EIN FREITAG IN BARCELONA ist das ironische Porträt über acht Männer von heute – rastlos, verwirrt und verloren, auf der Suche nach einer neuen Identität. Wir erleben diese Männer in Momenten der Erkenntnis, in denen der Groschen fällt und sich ihre Sicht auf sich selbst ändert – pathetische und komische Situationen, die überraschen, staunen, schmunzeln lassen und in denen wir uns alle wiederfinden: Männer werden überzeugt, Frauen begeistert sein! Woody Allen auf Spanisch – ein Film über Neurosen, Ängste und Schwächen und den Versuch, das Beste daraus zu machen – mit bissigem Humor, eindringlichen Charakteren und einer erstklassigen Besetzung.
Ein zufälliges Aufeinandertreffen zweier alter Freunde: J. (Leonardo Sbaraglia) hat scheinbar alles, eine tolle Familie, einen guten Job, leidet aber dennoch an Depressionen und Phobien – ein gefundenes Fressen für seinen Therapeuten. E. (Eduard Fernández) ist nichts geblieben – geschieden und ohne einen Cent wohnt er wieder bei seiner Mutter. S. (Javier Cámara) setzt seinen Sohn bei seiner Exfrau (Clara Segura) ab und bringt in umständlichen Reden den Mut auf, sie um eine zweite Chance zu bitten. Der depressive und mit Medikamenten ruhig gestellte G. (Ricardo Darín) observiert gerade das Haus des Geliebten seiner Ehefrau, als er zufällig im Park auf L. (Luis Tosar) trifft. P. (Eduardo Noriega) ist auf eine schnelle Nummer mit seiner Kollegin Mamen (Candela Peña) aus, während Frau und Kind Zuhause auf ihn warten. Und M. (Jordi Mollà) und A. (Alberto San Juan) erhalten von der jeweils anderen Ehefrau (Leonor Watling und Cayetana Guillén Cuervo) eine ironische Lektion fürs Leben. Man mag sie lieben oder hassen – diese acht Männer um die 40 kommen einem irgendwie bekannt vor und fügen sich zu einem amüsanten, emotionalen Mosaik: dem Geheimnis der männlichen Identität.
Regisseur und Drehbuchautor Cesc Gay über seinen Film VERWIRRT UND VERLOREN
Die Rolle der Männer in unserer Gesellschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten gewandelt und ich habe das Gefühl, dass wir, die Männer, die letzten sind, die dies bemerken. Es hat mich gereizt, ganz schonungslos über uns zu schreiben. In meinem Film EIN FREITAG IN BARCELONA wollte ich zeigen, an welchem Punkt wir uns befinden: Wir sind verwirrt und verloren – auf der Suche nach einer neuen Identität. Und wie so oft birgt dies viel Stoff für eine Komödie. DIE NEUE ROLLE DES MANNES Unser Leben unterscheidet sich von dem Leben, das unsere Väter geführt haben. Wir sind in die Welt der Emotionen eingetaucht; man hat uns dazu gezwungen – was gut ist –, aber bestimmte Verhaltensmuster ändern sich eben nicht von einem Tag auf den anderen. Wir Männer können zum Beispiel nicht weinen. Die Frauen schon. Wir Männer gehen ins Kino, eine Szene bewegt uns, und 90 % der Männer unterdrücken ihre Gefühle.
