Verloren sitzt Mary im Krankenhausflur neben Katie und weiß nicht so recht, wie sie hierhin gekommen ist. Auch für Katie ist die Situation neu. Wärend ihre Mutter Caroline mit der Sozialarbeiterin spricht, soll sie sich um ihre Oma kümmern, die sie bisher noch nie gesehen hat. Oder doch? Nachdem alle das Krankenhaus wieder verlassen haben, geht es um die Frage, wie lange Mary bei der Familie bleiben kann. Der 14-jährige Chris, der an einer Entwicklungsverzögerung leidet, und die 17-jährige Katie sowie ihre Mutter Caroline fühlen sich überrumpelt. Denn tatsächlich wurde die Oma in ihrer Familie nie erwähnt. Nun ist deren Lebenspartner gestorben, und nur dem Umstand, dass Carolines Telefonnummer auf Jacks Notfallarmband stand, ist diese Situation zu verdanken. Caroline möchte Mary so schnell wie nur möglich los werden. Und Katie hat eigentlich genug um die Ohren. Ihr letztes Schuljahr und zahlreiche Prüfungstermine lassen ihr wenig Zeit übrig. Zudem hat sie Schwierigkeiten mir ihrer Freundin Esme. Doch irgendwie geht von ihrer Oma Mary eine faszinierende Wirkung aus, sie ist so anders, als normalerweise ältere Frauen sind. Katie ahnt auch, dass der Drang der Oma, hinaus zu einer bestimmten Adresse zu kommen, mehr ist als ein Symptom der Alzheimer-Erkrankung, an der Mary offensichtlich leidet. Und anstatt sie zuhause festzuhalten, begleitet Katie Mary und erfährt dabei Neues über ihre Familie. Denn Mary will immer in ein bestimmtes Café. Bei diesen Besuchen lernt Katie auch Simona näher kennen, die dort kellnert. Ein Mädchen aus ihrer Schule, über das viel geredet wird. Sie ist anders als Katies Freundinnen und sie ist lesbisch. Katie weiß seit einiger Zeit, dass auch sie mehr für ihre Freundin Esme empfindet als für irgendeinen Jungen.
Ein ungehöriges Gefühl und gehört es zu ihr? Sie ist nicht sicher. Ihre Großmutter zeigt Katie unbewusst einen Weg auf und gibt diesem jungen Mädchen Mut, das sich ebenso nach Unabhängigkeit und Freiheit sehnt wie Mary…
Vielleicht ist die Geschichte gar nicht so ungewöhnlich: Alzheimer wird immer häufiger diagnostiziert, und Familien ohne Väter gibt es auch zur Genüge. Den Kick des Romans macht jedoch der intensive Blick der Autorin auf zwei Frauen aus: Die eine steht am Ende, die andere am Anfang ihres Lebens. Beide sind auf der Suche, nach Identität die Enkeltochter und nach Erinnerung die Oma. Für beide wird die Begegnung zur Chance. Ein berührender, optimistischer Familienroman, wunderbar erzählt.
Die Ungehörigkeit des Glücks
Jenny Downham
Aus dem Englischen von Astrid Arz
Deutsche Erstausgabe
ISBN: 978-3-570-10292-3
Verlag: C. Bertelsmann