Mit diesen Musiktipps erschließt sich sicher jedem Musikfan, wie verschieden schön Musik sein kann. Ob Jazz, Neo-Klassik oder Pop.
Daniel Erdmann & Christophe Marguet: Three Roads Home
Viel Lob ernteten der deutsche Saxofonist Daniel Erdmann und der französische Schlagzeuger Christophe Marguet bereits für ihr gemeinsames Album „Together, Together“ aus dem Jahre 2014. Mit THREE ROADS HOME setzten die beiden Musiker nun ihre Zusammenarbeit fort und luden sich hierfür die beiden Kontrabassisten Henri Texier und Claude Tchamitchian ins Studio ein, die das Duo abwechselnd zum Trio ergänzen und auf vier Aufnahmen gar zum Quartett erweitern.
Herausgekommen ist ein Jazzalbum auf allerhöchstem Niveau, melodiös, kompakt, pulsierend und vielfältig. Erdmann bearbeitet sein Tenorsaxofon mit viel Liebe zum Detail. Mal bläst er hochelegante, luftige und melodiösen Jazzlinien, dann wiederum bricht er abrupt mit einem zupackenden, expressiven Saxofon aus, das das Thema mit schrägen Klangflächen umkreist. Henri Texier zupft gekonnt seinen Bass, während Tchamitchian die Saiten seines Instruments effektvoll mit dem Bogen bearbeitet. Derweil unterstützt Marguet seine Kollegen mit flüssigem Schlagzeugspiel, das die Performance seiner Kollegen klangvoll untermalt, ohne sich in den Vordergrund zu schieben. Die Mehrzahl der exzellenten Kompositionen stammen von Erdmann und Marguet. Tchamitchian schrieb den Song „L’Ombre de l’Eau“, Texier das Stück „Don’t Buy Ivory Anymore“. Hans Kaltwasser
Label: Das Kapital Records
Lubomyr Melnyk – Fallen Trees
Fallen Trees heißt das neue Album des Pianisten Lubomyr Melnyk. Er gilt als schnellster Pianist, doch nicht allein die Schnelligkeit ist bemerkenswert, sondern die Kompositionen, die mitreißend und gewaltig sind. Die Natur übt eine inspirierende Kraft auf den Pianisten aus. Eine lange Zugreise ließ ihn von seinem Fenster aus eine Reihe von kürzlich gefällten Bäumen sehen: „Und sie sahen glorreich aus“, berichtet der Komponist. „Auch wenn man sie getötet hatte, waren sie noch längst nicht tot. Der Anblick hatte etwas Trauriges – aber zugleich war da auch Hoffnung.“
Dieses Gefühl von Traurigkeit, in dem auch Zuversicht mitschwingt, zieht sich denn auch durch das nach den Bäumen benannte Album. Die Pianoklänge sind streckenweise weniger wuchtig, ein wenig leiser und die dazugehörige Stimmung etwas düsterer und wehmütiger.
Melnyk komponiert so, wie er sein Instrument, das Klavier, spielt. Fragt man ihn, ob er in Worte fassen kann, wie es sich anfühlt, mit und in dieser Musik zu leben, sagt er: „Mein ganzer Körper verwandelt sich, wenn ich spiele – es fühlt sich wirklich so an. Meine Finger fühlen sich an wie die Winde der Welt; als würde man alle greifbaren Dimensionen leibhaftig übersteigen und transzendieren.“
Wenn auch nicht in der Radikalität dessen, was der Pianist erlebt, so sind die Emotionen, die beim Hören dieses Albums entstehen, doch sehr intensiv.
VÖ: 07.12.2018 Label: Erased Tapes
„Mondaene Dysfunction“ – Tiflis Transit
Mit vier Songs präsentiert das Band-Kollektiv aus Wuppertal, Hannover und Berlin ein musikalisches Projekt, das sich im weitesten Sinne mit Wohlstandskrankheiten beschäftigt. Entstanden sind einige der Songs bereits vor drei Jahren – vorrangig am Klavier.
Das erste Stück „May“ ist eine pianolastige Soulballade, und wie auch die weiteren drei Songs beschreibt sie mit wenigen Worten und etwas entrückten Zeilen Bruchstücke von Erlebtem, das immer die Verbindung sucht, zu den Dingen, die viele beschäftigen.
Beim Zuhören wird man mit- und ernstgenommen. Mit ihren Songs brechen sie einem das Herz und heilen es zugleich wieder. Denn es gibt ja auch und vor allem das Schöne, Ungesehene, auf das man seinen Blick richten soll.
Das Band-Kollektiv um Sänger und Pianisten Fabian Till, Niklas (Bass), Jenny (Schlagzeug, back voc) und Birk (Gitarre, back voc, Prod.) pflanzen die melodischen, harmonischen, groovigen und souligen Popsongs schnell und sicher in Herz und Gehirn, aus denen sie so schnell nicht wieder verschwinden.
„Mondaene Dysfunction“ – Tiflis Transit – 9. 11.2018 Label: listen records
Titelbild: pixabay.com