Beim Schreiben der Szenen wollten wir die Protagonisten genau in solchen Situationen zu zeigen. Die Rolle, die Javier Cámara (S) in der zweiten Geschichte des Films spielt, kommt dem wahrscheinlich am nächsten. Es war uns bewusst, wie pathetisch es wirkt, ihn gegen sich selbst kämpfen zu sehen. KEINE VERSTECKMÖGLICHKEIT EIN FREITAG IN BARCELONA erzählt unerwartete Situationen und ungewöhnliche Gespräche, in Echtzeit und in der Gegenwart. Dieser Film fängt Augenblicke ein und setzt sich wie ein Puzzle aus verschiedenen Geschichten zusammen. Es gibt keinen Schnitt und keine Zeitsprünge. Nur reinen Dialog. Die Szenen spielen an Orten, an denen sich die Protagonisten nicht verstecken können, da sie nicht auf die Begegnungen vorbereitet sind. EIN MUSTER VON MANN In EIN FREITAG IN BARCELONA springen wir von einer Geschichte zur nächsten. Die männlichen Hauptrollen sind namenlos und werden am Ende alle irgendwie zu einer Person – zu einem Muster von Mann. Auf das Vertrauen der Beteiligten zählen zu können, war mir auch deshalb wichtig, weil ich sie beim Dreh nur ihre eigene Geschichte kannten.
DIE FRAUEN
Im Gegensatz zu den männlichen Protagonisten haben die Frauen in EIN FREITAG IN BARCELONA Namen. Sie unterscheiden sich mehr voneinander, weil ihre Rollen unterschiedlichen Zwecken dienen. Die Rolle von Clara Segura (Elena) in der Szene mit Javier Cámara (S.) ist anders als die von Candela Peña (Mamen) oder die von Leonor Watling (Maria). Dank der weiblichen Hauptfiguren kann sich die Handlung entwickeln; sie sind da, um die Männer einer Konfrontation mit sich selbst auszusetzen. Die Frauen sind auch „spektakulärer“, herausfordernder, haben mehr Persönlichkeit. Sie sind den Männern einfach immer überlegen, und ja, sie gehen immer großmütig und mit großzügigem Humor mit ihnen um.
KEINE TYPISCHE KOMÖDIE
Humor ist eine äußerst heikle Sache – es geht darum, eine bestimmte Atmosphäre zu schaffen. EIN FREITAG IN BARCELONA ist auch keine typische Komödie; der Film ist etwas ernster, bisweilen sogar traurig. Er soll nicht parodieren, sondern die Personen so darstellen, wie sie wirklich sind, in ihrem tiefsten Innersten. Da spielt viel schwarzer Humor hinein; diese Art von Humor, der einen aufrüttelt. Die Schauspieler mussten sich zerbrechlich und schwach zeigen und gleichzeitig so tun, als seien sie überlegen und stark. Das ist etwas Ungewöhnliches. ICH MUSS JETZT GEHEN… Bei allen Geschichten kommt es zu einer Begegnung und es besteht folglich auch die Möglichkeit, dass diese jeden Moment endet.
Die Figuren in EIN FREITAG IN BARCELONA sind immer kurz davor, sich zu verabschieden, dabei zu gehen oder sie treffen sich zufällig und es ergibt sich ein Gespräch über den reinen Gruß hinaus: In einem Hauseingang, einem Park, einer Wohnung, auf der Straße. Der ganze Film dreht sich um dieses „ich muss jetzt gehen“; das ist sozusagen der Ort, an dem die Handlung angesiedelt ist. Hilflose Charaktere, als ob es kein Drehbuch gäbe.
WIESO HAT KEINER GESAGT, DASS ES MAL SO KOMMT
„Wieso hat keiner gesagt, dass es mal so kommt.” Dieser Satz diente als Anlass zur Geschichte mit Leonardo (J.) und Eduardo (P.). Tomás Aragay, mein Co-Autor, hat ihn eines Tages gesagt und er hat mir sofort gefallen. Er bringt diese Verwirrung ganz gut zum Ausdruck.. „Nein, das sagt einem keiner. Die geben dir nicht einmal eine Bedienungsanleitung“, schrieb ich weiter. Diesen Satz sagt Leonardo in seiner Rolle als J. und er bringt die Gefühle der Männer in diesem Film meiner Meinung nach sehr bildlich zum Ausdruck. Dieser Gedanke gibt dem Film einen Sinn, erzeugt eine gewisse Stimmung.
EIN FREITAG IN BARCELONA
Ein Film von Cesc Gay
Kinostart: 11. Juli 2013