Dirk Reinartz gehörte unbestritten zu den bedeutendsten Bildjournalisten und Reportage-Fotografen der späten Bundesrepublik und des wiedervereinigten Deutschlands. Unter dem Titel „Dirk Reinartz. Fotografieren, was ist“ widmet das LVR-LandesMuseum Bonn dem Ausnahmefotografen zusammen mit der Deutschen Fotothek, Dresden, und der Stiftung F.C. Gundlach, Hamburg, vom 16. Mai bis zum 15. September 2024 eine umfangreiche Retrospektive, die erste seit seinem frühen Tod vor zwanzig Jahren.
Die Ausstellung – Spuren eines Lebenswerks zeigt rund 350 fotografische Arbeiten sowie zahlreiche bislang unveröffentlichte Archivdokumente, die das herausragende bildjournalistische und fotografische Wirken von Dirk Reinartz bezeugen. Von ersten Studienarbeiten von der Folkwangschule für Gestaltung in Essen über frühe Fotoreportagen und Auslandsreisen etwa für den Stern.
Auch für die Magazine der ZEIT und der Süddeutschen Zeitung und die Kunstzeitschrift art wird der Bogen gespannt bis zu seinen zahlreichen freien Bildserien und Publikationen, darunter Kein schöner Land (1989) und Besonderes Kennzeichen: Deutsch (1990). Präsentiert wird das fotografische Lebenswerk entlang fünf thematischer Spannungsfelder, die Dirk Reinartz zeit seines Lebens beschäftigt haben: Nähe – Ferne, Macht – Ohnmacht, Geschichte – Gegenwart, deutsch – deutsch, Amerika – America. Ergänzt werden die Themenbereiche um zwei Exkurse: das Projekt totenstill (1994), das auf eindringliche Weise architektonische Relikte ehemaliger nationalsozialistischer Konzentrationslager in den Blick nimmt, sowie Bildserien zu den Skulpturen des amerikanischen Bildhauers Richard Serra, mit dem Reinartz eine langjährige Freundschaft verband.
Die aus einem gewaltigen und teils noch unveröffentlichten Archivbestand entwickelte Ausstellung präsentiert mit Dirk Reinartz einen Fotografen, dem ein Platz in der ersten Reihe der großen deutschen Reportage- und Dokumentarfotografen des 20. Jahrhunderts gebührt.
LVR-LandesMuseum Bonn, Colmantstr. 14 – 16, 53115 Bonn
Dirk Reinartz – 1947 in Aachen geboren – hat die Reportage-Fotografie und fotografische Dokumentation in Deutschland geprägt wie wenige vor und nach ihm. Drei Jahre nach der Übergabe des Nachlasses an die Deutsche Fotothek und die Stiftung F.C. Gundlach würdigt das LVR-LandesMuseum Bonn das einzigartige Werk des 2004 verstorbenen Fotografen und gibt erstmals Einblicke in alle Schaffensphasen. Die überwiegend in Schwarzweiß gehaltenen Fotografien von Dirk Reinartz zeichnen sich durch eine unverkennbar präzise Bildsprache mit teils subtilem Humor aus, wodurch es ihm gelang, gesellschaftspolitische Entwicklungen seiner Zeit und konkrete Lebenssituationen von Menschen in pointierten, feinsinnigen fotografischen Erzählungen festzuhalten.