Die Schlange – Kriminalroman von Martin Wehrle

Susannes Leben hat einen Tiefpunkt erreicht. Nicht nur, dass ihr inneres Teufelchen ihr das Leben schwer macht und sie als Versagerin bezeichnet. Ihr Briefkasten erzählt eine weitaus deprimierendere Geschichte. Rechnungen, Mahnungen und Erinnerungen treffen bei ihr ein und landen ungeöffnet geradewegs in ihrer Schreibtischschublade. Dass dies mit den SMS-Botschaften, die sie ihrem Sohn regelmäßig ins Internat schickt, keineswegs deckungsgleich ist, kommt nochmals hinzu. Tiefer kann die Journalistin gar nicht fallen, deshalb greift Susanne nun doch zu dem Strohhalm, der ihr geboten wird und heuert bei einem Immobilienmakler an.

Der wirkt zwar merkwürdig auf sie, doch da sie das Geld braucht und ihre Tante Martha hier in Hamburg lebt, sagt sie schließlich zu. Allerdings ist auch der Auftrag alles andere als normal. Denn wer vergibt an eine Journalistin die Aufgabe, schmutzige Machenschaften in der eigenen Immobilienfirma aufzudecken?

Und die Fälle, um die es sich handelt, sind alles andere als harmlos. Alte Mieter sollen aus ihren Wohnungen gemobbt werden, um Luxussanierungen und Neubauten Platz zu machen. Sogar ein Todesfall soll auf ihrer Liste stehen. Susanne stößt bei ihren Ermittlungen auf Hindernisse. Eben hat sie noch geglaubt, dem Geschäftsführer des Mieterschutzvereins Einzelheiten entlocken zu können, doch schon baut sich gleich eine Mauer des Schweigens auf.

Nur die betroffenen Mieter haben sich geäußert. Wie sie systematisch vom unzumutbaren Lärm bis hin zur Gasvergiftung von einem Kanon an Maßnahmen überrollt wurden, die ein Leben in ihren Wohnungen unmöglich macht.

Als Susannes Auftraggeber schließlich durch einen Flugzeugabsturz als verschollen gilt, weiß die Journalistin erst einmal nicht, wie es weitergeht. Bis sie die Schwester und Miteigentümerin des Immobilienhais kennenlernt. Die wirkt so kalt und hart, wie es ihr bereits erzählt wurde. Als dann ein weiteres Stagebau Miethaus in Flammen aufgeht, gerät Susanne selbst in Lebensgefahr. Kann sie sich retten und endlich die Machenschaften des Immobilienkonzerns aufdecken?

Mietmobbing, Luxussanierung, Wohnungsnot – verfolgt man die Medien dazu, gibt es tatsächlich Ungeheuerliches. Der Autor Martin Wehrle hat gut recherchiert und erzählt eine spannende Geschichte rund um dieses Thema. Im Mittelpunkt steht die sympathische, aber traumatisierte Journalistin Susanne Mikula. Dabei greift Martin Wehrle auch die Rolle des Journalismus auf. Wie kritisch und objektiv berichtet er über dieses Thema? Wohnen als Menschenrecht wird in unseren Zeiten immer schwieriger, denn der Wohnungsmarkt ist derzeit entfesselt.

Der Kriminalroman von Martin Wehrle nimmt uns mit auf eine spannende und aufrüttelnde Reise in dieses lohnende, hochaktuelle Thema, bei dem die Gier nach Macht und Geld keine Grenzen zu kennen scheinen. Sehr unterhaltsam und mit einem starken Realitätsbezug.

Die Schlange
Kriminalroman von Martin Wehrle

ISBN 978-3-7109-0069-3
Verlag: Benevento

Standardbild
Ingrid
Kunst und Kultur, Musik und Bücher, ohne sie ist ein Leben denkbar, aber für mich sinnlos. Darum habe ich diesen Blog ins Leben gerufen. Es macht viel Spaß, ihn zu gestalten - ich hoffe, den Usern, ihn zu lesen. Nicht alles, was gedruckt wird, muss gelesen, nicht jedes Album gehört werden. Was die User hier finden, gefällt mir und den Gastautoren, die ab und zu Lust haben, etwas zu schreiben.
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