„Ich wusste seit jeher, dass sie mich zum Tode verurteilen würden“. Zunächst weiß man nicht, wer dieser Mensch ist, der die Worte zu Beginn des Romans „Die Passion“ von Amélie Nothomb spricht. Doch bald wird klar, es ist Jesus. In der Nacht vor seinem Tod lässt er den kurzen Prozess, die Zeugenaussagen vor seinem inneren Auge ablaufen. Er ist allein und seine Gedanken sind zunächst darauf fokussiert, was ihn erwartet. Die Schmerzen und wie allein er dabei ist.
Was war ihm wichtig? Liebe, seine Eltern, Magdalena und Wasser. Er hat anders als sein Vater und Schöpfer einen Körper und der hat oft das Sagen. Selbst bei seinen Wundern. Der Körper ist die Rinde, die es zu überwinden gilt. Nur dann kann er diese Wunder vollbringen. Und oft hat er gedacht, das alles hinter sich zu lassen. Ein normaler Mensch zu sein, mit Magdalena an seiner Seite ein alltägliches Leben mit Kindern zu leben.
In Amélie Nothomb Roman „Die Passion“ wird nicht nur Jesus ein Mensch, sondern zugleich ist er eine leidenschaftliche Hymne an den Körper, seine sinnlichen Erfahrungen und an das Menschsein an sich. Sehr lesenswert und ungewöhnlich.
„Die Passion“ – Amélie Nothomb
978-3-257-07141-2
Aus dem Französischen von Brigitte Große
Hardcover Leinen
128 Seiten
Verlag: Diogenes
Amélie Nothomb, geboren 1967 in Kobe, Japan, hat ihre Kindheit und Jugend als Tochter eines belgischen Diplomaten hauptsächlich in Fernost verbracht. Seit ihrer Jugend schreibt sie wie besessen. In Frankreich stürmt sie mit jedem neuen Buch die Bestsellerlisten und erreicht Millionenauflagen. Ihre Romane erscheinen in 39 Sprachen. Für Mit Staunen und Zittern erhielt sie den Grand Prix de l’Académie française. Amélie Nothomb lebt in Paris und Brüssel.