Es ist eine Lebensgeschichte, die in einem wesentlichen Teil nie hätte geschehen dürfen, denn Jerry hat die Hölle – den Holocaust – überstanden. Als 15-jähriger Junge war er während der Schreckenszeit im Hitler-Deutschland Insasse in mehreren Lagern und zuletzt nach Ausschwitz deportiert worden. Glücklicherweise überlebten er und seine Eltern diese grausame Zeit – erst mit 86 Jahren hat er sein langes Schweigen gebrochen, denn er gehört zu den letzten Zeitzeugen. Wer diese für Körper, Geist und Psyche schreckliche Zeit überlebt hat, dem kann nichts Schlimmeres begegnen. Jeder sollte über diesen Wahnsinn und die Menschenverachtung, die das Hitlerregime in seiner ganzen Schrecklichkeit und Grausamkeit mit sich gebracht hat, Bescheid wissen; Willkür gegen Menschen und deren Massenvernichtung. Lange lebten Juden friedlich in Deutschland, bis sie plötzlich ohne ersichtlichen Grund zu „Unmenschen“ deklariert wurden – ausgebeutet, misshandelt und in Gaskammern vernichtet.
Und deshalb ist dieses Buch so wichtig und dem Autor Friedrich Dönhoff zu danken, dass er Jerry Rosenstein auf seine Erinnerungsarbeit und Reise in die Vergangenheit begleitet und diese Erinnerungen aufgeschrieben hat .
Verwundert stellt man bei der Lektüre des Buches fest, dass Jerry Rosenstein keine Verbitterung verspürt, sondern offen und frei die Orte seiner Kindheit aufsucht und auf die Menschen zugeht. Auch in der ersten Zeit nach seiner Befreiung, als er und seine Eltern in die USA auswanderten, hatte er es nicht leicht; dort wurde ihm zur Gewissheit, was er schon ahnte, dass er homosexuell war. Jedoch erst in seiner Wahlheimat San Francisco fühlte er sich frei und konnte ein selbstbestimmtes Leben führen.
Jerry hat auf seine schrecklichen Erlebnisse eine Anwort gefunden – ein gutes Leben weiter zu führen – und niemandem mehr als ihm, sei es gegönnt. Ein sehr bewegendes Buch, das man unbedingt lesen sollte.
Friedrich Dönhoff
Ein gutes Leben ist die beste Antwort
Die Geschichte des Jerry Rosenstein
ISBN 978-3-257-06902-0
Erscheint im September 2014 im Diogenes Verlag
Friedrich Dönhoff, geboren 1967 in Hamburg, ist in Kenia aufgewachsen. Er studierte Geschichte und Politik, verfasste Biographien und schrieb den Bestseller ›Die Welt ist so, wie man sie sieht – Erinnerungen an Marion Dönhoff‹. Seit 2008 schreibt er Kriminalromane um den jungen Kommissar Sebastian Fink. Friedrich Dönhoff lebt in Hamburg.