Die zwei Tode von The National

Selbstmord durch Grössenwahn und gleichzeitig von der Maag erschlagen. Die grossartigen The National gehen in Zürich baden.

 

 Live – 13.08.2014 Maag Halle Zürich

 

2007: The National im freien Aufstieg! Mit ihrem grandiosen Album “Boxer” machen sie halt im kleinen Zürcher Abart (Gott hab es selig) und zeigen, dass sie in diesem Moment die geilste Rockband des Planeten sind. Ihre subtilen Melodien entfalten sich im unglaublich dynamischen Sound. Matt Berninger’s sonore Stimme verzaubert so sehr wie die von Lambchop’s Kurt Wagner. Eine grosse Band mit grosser Zukunft zeigte an diesem Abend wie verdient der Hype um die Band ist.

2014: Der Hype ist unglaublicherweise noch nicht abgeflacht und sie haben die Maag Halle wahrscheinlich mühelos ausverkauft. The National sind neben Arcade Fire DIE GROSSE KONSENSBAND der alternativen Musik. Sie haben erst zwei Alben mehr im Gepäck. Das Boxer-grosse „High Violet“ und das letztjährige „Trouble will find me“. Die Erwartungshaltung war enorm aber zum einen ist The National zu einer ca. 9-Köpfigen Live-Band geworden und zum anderen spielten sie an diesem Abend in einer Halle wo die ersten vier Buchstaben (Hall) gross geschrieben sind.

Wenn ich ehrlich bin, war diese Kombination wie tödliches Gift und ich kann die Schuld nicht zu 100% auf die Schultern der Maag legen, denn eigentlich kann eine Halle irgendwie nichts dafür. Jeder Ton fühlte sich an wie durch einen Suppentopf aus Blech gerührt. Und es waren so viele Töne aus diesen 8 Instrumenten, dass die Suppe ungeniessbar wurde, weil sie meine Ohren zum Bluten brachte. Selten habe ich so oft mein Gesicht verzerrt. Die 4 Bläser hätten sie sich sparen können, denn im Soundbrei konnte ich nicht erkennen ob es nun eine Trompete war, die ich hörte oder das Feedback einer Gitarre. Am Piano hab ich mal jemanden spielen gesehen aber nicht herausgefunden ob das Piano überhaupt Töne spuckt.

Die Hits waren da. Schon früh. „Mistaken for strangers“, „Bloodbuzz Ohio“ oder “Anyone’s Ghost”. Hervorragendes Material. Eins nach dem anderen und bei jedem darauffolgenden Lied wollte ich es wieder gut finden. Aber nach 40 Minuten gab ich das Vorhaben auf und kämpfte mich nach Draussen.

The National haben sich mit der Aufstockung der Band keinen Gefallen getan. Sie sind jetzt irgendwie eine grössenwahnsinnige Superrockband. Ihre Subtilität, die für diese Band ALLES ist, ausradiert. Nicht mal Matt’s Stimme hatte dieses faszinierende Timbre, dass ihn sonst auszeichnet. Vielleicht würde es in einem kleinen Club mit sauberer Akustik auch mit diesem Band-Setup funktionieren aber in der Maag haben sie somit einen Selbstmord begangen.

Am nächsten Tag musste ich ein paar ihrer Songs anhören um ihre Qualität im Ohr wiederherzustellen.

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photos: Esplanade-Theatres on the Bay / 4AD

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UrsHoesli
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