Ron Howards neuester Film EDEN, ein mit Stars besetzter Survival-Thriller, ist viel düsterer als manche seiner jüngsten Werke. Das auf einer wahren Begebenheit basierende Drehbuch stammt von Noah Pink.
Anfang der 1930er Jahre kommt der verwitwete Kriegsveteran Heinz Wittmer (Daniel Brühl) mit seiner zweiten Frau Margaret (Sydney Sweeney) und seinem tuberkulosekranken Sohn aus erster Ehe (Jonathan Tittel) auf Floreana, einer abgelegenen Insel des Galapagos-Archipels an. Wittmer wurde durch die Schriften von Dr. Friedrich Ritter (Jude Law) inspiriert, der sich vor Jahren gemeinsam mit seiner an MS erkrankten Lebensgefährtin Dora Strauch (Vanessa Kirby) hierhin zurückgezogen hatte, um dem zunehmend faschistischen Deutschland zu entfliehen und an seinem Opus Magnum, einem Plan zur Rettung der Welt in einer neuen Gesellschaft zu schreiben.
Obwohl die Wittmers mit den besten Absichten ankommen, sind Friedrich und Dora von Anwesenheit der neuen Siedler nicht gerade begeistert, weil sie in ihrem Inselparadies nicht mehr allein sind und fürchten, die kargen Ressourcen teilen zu müssen. Doch trotz Friederichs Versuchen, die Wittmers abzuschrecken, indem er sie in einer unwirtlichen Gegend ansiedelt, bauen sich die Neuankömmlinge ein Leben auf, das allen Widrigkeiten trotzt.
Jedenfalls bis die selbsternannte Baronin Eloise Bosquet de Wagner Wehrhorn (Ana de Armas) mit ihren drei Liebhabern im Inselparadies ankommt und die labile Machtdynamik zwischen den beiden deutschen Familien verschiebt. Eloise verkündet, dass sie beträchtliche Ländereien auf der Insel besitze und Pläne hat, ein exklusives Resort für die Wohlhabenden zu bauen.
Sowohl die Ritters als auch die Wittmers sind entsetzt und lehnen das Vorhaben ab, dessen Realisierung ihre Lebensentwürfe zerstören würde. Doch die gerissene, falsche Baronin beginnt schon bald, Friedrich und Heinz gegeneinander auszuspielen. Eifersucht und Gier kommen auf und stürzen die Insel ins Chaos mit fatalen Folgen für alle ihre Bewohner.
Beim Aufbau seines Paradieses und der Entwicklung der Dynamik der langsam wachsenden Inselgemeinschaft lässt sich Howard mit einer Spiellänge von 129 Minuten viel Zeit. Das ist manchmal etwas mühselig anzusehen. Dennoch ist der Film äußerst unterhaltsam und funktioniert nicht zuletzt wegen seiner hervorragenden Besetzung. Brühl und Law verkörpern ihre Rollen mit einem sicheren Gefühl für Authentizität, wobei Law als wahnhafter Narziss und zynischer Misanthrop so gut ist wie schon lange nicht mehr.
Doch EDEN gehört eindeutig den weiblichen Darstellern, allen voran de Armas in der Rolle der promiskuitiven falschen Baronin, die das neue Paradies zu zerstören droht, deren ganzes Leben aber auf einer Reihe von Lügen aufgebaut ist.
Während man EDEN sieht, ist es schwer vorstellbar, dass das, was da auf der Leinwand abläuft, tatsächlich passiert ist. Aber vielleicht ist das genau der Sinn des Films: Je verrückter die Menschheit wird, desto weiter entfernt sie sich von der Fiktion.
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