Hier werden drei Künstlerinnen und ihre bemerkenswerten Werke vorgestellt, die sich mit der Rolle, dem Selbstverständnis und Bewusstsein der Frau in der Kunst auseinandergesetzt haben.
Anna Oppermann. Künstler sein
Die Kunsthalle Bielefeld zeigt vom 23. März bis zum 28. Juli 2019 eine Ausstellung mit Werken der Künstlerin Anna Oppermann (1940 – 1993). Zentrum der Ausstellung ist das umfangreiche Ensemble «Künstler sein (Zeichnen nach der Natur, zum Beispiel Lindenblätter)», eines der Hauptwerke Anna Oppermanns, das 1977 auf der documenta 6 in Kassel gezeigt wurde. Das Werk steht programmatisch für das Selbstverständnis einer neuen Künstlergeneration in den 1960er und 1970er Jahren, die Grenzen inhaltlich und formal in vielerlei Richtungen aufzubrechen suchte. Anna Oppermanns Kunst artikuliert den Anspruch, gleichberechtigt als Künstlerin neben ihren männlichen Kollegen wahrgenommen zu werden.
Das Frühwerk Anna Oppermanns besteht neben zahlreichen Zeichnungen auf Papier und Karton aus Blei- und Buntstiftzeichnungen mit Collageelementen auf Hartfaserplatten, die in ihrer Motivik und Farbigkeit Einflüsse von Dada, Surrealismus und Pop Art aufweisen. Zwischen ca. 1965 und 1968 arbeitet Oppermann an Bildwelten, die zum einen die knallige Farbigkeit und die bunte Jugend- und Konsumkultur der Pop Art zitieren und zum anderen eine eindeutige Nähe zu den Traum- und Fantasielandschaften der Surrealisten herstellen. Thematisch orientiert sich Anna Oppermann an gesellschaftspolitischen Fragen, vornehmlich der Gleichberechtigung von Mann und Frau, individuellen Ängsten und sozialen Erwartungen.
Diese Themen führt sie in den ab Mitte der 1960er Jahre entstehenden Ensembles weiter aus hinsichtlich einer Befragung der ökonomischen Situation von Künstlerinnen, deren schwieriger Position in einem männerdominierten Umfeld sowie der kritischen Auseinandersetzung mit den Bedingungen, Voraussetzungen und Mechanismen des Kunstmarktes. Der eigene Status als Frau, Mutter und Künstlerin ist dabei Ausgangspunkt für die Betrachtung allgemeiner gesellschaftlicher Strukturen.
Titelbild: Anna Oppermann, Gurken und Tomaten (Frau sein), 1968-1976, Detail. Installationsansicht Kunsthalle Bielefeld 2019. Ludwig Forum für Internationale Kunst Aachen, Leihgabe der Peter und Irene Ludwig Stiftung.FotoPhilipp Ottendörfer/Kunsthalle Bielefeld
Anna Oppermann. Künstler sein
23.03. bis 28. 07. 19 | Kunsthalle Bielefeld
Eva Hesse – Zeichnungen
Rund fünfzehn Jahre nach der groß angelegten Retrospektive stellt das Museum Wiesbaden das Schaffen der Ausnahmekünstlerin Eva Hesse (1936—1970) erneut in den Mittelpunkt einer Ausstellung. Beginnend mit frühen Studienarbeiten aus der Mitte der 1950er-Jahre über malerisch angelegte Aquarelle, Tempera- und Tuschezeichnungen bis hin zu den Entwurfsskizzen und Konstruktionszeichnungen für die Skulpturen aus den späten 1960er-Jahren gibt die Ausstellung mit gut 70 Zeichnungen einen umfassenden Einblick in das nur rund fünfzehn Jahre umspannende Werk der US-amerikanischen Künstlerin.
Die Ausstellung wurde organisiert in Zusammenarbeit mit dem Estate of Eva Hesse, Galerie Hauser & Wirth, sowie dem Allen Memorial Art Museum, Oberlin College. 15.03. – 23. 06. 19 | Museum Wiesbaden
MARIA LASSNIG – Die Sammlung Klewan
Der 2014 verstorbenen österreichischen Künstlerin Maria Lassnig widmet die Staatsgalerie Stuttgart anlässlich ihres 100. Geburtstags eine Ausstellung, die fast alle ihre Werkphasen beleuchtet und einen Schwerpunkt auf die 1960er-Jahre legt.
Im Mittelpunkt ihrer schonungslos offenen Körperbewusstseinsbilder stehen die eigenen physischen Empfindungen. Seit Ende der 1950er Jahre macht Lassnig den eigenen Körper zum Thema der Kunst – nicht was sie sieht, sondern wie sie sich spürt wird zum Bild. Anfangs bezeichnet sie diese Arbeiten als »introspektive Erlebnisse«, später nennt Lassnig sie »body awareness paintings«. Ihre Körperbewusstseinsbilder oder Körpergefühlsbilder blicken in ihr Innerstes, auf humoristische, ernsthafte aber auch ungeschminkte offene Weise offenbart sie ihre physischen Empfindungen. Sexualität und Gewalt spielen dabei ebenfalls eine bedeutende Rolle, aber auch die Angst vor Katastrophen und Naturzerstörungen sind Themen in ihrem Schaffen.
In ihren Werken hat sie einen eigenständigen Weg zwischen Figuration und Abstraktion gefunden.
Die zehn Gemälde und rund 70 Zeichnungen, Aquarelle und Druckgraphiken sowie einige Fotografien mit der Künstlerin stammen alle aus der Sammlung Klewan. 1981 zeigte der Kunstsammler Helmut Klewan die erste Lassnig-Ausstellung in seiner damaligen Münchner Galerie. Es folgten viele weitere Einzelpräsentationen, die dazu beitrugen, dass Maria Lassnig in ihrer zweiten Lebenshälfte endlich die verdiente Anerkennung auch im Ausland zuteil wurde. Heute gilt sie als eine der bedeutendsten international bekannten Künstlerinnen aus Österreich.
14.3. – 28.7.2019 | Graphik-Kabinett und Sammlung, Staatsgalerie Stuttgart