclercs und auch Elises Leben wird davon für immer geprägt.

Mit Esprit und tiefgründig zugleich beschreibt die Autorin einen gesellschaftlichen Mikrokosmos, der zeitlich begrenzt auf die Protagonistin einwirkt und in deren Fokus eine Unwahrheit steht, die jedoch das Leben eines Menschen in eine andere, bessere Richtung gelenkt hat. Darf es also eine redliche Lüge geben? Das und mehr lotet sie in ihrem Roman aus, der klug konstruiert ist und von der ersten bis zur letzten Seite wunderbar unterhält, aber auch nachdenklich stimmt.

Eine redliche Lüge

Autorin Husch Josten

Erschienen am 01.09.2021
240 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag
EAN 978-3-8270-1440-5

Verlag: Berlin-Verlag

Husch Josten, geboren 1969, studierte Geschichte und Staatsrecht in Köln und Paris. Sie volontierte und arbeitete als Journalistin in beiden Städten, bis sie Mitte der 2000er-Jahre nach London zog, wo sie als Autorin für Tageszeitungen und Magazine tätig war. 2011 debütierte sie mit dem Roman „In Sachen Joseph“, der für den Aspekte-Literaturpreis nominiert wurde. 2012 legte sie den vielgelobten Nachfolger „Das Glück von Frau Pfeiffer“ vor und 2013 den Geschichtenband „Fragen Sie nach Fritz“. 2014 erschien „Der tadellose Herr Taft“ sowie zuletzt die Romane „Hier sind Drachen“ (2017) und „Land sehen“ (2018) im Berlin Verlag. Jüngst wurde ihr der renommierte Literaturpreis der Konrad Adenauer Stiftung (2019) verliehen. Husch Josten lebt heute wieder in Köln.

Ingrid
Ingrid

Kunst und Kultur, Musik und Bücher, ohne sie ist ein Leben denkbar, aber für mich sinnlos. Darum habe ich diesen Blog ins Leben gerufen. Es macht viel Spaß, ihn zu gestalten - ich hoffe, den Usern, ihn zu lesen.
Nicht alles, was gedruckt wird, muss gelesen, nicht jedes Album gehört werden. Was die User hier finden, gefällt mir und den Gastautoren, die ab und zu Lust haben, etwas zu schreiben.

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