Mitte der 1970er Jahre – in Lille (Frankreich) feiern Medizinstudenten ausgelassen ihren Abschluss, darunter auch Seyolo Zantako (Maro Zinga), der einzige Afrikaner in der lockeren Runde. Die Chance für ihn, eine Stelle als Arzt in Frankreich zu bekommen, ist nicht sehr groß. Doch zurück nach Kinshasa möchte er nicht, obwohl ihn ein verlockendes Angebot erreicht hat – er kann Leibarzt des kongolesischen Präsidenten Mobutu werden. Für Seyelo fühlt sich das Angebot jedoch nicht richtig an. Ausgelassen wird weitergefeiert, als ein schon unter Medizinstudenten bekannter Mann das Lokal betritt: der Bürgermeister von Marly-Gormont – einem kleinen Ort im Norden Frankreichs. Alle Jahre wieder versucht er, einen Arzt für seine kleine Dorfgemeinde zu gewinnen. Seyelo macht keinen Hehl daraus, dass er diese Stelle gerne haben möchte, obwohl er keinen blassen Schimmer von der Ortschaft und den Dorfbewohnern hat. Begeistert telefoniert er mit seiner Frau, die mit den beiden Kindern noch in Kinshasa ist – Anne hört nur Frankreich, denkt Paris und ist euphorisiert. Sie sieht sich schon auf dem Champs-Élysées umherflanieren und das französische Leben genießen. Umso entsetzter ist sie einige Zeit später, als sie mit ihrer Familie im strömenden Regen in der Provinz landet und eine triste ländliche Gegend erlebt, die alles andere als prächtig ist.
Das Haus, in dem die Familie wohnen soll, ist auch nicht gerade komfortabel. Das Auto eine Rostlaube. Die ungläubigen Blicke der Nachbarn, die scheinbar noch nie afrikanische Menschen gesehen haben, die auch noch Französisch sprechen können, machen das Ganze nicht erfreulicher. Anne ist enttäuscht, auch von ihrem Mann. Der jedoch ist voller Optimismus. Bald bekämen sie sicher die französische Staatsbürgerschaft, und dann wird eine Praxis in Paris kein Wunschtraum mehr sein. Der neue Arzt ist da und die alte Praxis auch, was aber fehlt sind, die Patienten.
Der temporeiche Film zeigt den holprigen Weg, den der sympathische und charismatische junge Arzt und seine Familie gehen müssen, um sich in einem kleinen französischen Dorf zu etablieren. Dabei ist weniger das fremde Aussehen der Zugereisten das Problem, sondern die Dorfgemeinschaft. Ein geschlossenes System nach dem Motto „Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht“.
Diese Einstellung würde auch einen anderen Zugezogenen treffen, wenngleich nicht in dieser Härte. Die Hürden, einem Fremden seinen Körper anzuvertrauen, sich also eine Blöße zu geben, waren damals tatsächlich höher bei einem schwarzen, noch so freundlichen Arzt. Zudem machen gemeindepolitische Querelen um die bevorstehende Bürgermeisterwahl Zantako Schwierigkeiten, da der Konkurrent ihn ins Dorf geholt hatte. Nun muss der Arzt sie mit ausbaden.
Allein die Ehefrau will nicht als Opferfigur herhalten, sie weiß sich prima im Dorf und auf dem Markt zur Wehr zu setzen, schließlich ist sie nicht irgendeine Dumme, sondern die Arztgattin, die eigentlich in Paris sein sollte.
Und dann wird noch ein kleiner Fußballstar geboren. Die kleine Tochter Sivi ist ein echtes Fußballtalent, von dem die Jungen aus ihrer Klasse nur träumen können. Ihre Begabung ist so groß, dass sie sich nicht länger unterdrücken lässt, und so wird Sivi als Junge getarnt Mitglied im Fußballverein der Dorfes. Nunmehr ist sie die große Hoffnung des Vereins. Damit sind die Chancen für die Integration der Familie in Marly-Gomont nochmals gestiegen.
Die Komödie „Ein Dorf sieht schwarz“, die auf wahren Tatsachen beruht und vom Sohn des wirklichen Seyolo Zantako aufgeschrieben und als Drehbuch verfasst wurde, verfilmte Regisseur Julien Rambaldi sensible und mit viel Witz.
Der engagierte Arzt war bis zu seinem tödlichen Autounfall in Marly-Gomont geblieben, nachdem er mit Hilfe der Dorfbewohner die französische Staatsbürgerschaft erhalten hatte. Auf seiner Beerdigung trauerte das ganze Dorf.
Ein sehr unterhaltsamer, toller Film, den man unbedingt sehen sollte, denn er zeigt einmal mehr, dass Integration nur mit Toleranz, Humor und Menschlichkeit gelöst werden können.
Ab 20. April in den Kinos
Alle Fotos: prokino